Wendelstein
Weltstar plus angehender Star

Doppelkonzert von Lisa Stansfield und Judith Hill eröffnet furios die Jazz & Blues Open in Wendelstein

28.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:48 Uhr
Matthias Hertlein
  −Foto: Hertlein

Wendelstein (HK) Zwei bärenstarke Frauen haben mit ihrem Doppelkonzert am Freitagabend einen furiosen Auftakt der 26. Jazz & Blues Open in Wendelstein hingelegt.

Bei den Auftritten von Judith Hill und Lisa Stansfield verwandelte sich die Halle in eine große Party-Dancefloor-Arena. Soul, Funk, schmusige Popsongs, knisternde Erotik und zwei Künstlerinnen mit klasse Mitstreitern auf der Bühne: Die rund 1200 Besucher kamen wahrlich auf ihre Kosten. Prima Unterhaltung mit reichlich Nostalgie-Sound, aber irgendwie zeitlos. Tanzbarer Spaß sowieso.

Über den Charme der Tennishalle in Wendelstein kann man streiten, doch das ficht Weltstars offenbar nicht an. Lisa Stansfield schießt ein wahres Entertainment-Feuerwerk aus Vitalität, Power, Gefühlen, Charisma ab, lasziv dargeboten mit einer kräftigen und nuancenreichen Stimme. Ein Stück hat die Britin vor 30 Jahren bekannt und berühmt auf der ganzen Welt gemacht - "All Around The World" eben. Fünf Millionen Mal wurde ihr Debütalbum "Affection" verkauft; in Wendelstein beendet dieser Mega-Seller den offiziellen Konzertteil, da ist die Stimmung am Siedepunkt. Arme fuchteln, Beine und Hüften bewegen sich wild.

Ausgelassene Partystimmung, der berühmte Funke ist längst aufs Publikum übergesprungen, die 53-jährige Sängerin genießt. Lisa Stansfield, politisch engagiert, stemmt sich verbal einige Male mit "No Brexit, No Brexit" gegen Großbritanniens Ausstieg aus der EU, heimst auch hierfür Beifall ein.

Selbstredend auch für Stücke aus ihrem im April 2018 erschienenen Werk "Deeper", die sie ins Programm einfließen lässt. Ein Mix aus tief gehendem Soul in Verbindung mit modernem Pop, Dance, Motown - Marvin Gaye und Co lassen grüßen. Lieder, die Herz und Seele intensiv berühren. Funkig-grooviger Cocktail, Lisa als überzeugende Königin des weißen Soul.

Lisa Stansfield ist aber nur die eine Hälfte einer gelungenen Show: Judith Hill (35) aus Los Angeles steht eine große Karriere bevor, sie ist auf bestem Weg. Mehr als beeindruckend ihr Gastspiel in Wendelstein. Stets im Spagat zwischen Jazz, Soul und R'n'B. Ob zur Gitarre greifend, Klavier spielend oder einfach nur am Mikrofon tänzelnd. Cool in Stiefeletten in Schlangenhautoptik bewegt sie sich souverän und temperamentvoll über die Bühnenbretter.

Mehr noch: In ihrer Band führen Mama Michiko Hill am Keyboard und Papa Robert "Peewee" Hill am Bass wahre Meisterleistungen auf, treiben die Tochter an, pushen sie. Wer mit ihrem Namen bis dato wenig anzufangen wusste, ist schnell überzeugt. Zu Michael Jacksons offiziellen Trauerfeierlichkeiten sang sie einst herzergreifend "Heal The World", wirkte als Backgroundsängerin unter anderem bei Robbie Williams und Anastacia mit. Elton John, Michael Jackson und auch Prince schätzten ihr stimmliches Talent. Das hat sie seitdem noch professionalisiert. Andrea Söllner, neuerdings alleinige künstlerische Leiterin der Jazz & Blues Open, ist mit der Verpflichtung der zwei Ladys ein spektakulärer Festivalauftakt gelungen.
 

Matthias Hertlein