Nürnberg/Hafen/ICE-Werk
Wasserstoff soll die Wasserstraße beleben

Nach dem Wirbel um das ICE-Werk fordert die CSU jetzt ein Zukunftskonzept für den Nürnberger Hafen

08.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:05 Uhr
Mehr Güter auf die Schiffe: Die CSU will jetzt mit Hilfe von Wasserstoff eine Vision für die Wasserstraße. −Foto: Bayernhafen

Nürnberg - Mit neuen Ideen soll die Bedeutung der Kanalschifffahrt im Nürnberger Hafen gestärkt werden. Das hat zumindest die CSU-Fraktion am Montag gefordert. Konkret soll der Nürnberger Hafen eine "Zukunftsstrategie" ausarbeiten und demnächst im Stadtrat präsentieren. Hintergrund des Vorstoßes dürfte die Debatte rund um das ICE-Werk sein.

Kürzlich hat der Nürnberger Bund Naturschutz (BN) das Areal als Standort für die Bahn ins Spiel gebracht und argumentiert, dass die Hafenbecken von den Lastkähnen kaum noch benötigt würden. Daher sei es in den Augen der Umweltschützer besser, ein Hafenbecken für die Ansiedlung des Werkes zuzuschütten, anstatt Flächen im Reichswald zu opfern. Sowohl die CSU als auch der Hafen selbst haben diesen Vorschlag bislang rundheraus abgelehnt. CSU-Fraktionschef Andreas Krieglstein hat den Vorstoß der Nürnberger Naturschützer sogar als "absurd" bezeichnet.

Nun arbeitet Krieglstein offensichtlich daran, den Spieß in der Debatte herumzudrehen. Im Kern geht es auf der politischen Bühne wohl um die Frage, wer auch in den Augen der Öffentlichkeit die Hoheit in der Debatte erlangen kann. Die CSU-Fraktion hat den Hafen im Rahmen eines Antrages jetzt dazu aufgefordert, eine Strategie für die Zukunft vorzuschlagen. Schließlich sei der Nürnberger Hafen "das größte und bedeutendste Güterverkehrszentrum in Süddeutschland" und gehöre auch im europäischen Vergleich mit rund 200 Unternehmen und 7000 Arbeitsplätzen zu den absoluten Top-Standorten.

CSU will Flächen effizientergenutzt wissen

Weil der Nürnberger Hafen mit seinem Anschluss an Wasserstraße, Schiene und Straße über keine nennenswerten räumlichen Wachstumsreserven verfüge, sei eine "Zukunftsvision" umso wichtiger. Laut CSU-Antrag müsse schnellstens geklärt werden, wie "künftig die Flächen effizienter genutzt" werden könnten.

Besonderes Augenmerk legt der Antrag der CSU-Fraktion auf die Bedeutung des Kanals. "Die Wasserstraße als ökologischster Verkehrsträger sollte in Zukunft wieder stärker genutzt werden." Damit eine Renaissance der Güterverkehrs auf dem "bei weitem nicht ausgelasteten" Main-Donau-Kanal gelingen könne, macht die CSU auch gleich konkrete Vorschläge.

Beispielsweise könnte in Zukunft verstärkt Wasserstoff per Binnenschiff aus Norddeutschland nach Nürnberg transportiert werden. Nürnberg wäre dafür mit dem Energie Campus, dem Helmholtz-Institut und dem Zentrum Wasserstoff über eine hohe "Wasserstoff-Kompetenz" ein idealer Standort. "Ein solches Projekt könnte auch ein industriepolitischer Leuchtturm für die Metropolregion Nürnberg werden", findet die CSU-Fraktion und bekommt Rückendeckung von Nürnbergs Wirtschaftsreferenten Michael Fraas (CSU). "Ja, wir haben in der Metropolregion Nürnberg große Kompetenzen im Bereich Wasserstoff", sagt Fraas. Um aus der Abhängigkeit herauszukommen, in die man sich mit russischem Gas begeben hat, müsse der Ausbau dieser Technologie jetzt forciert werden. "Das ist eine große Chance."

Tankschiffe aus dem Nordenbringen Wasserstoff

Allerdings muss dazu der flüssige Wasserstoff aus dem windreichen Norden nach Bayern gekommen. Mittels Tankschiffen könnte der grüne Energieträger über den Main-Donau-Kanal nach Nürnberg transportiert werden. "So bekommt die Wasserstraße eine ganz neue Bedeutung", freut sich Fraas und betont, dass diese "Vision" aus dem Hafen einen Umschlagplatz für Wasserstoff machen könnte. Das sei viel besser, als die Hafenbecken wie vom Bund Naturschutz gefordert "kurzsichtigerweise" wegen des ICE-Werks zuschütten zu wollen.

Stattdessen soll die Wasserstraße als ökologischster Verkehrsträger laut CSU in Zukunft wieder stärker genutzt werden. Die Chancen dürften nicht so schlecht stehen. Immerhin gehört der Stadt Nürnberg ein kleiner Kuchen vom staatlichen Bayernhafen Nürnberg-Roth. Mehr Klarheit über den Vorschlag dürfte es bereits in der nächsten Woche geben. Dann will der Hafen seine neuesten Zahlen präsentieren.

HK

Nikolas Pelke