Thalmässing
Digitale Bibliothek im Aufbau

Christian Starcks Ortschronik ist erstes E-Book auf Gemeindehomepage – Rudolf Osthof hat sie abgeschrieben

23.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:12 Uhr

„Ein harter Hund“ sei Christian Starck gewesen, sagt der Heimatkundler Rudolf Osthof über den früheren Pfarrer von St. Gotthard und Thalmässinger Chronisten. - Foto: privat

Thalmässing (luf) Wer sich für die Geschichte Thalmässings interessiert, für den wird es nun ein Stück weit leichter, etwas aus der langen Historie herauszufinden. Leichter – nicht leicht. Denn noch immer ist die Ortschronik, die der frühere Thalmässinger Pfarrer Christian Starck (1863–1952) seinerzeit verfasst hat, eher eine Materialsammlung denn eine fortlaufende Geschichte.

Diese Einschätzung gibt Rudolf Osthof. Der passionierte Heimatkundler muss es wissen: In mühevoller Kleinarbeit hat er die Heimatgeschichte in den vergangenen Jahren nicht nur durchgearbeitet, sondern auch abgeschrieben und somit digitalisiert: „Ich habe bestimmt 1600, 1700 Stunden gebraucht.“

Das Buch – im Original umfasst es 838 eng beschriebene Seiten – ist nun auf der gemeindlichen Homepage unter www.thalmaessing.de zu finden. Es ist das erste Werk der digitalen historischen Bibliothek, die die Kommune erstellen möchte. In der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses hat Osthof seine Arbeit und Starcks Chronik vorgestellt. Gestoßen sei er auf sie nur, weil er sich für die Geschichte der früheren Burg Landeck interessierte, so Osthof. Doch als er begann nachzuforschen, habe ihn der frühere Bürgermeister Wilhelm Weglehner fast entmutigt. Schon die Nationalsozialisten wollten diesem zufolge Licht ins Dunkel bringen, erzählte Osthof im Ausschuss. Befriedigend gelungen sei es ihnen nicht. Im Zuge der Recherche stieß er jedoch auf die Heimatgeschichte von Christian Starck. Ihm zufolge ist die Burg 1460 zum letzten Mal zerstört worden, auch über spätere Besitzer etwa des dortigen Schankhauses ist bei Starck etwas zu lesen.

Der Geistliche hat laut Osthof bereits 1911 angefangen, alle möglichen Informationen über die Historie seines damaligen Wirkungsorts – er war Pfarrer von St. Gotthard – zusammenzutragen. Zuerst nur für sich, doch mit großem Einsatz und einiger Beharrlichkeit. Obwohl Starck 1937 schon in Weißenburg seinen Altersruhesitz gewählt hatte, trug ihm die Gemeinde zu seinem 75. Geburtstag die Ehrenbürgerschaft von Thalmässing an. Der Senior war wohl gerührt, jedenfalls versprach er zum Dank, seine Informationen schriftlich festzuhalten.

Eine Wertung habe sich Starck wohl nicht zugetraut, so gebe es mitunter drei oder vier Versionen von ein und derselben Begebenheit. Der Pfarrer schrieb auf, was immer er auch in Erfahrung brachte. „Jeder kann sich selbst seine Meinung bilden“, sagte Osthof dazu. „Das Verfügbare ist jedenfalls niedergelegt.“

Er habe sich ebenfalls bemüht, nichts zu ändern, so der Heimatkundler. Buchstabengetreu abzuschreiben, so habe er seine Aufgabe verstanden - und schon das sei alles andere als einfach gewesen: In der Chronik steckt mitunter nämlich Latein, auch Kirchenlatein. Stellenweise hat Starck über die Maschinenschrift per Hand in Sütterlin etwas geschrieben. Und mitunter sind ihm Fehler unterlaufen, die nie korrigiert wurden. „Es war ein Abenteuer für sich“, bilanzierte Rudolf Osthof.

1941, zwei Jahre nach Beendigung der Ortschronik, hat Pfarrer Christian Starck auch eine Kirchenchronik fertiggestellt. „Da hat er sich wesentlich mehr Mühe gegeben“, hat Osthof bei der Durchsicht bemerkt. „Das sieht man schon allein am Schriftbild.“ Die Kirchen zu digitalisieren – als abzuschreiben und Textstellen zu verlinken – könnte ein weiteres gemeindliches Projekt werden, immerhin soll die digitale Bibliothek der Gemeinde peu à peu ausgebaut werden, die „Geschichte des Marktes Eysölden und seiner Umgebung“ von Johann Hübsch ist in Arbeit, sie wird bis Ende des Jahres eingestellt. Rudolf Osthof befürwortet es, die Kirchenchronik zu bearbeiten. Er macht dies allerdings nicht, wie er ,mit einem Lachen verriet: „Ich habe die Schnauze voll.“