Ingolstadt
Arbeiten vom Hotel aus

Das enso vermietet Zimmer speziell auch an Gäste, die ihr Homeoffice auslagern wollen

17.03.2021 | Stand 20.03.2021, 3:33 Uhr
Homeoffice im Hotel ist eine Möglichkeit für Menschen, die daheim nicht arbeiten können. −Foto: Pehl

Ingolstadt - Das enso-Hotel ist wohl jedem ein Begriff, der einmal auf der Manchinger Straße Richtung Stadtmitte gefahren ist oder ein Eishockeyspiel oder ein Konzert in der Saturn-Arena besucht hat.

Dabei ist enso im Japanischen, woher dieses Wort kommt, gar kein Name, ja nicht einmal ein Buchstabe. Es ist ein Symbol in der Kunst der fernöstlichen Kalligraphie - und zugleich weitaus mehr als das. Seinen äußerlichen Ausdruck findet es im Zen-Buddhismus beim Malen eines Kreises in einer Bewegung - und meint damit jenen Moment, in dem der Geist frei und durch nichts eingeschränkt ist, eben genau diesen Augenblick des Erschaffens. Es ist gleichsam ein Symbol für japanische Ästhetik, aber auch für das Universum oder die völlige Leere.

Damit ist freilich nicht die Leere gemeint, unter der seit geraumer Zeit nicht nur das enso-Hotel, sondern wohl fast alle Beherbergungsbetriebe in Bayern leiden. Bis 28. März gilt im Freistaat noch die Verordnung nach dem Infektionsschutzgesetz, wonach Übernachtungsangebote "von Beherbergungsbetrieben, Jugendherbergen, Campingplätzen und allen sonstigen gewerblichen oder entgeltlichen Unterkünften nur für glaubhaft notwendige, insbesondere für berufliche und geschäftliche Zwecke" zur Verfügung gestellt werden dürfen. "Übernachtungsangebote zu touristischen Zwecken sind untersagt", heißt es weiter.

Die Folge: Nur wenige der 177 Zimmer des Hotels sind belegt. "Wenn Sie das Leben gewohnt sind in einem Haus, und es ist still, sehr still sogar, dann tut die Stille weh", sagt Dagmar Szinovatz. Seit der Eröffnung des enso vor zehn Jahren ist sie die Direktorin des Hauses, das hauptsächlich bei Geschäftsreisenden beliebt ist, aber auch - je nach Jahreszeit - von Stopover-Gästen wie etwa Radlern am Donau-Radwanderweg, die in Ingolstadt einen Zwischenhalt eingelegt haben.

Doch das Hotel, das sehr viel in das Hygienekonzept investiert hat, hat die ihm verbleibenden Möglichkeiten in der Corona-Pandemie genutzt und ein spezielles Paket geschnürt: Homeoffice im Hotel. "Wir haben das gleich zu Beginn angeboten und uns überlegt, was jemand braucht", erinnert sich Szinovatz. Das Homeoffice im enso umfasst natürlich einen Schreibtisch, WLAN, einen Drucker an der Rezeption und ein Frühstück. Genutzt wurde und wird es von Menschen, die zu Hause nicht arbeiten können oder wollen, so Szinovatz, weil der Platz nicht langt oder keine Ruhe ist. Darunter waren beispielsweise Teilnehmer von Webinaren oder Gäste, die sich im Hotelzimmer auf Prüfungen vorbereitet haben.

Doch Homeoffice im Hotel allein ist keine Perspektive. "Mir fehlen die Gespräche mit den Gästen", sagt die Direktorin - genauso wie die Eishockeymannschaften, die im Hotel essen. Szinovatz wünscht sich eine möglichst schnelle Öffnung aller Hotels und Gäste, die an der Bar sitzen, miteinander reden, lachen und feiern. Und uns allen miteinander ein Stück weit mehr Zuversicht für die Zukunft.

peh