Ingolstadt
Mit Tacos und Heuschrecken

Eine deutsch-mexikanische Familie aus Ingolstadt fiebert beim WM-Duell beider Länder besonders mit

15.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:48 Uhr
Es lebe Mexiko! Die bald dreijährige Sophia stimmt ihre Eltern Patricia Ramos López und Martin Wimösterer auf den Sonntag ein. −Foto: Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) An diesem Sonntag steigen die deutschen Kicker ins WM-Geschehen ein und treffen um 17 Uhr auf Mexiko. Nicht zuletzt durch die automobile Verbindung Ingolstadts nach Lateinamerika sind einige familiäre Bünde vorhanden. Bei Martin Wimösterer und Patricia Ramos López spielten Autos keine Rolle. Das WM-Duell aber sehr wohl.

Auch wenn sich über den Ausgang der Partie und das Abschneiden beider Teams angesichts einer durchwachsenen Vorbereitung (mit Eskort-Damen-Affäre dort und Türkei-trikot-Affäre hier) trefflich spekuliert werden kann, so ist eines klar: Am Sonntag wird sich der Wohnzimmertisch im Hause Wimösterer/Ramos López zweifellos biegen. Ohne genügend Essen geht in Mexiko und auch in der deutsch-mexikanischen Familie aus Ingolstadt natürlich nichts. Wobei die 35-jährige Ehefrau gleich den Kopf schüttelt: Chili con Carne oder Burritos, an die man sofort denken würde, kommen in der Heimat nicht auf den Tisch. "Das ist Tex-Mex!" Also amerikanisch angehaucht. Dafür geht nichts ohne Tacos und Chilisoße. Oder gerne auch panierte Heuschschrecken. "Schmeckt wie Hühnchen und eben nussig", sagt der 35-jährige Ehemann, der sich bei mehreren Reisen und besonders bei einem Studienaufenthalt in Land und Leute (eine davon ganz besonders) verliebt hat. Die Mexikaner seien sehr herzlich. Dazu sehr harte Arbeiter, die viele Stunden schuften "und kriegen das ganz gut hin", sagt Wimösterer . Auch wenn sie es manchmal mit der Pünktlichkeit nicht so ganz genau nehmen. Seine Frau kann da nur lachend nicken.

Sie stammt aus Puebla, wo Volkswagen sein Werk hat. Zwei Autostunden entfernt liegt das Audi-Werk in einem der sichersten Bundesstaaten des Landes, wie beide bestätigen. Puebla sei sehr von den Deutschen geprägt, viele offizielle Schilder sind sogar auf Mexikanisch und Deutsch. "Mich haben dort aber ein paar Deutsche auf Spanisch gefragt, wo der Weg ist", berichtet Martin Wimösterer amüsiert. Angesichts seines Teints hielten sie ihn für einen Einheimischen.

Als Deutscher stach er aber vor vier Jahren deutlich heraus, als er den WM-Triumph von Jogi Löws Jungs mit seiner zukünftigen Frau und Freunden am Fuße der bekannten Teotihuacán-Pyramide in einem Lokal verfolgte. "Da wurde ich dann freundlich aufgefordert, für alle zu zahlen", sagt er lachend. "Dem bin ich dann gerne nachgekommen." Auch fremde Mexikaner kamen zum Schulterklopfen rüber.

Die Begeisterungsfähigkeit der Leute steckt an. Ein Fußball-Länderspiel mit 100000 feurigen Mexikanern im Aztekenstadion hat Wimösterer so schnell nicht vergessen. Dabei kennt er als Pressesprecher des ERC Ingolstadt genügend hitzige Sportpartien.

Am Sonntag darf auch Töchterchen Sophia (bald 3) mitfiebern, die schon eifrig die Flagge schwenken kann: die mexikanische in diesem Fall. Die Rollen sind also klar verteilt. Nüchtern betrachtet, so sagt Mutter Patricia, hat Mexiko auch bei dieser Partie und der WM keine große Chance. "Aber Hoffnung haben wir immer!"

Christian Rehberger