Ingolstadt
Einmal Corona-Test, bitte

Vor der Stadtratssitzung am Montag durften sich auch Journalisten auf das Virus testen lassen

02.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:52 Uhr
Der Blick aus dem Auto, kurz vor der Einfahrt in die Corona-Teststation am Audi-Sportpark. −Foto: Bird

Ingolstadt - Aufregende Zeiten sind das. Nach 48 Jahren wird am Montag offiziell der Machtwechsel im Ingolstädter Rathaus vollzogen - Christian Lösel (CSU) wird von Christian Scharpf (SPD) abgelöst. Die Vereidigung des neuen Rathauschefs ist aber nicht nur wegen des Endes der jahrzehntelangen CSU-Herrschaft historisch.

Die konstituierende Sitzung findet wegen der Corona-Pandemie statt im großen Sitzungsaal des Neuen Rathauses im Stadttheater statt. Händeschütteln und Glückwunschbotschaften in Tröpfchenreichweite verbitten sich selbstredend.

Doch um die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten gibt es neben den üblichen Hygienemaßnahmen wie berichtet ein weiteres Novum: Alle Stadträte wurden vor der Sitzung am Montag (Beginn: 10 Uhr, wir berichten live auf www. donaukurier. de) auf das Coronavirus getestet. Da diese Sitzung öffentlich ist, sind auch Journalisten zugelassen. Wie die Stadträte dürfen auch sie sich einen Rachenabstrich nehmen lassen. Ein - zugegebenermaßen sehr abgedroschener - Satz, der hier passt: Besondere Umstände erfordern nunmal besondere Maßnahmen.

Am Donnerstag erreichte die akkreditierten Pressevertreter ein Schreiben von Umweltreferent Rupert Ebner mit einem speziellen Angebot. Darin heißt es: "Zum Glück verfügen wir über eine sehr gute Infrastruktur um Testungen auf das Coronavirus durchzuführen, zum anderen ist unsere Zusammenarbeit mit einem leistungsfähigen Labor inzwischen so etabliert, dass Testergebnisse mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit innerhalb von 48 Stunden vorliegen. " Nun gut, warum also nicht?

Ein Pressetermin soll es aber auf keinen Fall werden, das macht das Gesundheitsamt klar. Auch auf Nachfrage bei Stadtsprecher Michael Klarner eine deutliche Absage: Keine Fotos, keine Interviews. Das heißt: im Auto sitzen bleiben.

Der E-Mail waren neben dem Schreiben weitere Anhänge beigefügt; ein Formular und Wegweiser zur und durch die Teststation am Audi-Sportpark sowie eine genaue Uhrzeit für den Test. "Haben Sie keine Sorge, es mag zwar ein bisschen unangenehm sein, aber es handelt sich dabei lediglich um einen Rachenabstrich", schreibt Ebner. Er wird recht behalten.

Freitag, 18.03 Uhr, knapp zehn Minuten zu früh. Am Eingang zum Corona-Drive-in warten drei Sicherheitsmitarbeiter. Es gibt keine Schlange am Checkpoint Nummer eins, anders als man das bei Abholschaltern von Fastfood-Ketten gewohnt ist. "Ihr ausgefülltes Formular, bitte. " Das Datenblatt wechselt den Besitzer. Ein kritischer Blick, alles in Ordnung. "Weiterfahren. "

Checkpoint zwei wartet nach einer 90-Grad-Kurve, ein Baucontainer. Versichertenkarte abgeben und kurz warten. Versuch eines Gesprächs mit den Sicherheitsmitarbeitern, um die Wartezeit zu überbrücken: Wie viele von ihnen hier am Feiertag arbeiten müssen? "Das hat Sie nicht zu interessieren. Fahren Sie weiter! " Oha.

Es geht um die nächste Kurve in ein großes Zelt. Dort kommt ein freundlich dreinblickender Arzt in Schutzkleidung auf die Fahrerseite zu. Sein Gesicht wird von einem Plastik-Visier verhüllt, das dem eines Eishockeyspielers ähnelt. Er beugt sich in Richtung Fenster. "Mund aufmachen. "

Schon landet ein längeres Wattestäbchen im Mund und erkundet energisch die Rachengegend. Etwa 20 Sekunden lang lässt der Arzt Handgelenk und Wattestäbchen kreisen. "Das war's. Sie hören dann vom Gesundheitsamt. " Spätestens bis Montag vor der Sitzung muss das Ergebnis feststehen. Hoffentlich negativ, natürlich. Denn wer weiß, ob Ingolstadt noch einmal die Vereidigung eines SPD-Oberbürgermeisters erlebt.

DK

Julian Bird