stadtgeflüster
Riesenfreude im Bällebad

24.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:11 Uhr

(mms) Das Spiel ist praktisch schon aus, Deutschland ist so gut wie raus.

Nochmal Freistoß, linke Seite an der Strafraumgrenze. Kroos kurz, Reus stoppt und Kroos schlenzt den Ball in einem perfekten Bogen mitten ins Herz der Schweden. Beim Public Viewing am Rathausplatz in Ingolstadt gibt es kein Halten mehr. Die Schanzer springen vor Glück. So heftig, dass die Seismographen leicht ausschlagen. Der Jubel ist ohrenbetäubend, die Fenster rings umher vibrieren vor Freude. Die Erleichterung ist ähnlich groß wie anno 1632. Schwedenkönig Gustav Adolf belagerte mit seinem Heer fünf Tage lang Ingolstadt. So wie seine Soldaten dann unverrichteter Dinge nach Landshut abzogen, so mussten Emil Forsberg und Co. am Samstagabend mit hängenden Köpfen vom Rasen schleichen.

Auch den Mitarbeitern von Ikea im Ingolstäder Osten fällt ein großer Ball vom Herzen. Bei einem Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft hätten sie sich im Bällebad nicht mehr blicken lassen können. Die Häme wäre einfach zu groß gewesen, frei nach dem Motto des schwedischen Möbelverkäufers: Spielst Du noch oder packst Du schon? Nun dagegen überlegen die Kollegen, ob sie nicht etwas früher in die Arbeit fahren sollen und die blauen und grünen Bälle aussortieren, damit die Besucher in Schwarz-Rot-Gelb baden können.

Ach, es hätte alles so schön sein können. Ikea? Hat sich gegen Ingolstadt entschieden. Public Viewing am Rathausplatz? Leider nein. Selbst in der Wüste hätte man an diesem Samstagabend nicht einsamer sein können. Wenigstens hat Kroos getroffen und die deutschen Hoffnungen aufs Weiterkommen bewahrt - Südkorea kann kommen.