Ingolstadt
Ein Hoch auf Meister Beuys

Eichen-Pflanzung vor dem Stadtmuseum im Zeichen des Erinnerungsjahres

19.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:30 Uhr
Viel Aufhebens um ein kleines Bäumchen: Pflanzaktion am Freitagmittag vor dem Kavalier Hepp. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Elf Spaten und elf Gießkannen: Fürs Rüstzeug, mit dem die Offiziellen dem spindeldürren Bäumchen auf die Rinde rücken konnten, war reichlich gesorgt.

Die junge Roteiche, die da am Freitagmittag am Rande der Von-der Tann-Straße, beim Überweg vor dem Stadtmuseum, bei Schneefall in den Grünstreifen gepflanzt wurde, hatte sich als Sprössling wohl nicht träumen lassen, eine gewisse Prominenz zu erlangen. Jetzt aber ist sie Ingolstadts Beitrag zum Erinnerungsjahr für den 1986 gestorbenen Multi-Künstler Josef Beuys, der im Mai 100 Jahre alt geworden wäre.

Wie am Donnerstag bereits im DK-Kulturteil ausführlich erörtert, haben sich Protagonisten regionaler Künstlergruppen und Förderzirkel anlässlich dieses runden Geburtstages eine Wiedererstarkung der Beuys-Aktion "7000 Eichen - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung" (begründet auf der documenta7 im Jahre 1982) auf die Fahnen geschrieben. In Bayern sollen in nächster Zeit in 64 Städten junge Eichen und ebenso viele zugehörige Basalt-Stelen mit erklärenden Plaketten gepflanzt beziehungsweise gesetzt werden - und der Auftakt hierzu ist nun ausgerechnet in Ingolstadt gemacht worden.

Josef Beuys, quasi auf allen Feldern der Kunst beheimateter und ebenso anerkannter wie umstrittener Provokateur der internationalen Kunstszene der Nachkriegszeit, hatte mit seiner documenta-Aktion den Startschuss zu einem ökologisch orientierten Bewusstseinswandel geben wollen. Seine Baumpflanzung sollte eine ganze Kettenreaktion auslösen, in der sich Menschen als (künstlerische) Mitgestalter einer neuen, besseren Welt verstehen sollten. Das Thema ist in heutigen Tagen durch die anhaltende und inzwischen weitaus sichtbarere und spürbarere Umweltzerstörung rund um den Globus von hoher Aktualität.

Daran erinnerte auch Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll, als sie im Schneetreiben vor dem Kavalier Hepp die wegen der Corona-Einschränkungen doch begrenzte Schar der Protagonisten und Zuschauer begrüßte. Nachhaltigkeit, so die mit Amtskollegin Petra Kleine und Kulturreferent Gabriel Engert angerückte Vertreterin der Stadt, habe zu Josef Beuys' Zeit noch nicht jenen Schlagwortcharakter gehabt wie heute, doch genau dies sei das Ziel seiner Baum-Idee gewesen. Es gehe darum, so unterstrich Referent Engert, über die Symbolkraft eines Baumes "Vergangenheit und Zukunft zu verbinden" und den Menschen bewusst zu machen, sich "als Teil der Natur wahrzunehmen".

Grußworte sprachen auch Christine Fuchs von der an dem neuen Projekt beteiligten Ingolstädter Initiative "Stadtkultur", Lothar Müller vom Traunreuther Museum "Das Maximum", das den Anstoß zu der bayernweiten Pflanzaktion im Jubiläumsjahr gegeben hat, und Johanna Mödl, Leiterin der benachbarten Ickstatt-Realschule, deren "Belegschaft" die Patenschaft über die Ingolstädter Beuys-Eiche übernommen hat. Ein offizielles Fest zur Baumaktion soll nachgeholt werden, sobald es die Umstände zulassen.

Fragwürdig bleibt trotz aller anerkennenden Worte der Offiziellen der Standort der jungen Eiche. Als einfacher Straßenbaum so dicht am Zebrastreifen ist sie doch eher unauffällig und beizeiten vielleicht sogar im Wege. Da hätte man sich einen prominenteren Platz vorstellen können.

DK

Bernd Heimerl