"Die Bestie von Sevilla"

19.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:49 Uhr

Gerd Rosenacker, der Bassist der Ingolstädter Rockband Slut, über das Halbfinale in Sevilla 1982: "ein Jahrhundertspiel." - Foto: oh

Ingolstadt (ms) Schon im Alter von drei Jahren schlief er in der Bettwäsche des FC Bayern. Seitdem ist Fußball sein Leben: Gerd Rosenacker, der Bassist der Ingolstädter Rockband Slut, ist nicht nur an der vierseitigen Zupfgitarre ein echter Experte, sondern auch auf dem grünen Rasen. In der Jugend hat er unter anderem für den MTV in der Bayernliga gegen den Ball getreten.

"Das Halbfinale in Sevilla war ein wunderbares Spiel, ein echtes Jahrhundertspiel, das ich als Achtjähriger mit meinen Eltern im Fernsehen angeschaut habe. An dem Abend habe ich begriffen, was Fußball wirklich bedeutet. Alle spektakulären Elemente steckten in diesem Spiel. In die Geschichte eingegangen ist zum Beispiel das Foul von Toni Schumacher an Battiston. Danach hieß der Torwart nur noch ,Die Bestie von Sevilla’.

In der 17. Minute hatte Pierre Littbarski das 1:0 geschossen, kurze Zeit später glich Frankreich durch Michel Platini aus. In der Verlängerung lief es dann ganz blöd: Die Franzosen führten nach Toren von Trésor und Giresse mit 3:1, und es sah aus, als ob der Kaas bissen wär’. Doch dann wurde Rummenigge eingewechselt und traf zum Anschlusstor. Schließlich kam der Augenblick der Augenblicke: Nur Sekunden vor Abpfiff traf Klaus Fischer mit einem unglaublichen Fallrückzieher zum 3:3. Bis dahin war ich eigentlich schon ein Nervenwrack. Alle hassten Schumacher, und dann war der Torwart die Hauptfigur beim Elfmeterschießen. Uli Stielike, das Arbeitstier im Mittelfeld, versemmelte seinen Schuss. Alle buhten, als Schumacher zu Stielike ging, und ihm etwas ins Ohr raunte. Daraufhin wehrte der Torwart den nächsten und auch den übernächsten Strafstoß ab.

Hinterher haben wir erfahren, was Schumacher geflüstert hatte: ,Den nächsten halte ich nur für Dich!’ Horst Hrubesch besiegelte mit seinem erfolgreichen Elfmeter den Einzug ins Finale. Nach dem Spiel habe ich mir ein Frankreich-Trikot gekauft, das ich heute noch besitze: die Nummer 10 von Platini."