Ingolstadt
Zwei Länder in einem Fußballerherz

Die in Ingolstadt wohnenden Russlanddeutschen jubeln bei der WM beiden Mannschaften zu

24.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:33 Uhr
Sie halten zwar eine russische Nationalflagge in Händen, aber ihr Herz schlägt bei der WM genauso für Deutschland: Waldemar Morasch und seine Tochter Ellen (12) vor dem Mix-Markt. −Foto: Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) "Mein Herz schlägt bei der Fußball-WM für Deutschland und Russland", sagt Waldemar Morasch. Der 42-jährige Eitensheimer steht am Samstagnachmittag an einem Fanartikelstand vor dem Mix-Markt an der Theodor-Heuss-Straße und begutachtet die verschiedenen Nationalflaggen. Die Meinung des Russlanddeutschen teilen offensichtlich viele seiner in Ingolstadt und Umgebung lebenden Landsleute, wie eine DK-Umfrage in dem Markt ergibt.

Einigkeit herrscht bei den Kunden (die meisten sind Russlanddeutsche) auch darin, dass die WM-Stimmung in Deutschland noch ausbaufähig sei. "Die war bei der letzten Weltmeisterschaft viel ausgelassener", findet Andreas Schmidt (48). Er schaut sich die Weltmeisterschaft mit seiner Frau am heimischen Fernseher an. Große Grillfeier im Innenhof mit anderen Russlanddeutschen? Fehlanzeige. Nur Sohn Ronald (16) drängt es zum Public Viewing. Heute will er sich an der Donaubühne das Spiel Russland gegen Uruguay anschauen.

Jakob Leis peilt an diesem Tag eine Grillfeier mit sechs Arbeitskollegen in seinem Haus an. Bei russischen Fleischtaschen und Bier soll die Stimmung perlen. Seine Frau Maria Leis leitet im Mix-Markt (dort deutet nichts auf die WM hin) ein Reisebüro. Sie hat, seit das sportliche Großereignis läuft, "nur ein paar Tickets mehr als üblich" für Flüge von München nach Moskau verkauft. Warum ist das so? "Die Leute fliegen lieber in den Ferien nach Russland. "

Die Atmosphäre dort sei großartig, meint Waldemar Morasch, der schon mit zwei Freunden aus Moskau telefoniert hat. "Alle feiern fröhlich und friedlich in Kneipen und Bars. " Das hat auch Andreas Schmidt in Ingolstadt festgestellt. "Wir Russlanddeutsche sind so integriert hier, dass wir mit allen Bürgern feiern können", erzählt er.

Die Feierlaune werde ab dem Achtelfinale bestimmt steigen, hofft eine Verkäuferin im Supermarkt. Dann könnte auch der Umsatz an Bier, Chips und Co. in die Höhe gehen.

Karlheinz Heimisch