Bad Gögging
Mal mit Moor, mal mit Schwefel

In Bad Gögging läuft die Studie "Stark gegen Stress": Ergebnisse sollen in eineinhalb Jahren vorliegen

28.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr

Heilen mit der Natur: In den Römerbadkliniken setzen die Verantwortlichen seit Jahrzehnten erfolgreich auf die örtlichen Heilmittel wie Moor, Schwefel und Thermalwasser. - Foto: Scholtz

Bad Gögging (DK) Die Römerbad-Kliniken setzen auch weiterhin auf Therapien mit den örtlichen Naturheilmitteln Schwefel, Moor und Thermalwasser. Neu aufgenommen wurden nun die Fortbildung von Ärzten in Naturheilverfahren und seit Januar die wissenschaftliche Studie "Stark gegen Stress".

In vier Blöcken haben interessierte Ärzte nun auch in Bad Gögging die Möglichkeit zur Weiterbildung in Naturheilverfahren. Geleitet wird der Kurs von Thomas Loew, Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Regensburg und Chefarzt der psychosomatischen Station der Klinik Donaustauf. Dabei handelt es sich um die theoretische Ausbildung. Den praktische Teil können die Mediziner, die aus ganz Deutschland anreisen, an ihrem Heimatort absolvieren. Die Fortbildung ist von der Bayerischen Ärzteklammer anerkannt, unterstützt wird sie zudem vom Gesundheitsministerium im Freistaat.

Von den rund 30 000 Ärzten in Bayern haben etwa 30 in jedem Jahr Interesse an Naturheilverfahren. "Da gibt es noch viel zu tun", sagt Thomas Loew, der auch jede Menge Überzeugungsarbeit leistet, wenn es im Verfahren auf der Grundlage der Natur geht. "Diese Heilmittel werden von Kollegen oft unterschätzt," hat er immer wieder erfahren. Anders als in den USA: "Da existieren schon viele wissenschaftlichen Studien über Naturheilverfahren."

Wegen des höheren zeitlichen und finanziellen Aufwands blieben sie hierzulande bisher weniger beachtet. Die Vorteile von Bädern, Wickeln, Bewegung und Co. für den Patienten sind aber eindeutig: Im Gegensatz zur "chemischen Keule" wird der Organismus nicht belastet und sie können von den Betroffenen nach Anleitung später selbst angewendet werden.

Auch für das eigene Unternehmen sieht Karl Zettl, Geschäftsführer der Römerbadkliniken Vorteile: Weil die Ärzte, die an den Weiterbildungen teilnehmen, Ort und Kliniken kennenlernen, sei das eine optimale Werbung: "Wenn sie Bad Gögging selbst erlebt haben, können sie den Kurort an ihre Patienten weiterempfehlen."

Ende Januar lief an den Römerbadkliniken außerdem die Studie "Stark gegen Stress" an, die von Angela Schuh, Professorin am Lehrstuhl Public Health der LMU München durchgeführt und von der landwirtschaftlichen Sozialversicherung unterstützt wird. In einem eigens entwickelten Präventionsprogramm mit Schwefel- und Mooranwendungen werden deren Wirkungen untersucht. Die Patienten, die an der Studie teilnehmen, leiden in erster Linie an den Folgen von körperlichen und psychischen Belastungen im Berufsalltag. Um zu optimalen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gelangen, wird während des 14-tägigen Aufenthalts im Kurort bei einer Gruppe unter anderem die Wirkung der Kombination von Moor- und Schwefelbädern untersucht, bei einer anderen nur die von Moor, bei einer weiteren ausschließlich die von Schwefelbädern und einer letzten die Therapie ohne die beiden Heilmittel. Nach eineinhalb Jahren sollen wissenschaftliche Ergebnisse vorliegen. Darauf können dann gezielt neue Therapie-Angebote in den Römerbadkliniken aufbauen, wobei Zettl auch an die Einbindung von weiteren Kostenträgern denkt.

Eines der ersten Projekte, das in den Römerbadkliniken startete, war die "Gesundheits- und Erholungswoche für Pflegende Angehörige." Auch dafür hat die Landwirtschaftliche Sozialversicherung die Partnerschaft übernommen.

Die Pflegenden erhalten dabei praktische Tipps und Informationen, die ihre Tätigkeit erleichtern. Außerdem können sie sich mit anderen Betroffenen austauschen. Neben diesem Training ist noch Zeit für eine erholsame, ganz individuelle Auszeit, um selbst zu regenerieren, während die Pflegebedürftigen daheim im Rahmen einer von der Versicherung finanzierten Kurzzeitpflege versorgt werden. Die Gesundheits- und Erholungswoche wird mittlerweile bis zu fünf Mal im Jahr durchgeführt.