Burgheim
Die Bewohner können kommen

Burgheimer Bahnhof ist nach gut zweijähriger Umbauphase fertig - 1,1 Millionen Euro Gesamtkosten

24.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:07 Uhr
Ralf Schmitt
Die Hauptakteure der inoffiziellen Inbetriebnahme waren Monika Basener (v.l.), Hana Riemer, Bürgermeister Michael Böhm, Emmy Böhm, Christian Schiebel, Dritte Landrätin Sabine Schneider, Rainer Wilhelm und Dekan Werner Dippel. −Foto: Schmitt

Burgheim - Der Umbau des Burgheimer Bahnhofs ist abgeschlossen.

Bürgermeister Michael Böhm und einige Besucher machten sich nun ein Bild vom frisch sanierten Gebäude. Die Inbetriebnahme soll in wenigen Wochen stattfinden. Insgesamt sechs Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge sind entstanden. Der Bereich der Deutschen Bahn blieb erhalten.

Als Gäste konnte Böhm die Dritte Landrätin Sabine Schneider (SPD), Pfarrer Werner Dippel und den leitenden Baudirektor der Regierung von Oberbayern, Christian Schiebel, begrüßen. Ein Großteil der Gemeinderäte, Mitarbeiter der Verwaltung sowie des verantwortlichen Architekturbüros waren ebenfalls gekommen. Das Landratsamt vertraten Emmy Böhm, Nicole Rohleder und Andreas Eberl.

Rathauschef Böhm (CSU/JBB) ging in seiner Rede auf die knapp 150-jährige Geschichte des Gebäudes ein. Mitte des 19. Jahrhunderts plante demnach das damalige Königreich Bayern den Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen Regensburg und Ulm. "Auf dieser Strecke fuhr am 15. August 1874 der erste Personenzug von Donauwörth nach Ingolstadt und machte einen Zwischenhalt an der Station Burgheim", erklärte der Rathauschef. Ein Jahr später wurde der Bahnhof gebaut. In den folgenden Jahrzehnten erfuhr das Gebäude zahlreiche Umbaumaßnahmen. 2002 erwarb es der Markt samt Teilen des umliegenden Areals. Zu diesem Zeitpunkt war der Zustand des Inneren schon nicht mehr ideal. Böhm machte keinen Hehl daraus, dass er auch "zwielichtige" Bewohner dafür verantwortlich macht: "Das Haus wurde zu Beginn meiner Amtszeit öfter von der Polizei besucht, als mir lieb war. "

Mitte 2015 konfrontierte er deshalb den Gemeinderat mit der Frage: "Was tun wir? Lassen wir den Bahnhof verfallen oder machen wir etwas daraus? " Die Frage war schnell beantwortet. Man war sich einig, dass das ortsbildprägende Gebäude mit seiner langen Geschichte zur Historie Burgheims gehört und deshalb erhalten bleiben muss.

"Hinzu kam 2015 ein völlig neues Problem", erklärte Böhm zum ankommenden Flüchtlingsstrom in diesem Jahr. Frühe Initiativen zur Unterbringung von Asylbewerbern in Burgheim schlugen jedoch fehl. "Weder die Geflüchteten selbst, noch die Kreisverwaltungsbehörde sahen eine Tauglichkeit des Gebäudes als Unterbringungsmöglichkeit", erinnerte sich Böhm. Allerdings wurden schon bald staatliche Förderinitiativen eröffnet und somit wurde ein finanzieller Anreiz geboten, um für so genannte Fehlbeleger Wohnraum zu schaffen.

Die Gesamtsumme des Umbaus beläuft sich auf zirka 1,1 Million Euro. Die Finanzierung wird im Rahmen der Städtebauförderung mit Mitteln des Bundes und des Freistaats mit bis zu 90 Prozent gefördert. "Diese Reanimation dauerte von April 2018 bis heute, Vorbereitung und Restarbeiten ausgeschlossen", informierte der Bürgermeister. "Die sozialpolitische Notwendigkeit, die Ziele der Integration von Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, und auch der Beteiligungswille des Marktes an der Gesamtaufgabe der Flüchtlingsunterbringung waren Ziele des Gemeinderates, aber auch meine ganz persönlichen", so der Rathauschef.

Als "Atombombe der Bürokratie" auf dem insgesamt steinigen Weg bezeichnete Böhm den Baustopp durch das Eisenbahnbundesamt (wir berichteten). Den dadurch entstandenen zeitlichen Verzug bezifferte Böhm auf ein Dreivierteljahr. Auch die Tatsache, dass im Dachboden Mauersegler beheimatet sind, hätte verhängnisvoll werden können. Dort wurden spezielle Nistkästen in das Mauerwerk eingebracht. "Diese sind auch rege frequentiert - so macht Naturschutz Spaß", bemerkte Architekt Rainer Wilhelm in seiner Rede dazu.

Über alle Unwägbarkeiten hinweg, hatte sich eine Person Böhm zufolge besonders verdient gemacht. Mit einem Blumenstrauß an Projektleiterin Monika Basener würdigte er ihr Engagement in Planung, Vorbereitung und Ausführung. Basener verteilte selbstlos, in einigen wenigen Sätzen, dieses Lob an alle ihr unterstellten Bereiche und Mitarbeiter.

Landratsstellvertreterin Sabine Schneider bedankte sich bei allen Beteiligten. Sie wünschte sich, "dass das Projekt im Landkreis Schule macht und von positiven Nachrichten geprägt sein wird". Schneider informierte auch, welche Hürden es für Mietinteressenten zu überwinden gelte, um an eine der begehrten Wohnungen zu kommen. Nach deren Pflicht zur Teilnahme an Kursen zur Mieterqualifizierung, müsse ein Test absolviert werden. Die endgültige Auswahl der Mieter trifft dann die Gemeinde selbst. "Wer hier im schönen und lebenswerten Burgheim eine Wohnung erhält, kann sich glücklich schätzen", ist sich die Politikerin sicher.

Nach allen Reden hatten die Anwesenden die Möglichkeit, unter Einhaltung der gebotenen Abstände, die Räumlichkeiten zu besichtigen. Die abschließende Amtshandlung des Tages oblag Pfarrer Werner Dippel. Er segnete Gebäude und Wohnraum.

DK

Ralf Schmitt