Auf ein Schnitzel nach Mannheim

18.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:02 Uhr

Mannheim/Ingolstadt (DK) Anfang Dezember schritt noch Stephanie zu Guttenberg über das Parkett im Rosengarten, dem Kongresszentrum in Mannheim – am Freitag war es Matthias Bolle.

Der Geschäftsführer der Ingolstädter Stadtwerke besuchte die Hauptversammlung der MVV Energie AG, dem großen Bruder des lokalen Strom- und Gaslieferanten: Das baden-württembergische Unternehmen besitzt 48,4 Prozent der Ingolstädter Stadtwerke, fünf Sitze im Aufsichtsrat werden von Mannheimern besetzt. Wenn Bolle in Ingolstadt zur Sitzung ruft, steigen die Kurpfälzer Gremiummitglieder kurzerhand in ein Flugzeug und jetten nach Manching. Der Ingolstädter Geschäftsführer hingegen bleibt auf dem Boden. "Wir sind mit dem Auto hier", erklärt Bolle. "Schließlich sind wir nur zu zweit. Die Mannheimer kommen dagegen zu fünft, da rentiert sich ein Flugzeug eher."

Für die Hauptversammlung scheuten die Mannheimer erneut weder Kosten und Mühen. Vor dem Kongresszentrum wehten Fahnen des Konzerns, riesige Leuchtwürfel vor dem Eingang wiesen den Aktionären den Weg. Auch im Gebäude dominierten die MVV-Farben: weiße Tücher auf den Kaffeetischen, rote Stofftaschen als Werbegeschenk für die Teilhaber. Diese – hauptsächlich ältere Damen und Herren – genossen während des Jahresberichts des Vorstandsvorsitzenden auch einmal ein kleines Nickerchen oder schmökerten in Boulevardmagazinen.

Bolle jedoch folgte den Ausführungen von Georg Müller, lobte dieser doch die Arbeiten am größten Fernwärme-Projekt Bayerns, das die Ingolstädter Stadtwerke gemeinsam mit Petroplus und Audi vorantreiben. Während beispielsweise die Kieler Stadtwerke Anlass für einige Kritik von Seiten der Aktionäre waren, konnten sich Bolle und sein Kollege recht entspannt zurück lehnen. "Ich musste noch nie eine Frage beantworten", meint Bolle. Die MVV sei schließlich nicht Mehrheitseigentümerin der Ingolstädter Stadtwerke, während ihr 51 Prozent des Kieler Unternehmens gehören. "Bei Kiel sind die Themen für die Aktionäre emotionaler." Allerdings würde Bolle den Aktionären natürlich Rede und Antwort stehen. "Wenn Fragen kommen, hat man die zu beantworten", stellt er klar.

Ob er sich allerdings am Buffet der MVV – es gab Schnitzel mit Kartoffelsalat – bedienen würde, darüber wollte Bolle dann doch keine Auskunft geben: Stattdessen lächelte er nur vielsagend.