Ingolstadt
Wohnungsnot bleibt ein ernstes Thema

Forsa-Umfrage zu den größten Problemen in Ingolstadt: Verdruss wegen hoher Mieten und knappen Angebots

02.03.2020 | Stand 23.09.2023, 10:59 Uhr
Stadt der Baustellen, hier Arbeiten in Etting. Obwohl in jüngster Verhangenheit Hunderte Wohnungen fertiggestellt wurden und die Dynamik der Bevölkerungsentwicklung etwas nachgelassen hat, bleiben die Mieten und Immobilienpreise insgesamt auf hohem Niveau - zumindest steigen sie Experten zufolge inzwischen nicht mehr so wie in den Vorjahren. In der neuen Forsa-Studie im Auftrag des DONAUKURIER zählt jeder vierte Befragte die "Wohnungsnot" zu den "größten Problemen in Ingolstadt" - Platz drei auf dieser Sorgenliste −Foto: Eberl

Ingolstadt - Dieser Tage im Internet: Auf einem bekannten Mietportal wird eine "attraktive 3-Zimmer-Wohnung" mit Balkon und Einbauküche im Ingolstädter Südwesten angeboten.

 

Die liegt in einem sehr schlichten 60er-Jahre-Haus mit Fassadenverkleidung aus Kunststoff. 97 Quadratmeter, Miete vierstellig: 1050 Euro im Monat. Anderes Beispiel: Eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit Balkon und Küche in der Stadtmitte, gut 52 Quadratmeter für mehr als 900 Euro im Monat. Das ist gehobener Singlestandard (Gutverdiener). Für eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern und geringem Einkommen wäre das eine sehr enge Unterkunft. In beiden Fällen sind 900 Euro kalt für knapp 50 Quadratmeter - in Ingolstadt! - sehr viel Geld.

Schön wohnen in Ingolstadt muss man sich leisten können. Die Mieten sind in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 50 Prozent gestiegen. Das zeigt eine Analyse des Portals Immonet. de: 2009 kostete der Quadratmeter im Median (mittlerer Wert, nicht Durchschnittswert) 7,70 Euro. 2019 waren es schon 11,70 Euro. Das ist ein Plus von 52 Prozent. Bei Kaufimmobilien haben sich die Preise wie in allen prosperierenden Großstädten ähnlich rapide entwickelt. Laut dem Portal Immowelt. de kostete 2018 in Ingolstadt eine Eigentumswohnung 4400 Euro je Quadratmeter (Median), bei Häusern waren es 4140 Euro.

Bei solchen Summen kommen nicht nur viele Mieter (und solche, die es werden wollen) in Bedrängnis. Auch wer in Wohnraum investieren will (für den Eigenbedarf oder als Wertanlage zum Vermieten) muss genau kalkulieren. Die Konsequenzen sind - wie eingangs geschildert - in gängigen Immobilienportalen zu besichtigen: knappes Angebot und üppige über sehr hohe bis unverschämte Preise.

Es ist somit keine Überraschung, dass in der neuen vom DK beauftragten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Ranking der "größten Probleme in Ingolstadt" die Wohnungsnot weit vorne landet: dritter Platz. 26 Prozent der 500 befragten Ingolstädter sehen das so. In der Januar-Studie lag dieser Wert bei 23 Prozent, Mehrfachnennungen waren möglich.

Auf Platz eins findet man, wie gehabt, die Verkehrsprobleme allgemein (39 Prozent, Vormonat 34 Prozent), gefolgt von der Stadtplanung / Infrastruktur (34 Prozent; im Januar nannten noch 41 Prozent diesen Bereich als größtes Problem. Auf Platz vier auf der Sorgenliste rangiert Audi (21 Prozent, Vormonat 22 Prozent). Stichworte: Arbeitsplatzabbau in Ingolstadt, Strukturwandel, Dieselbetrug, Ärger wegen Trump und Probleme in China.

Das Vertrauen in den Standort Ingolstadt ist noch groß: Wirtschaft zählen 6 Prozent zu den Problemen; im Januar waren es 2 Prozent.

Probleme mit besonders viel Potenzial für Diskursdominanz - je nach Aufregungs-Level - scheinen die Ingolstädter derzeit kaum zu bekümmern, das zeigen die Kriminalität (für 2 Prozent eines der größten Probleme) und Flüchtlinge / Asylbewerber (3 Prozent). Es gehört allerdings zum Wesenskern dieser Themen, dass sich das auch ganz schnell ändern kann.

Das Ärgernis Korruption/Filz zählten im Februar 4 Prozent zu den großen Problemen. Im Januar war es 1 Prozent; was immer das bedeuten mag.

Nochmals zur Wohnungsnot: Es gibt positive Trends. In Ingolstadt sind in jüngster Vergangenheit Hunderte Wohnungen entstanden, eine weitere hohe Zahl ist in Planung. Der Bevölkerungsboom hat sich etwas abgeschwächt. Im "City-Report" des Immobilienverbands Deutschland liest man über Ingolstadt: "Durch die vorausschauende Wohnraumentwicklungspolitik, unter Berücksichtigung einer kontinuierlich steigenden Einwohnerzahl, zeichnete sich im Jahr 2018 eine Beruhigung der Preisspirale für Kauf- und Mietobjekte ab. " - Mal sehen, wann für eine Dreizimmerwohnung keine vierstellige Miete mehr verlangt werden kann.

DK

 

 

Christian Silvester