Ingolstadt
Ein Hauch von Cannes im Schlosshof

Altstadtkinos veranstalten Open-Air-Filmfestival - Projektoren waren für das französische Festival vorgesehen

24.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:07 Uhr
Schauspielerin Isabelle Huppert , hier beim Filmfestival in Cannes 2019, wird beim Donauflimmern-Festival in Ingolstadt in einer Vorabfilmpremiere zu sehen sein - auf einer Leinwand, die von Projektoren angestrahlt wird, die ursprünglich beim diesjährigen Cannes-Fest zum Einsatz kommen sollten. Doch Cannes wurde wegen der Corona-Krise abgesagt. −Foto: dpa

Ingolstadt - Filmpremieren unter freiem Himmel in beeindruckendem Ambiente, Filmschaffende zum Anfassen und sogar eine Liveübertragung vom "Jedermann" aus Salzburg: Die Altstadtkinos veranstalten ab kommendem Freitag im Innenhof des Neuen Schlosses zum ersten Mal ein Kino-Open-Air-Festival - und haben dafür ein ambitioniertes Programm zusammengestellt.

Familienfilme wie "Der König der Löwen" und "Aladdin" wechseln sich mit aktuellen Streifen wie "Knives Out", "Undine" oder "Die Känguru-Chroniken", Premieren der kommenden Kinosaison wie "King of Staten Island" oder Sondervorstellungen wie "Die Blechtrommel", die vor 40 Jahren den Auslands-Oscar erhielt, oder "Das Parfüm" als Beitrag zur Partnerstadt Grasse ab. Dazu stellt Marcus H. Rosenmüller persönlich seinen neuen Film "Dreiviertelblut - Die Weltraumtouristen" vor, und obwohl der neue Eberhofer-Film "Kaiserschmarrndrama" wegen Corona erst nächstes Jahr erscheint, besucht ein Teil des Casts (Eisi Gulp, Daniel Christensen und Regisseur Ed Herzog) jetzt Ingolstadt, mit dem Vorgänger "Leberkäsjunkie" im Gepäck. Auch weitere Filmemacher werden in den Schloss-Innenhof kommen.

"Oberaudorf, Regensburg, Würzburg - alle haben Filmfestivals, nur Ingolstadt hat keines, zumindest nicht für Langspielfilme", sagt Franz Fischer (kleines Foto), Betreiber der Altstadtkinos. Er will das mit dem "Donauflimmern Ingolstadt" genannten Festival nun ändern - und zwar nicht nur in diesem Sommer, in dem wegen der Corona-Krise noch weniger Umsatz als sonst in den Kinos zu erwarten ist. Dieses Jahr sieht er als Testlauf, ist aber überzeugt davon, dass das Festival in Ingolstadt funktionieren wird.

"Es ist unser fester Wille, das langfristig zu machen", sagt Fischer. Deswegen habe er auch neue digitale Projektoren mit der nötigen Lichtstärke und Auflösung für Filmvorstellungen im Freien gekauft. "Die waren für Cannes bestimmt", erklärt Fischer. Da das renommierte Filmfestival an der französischen Riviera in diesem Jahr coronabedingt ausfallen musste, waren die Projektoren verfügbar, und Fischer griff zu. Die Filme werden auf eine - aufblasbare - Leinwand projiziert, die 128 Quadratmeter groß ist.

Los geht es am Freitag, 31. Juli, mit dem Klassiker "Cinema Paradiso" von Guiseppe Tornatore - eine Liebeserklärung ans Kino, mit Musik des kürzlich verstorbenen Ennio Morricone. Am Samstag, 1. August, um genau 21 Uhr folgt die Liveübertragung des "Jedermann" mit Tobias Moretti und Caroline Peters aus Salzburg. Die dortigen Festspiele feiern 100-Jähriges. Und am Sonntag gibt es als Vorabpremiere die französische Krimikomödie "Eine Frau mit berauschenden Talenten" mit Isabelle Huppert. Die weiteren Termine will Fischer demnächst bekannt geben. Klar ist, dass das Festival bis 12. September dauern soll und täglich am Abend eine Vorstellung bietet.

 

Einlass soll immer ab 20 Uhr sein. Die Vorführungen starten dann jeweils bei Einbruch der Dunkelheit. Stühle stehen laut Veranstalter bereit. Sicher ist, dass Getränke verkauft werden. Fischer bemüht sich auch um ein wie auch immer geartetes gastronomisches Angebot. Bei sehr schlechtem Wetter finden die Vorstellungen um 21 Uhr im Cinema in der Manggasse statt. Ansonsten haben die Kinos Cinema und Union während des Festivals aber ganz normal geöffnet.

Karten gibt es an der Abendkasse für 10 Euro (Kinder unter 12 Jahren zahlen 4,50 Euro), dazu gibt es Tickets online unter www.ingolstadt-altstadtkinos.de.

Dass im Turm Baur vom 29. Juli bis zum 5. September das bewährte Kino-Open-Air stattfindet, bei dem zum Teil auch dieselben Filme gezeigt werden, ist Fischer bewusst. Er sehe aber keine Kannibalisierungsgefahr, wie er sagt. "Das ergänzt sich gut." Ingolstadt vertrage zwei Open-Air-Kino-Reihen.

DK

 

Thorsten Stark