Thalmässing
Feuerwehrjugend im Dauereinsatz

18 Jungen und Mädchen spüren dem Alltag der Lebensretter nach – Breites Spektrum abgedeckt

23.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:12 Uhr

In ein Cabrio verwandeln die Mitglieder der Thalmässinger Jugendwehr dieses Auto nach einem Unfall. Dies ist eine von vielen Übungen, die der Nachwuchs beim Berufsfeuerwehrtag zu bestehen hat. - Fotos: Renner

Thalmässing (HK) Mit welch unterschiedlichen Einsätzen eine Berufsfeuerwehr konfrontiert werden kann, haben Jugendliche aus Thalmässing jetzt bei einer 24-Stunden-Übung erlebt. Und das in komprimierter Form, großartige Verschnaufpausen gab es kaum.

Dienstbeginn für die 18 Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren war bereits um 8 Uhr im Gerätehaus der Thalmässinger Feuerwehr. Das gemeinsame Frühstück wurde allerdings vom ersten Alarm schnell unterbrochen: Flächenbrand am Rand der Lehmgrube. Die Jugendlichen erklommen die Feuerwehrfahrzeuge, um schnell an den Einsatzort zu gelangen. Dabei mussten sie fast alle Positionen besetzen, lediglich als Maschinist, Einsatzleiter und Zugführer standen ihnen erfahrene Mitglieder der aktiven Wehr zur Seite. Am Einsatzort angekommen kämpften die Mädchen und Jungen nicht nur mit Schläuchen, Funkgeräten, Verteilern und Strahlrohren, sondern auch mit dem lehmigen Boden, der durch die Regenfälle am Vorabend durchgeweicht und entsprechend klebrig war. Dennoch hatten sie den Brand schnell unter Kontrolle gebracht.

Am Feuerwehrhaus wartete jedoch schon Bernd Flock von der Polizeiinspektion Hilpoltstein. Er war mit dem Einsatzwagen gekommen, um den Jugendlichen seine Ausrüstung zu zeigen. Zu jedem Einsatz kämen zwei Polizisten, erklärte er; wird Verstärkung benötigt, dauere das meist ziemlich lange. Auch den neuen, amerikanischen Sirenenton der Polizei bekam die Jugendwehr zu hören. Zum Abschluss wünschte sich Flock von ihnen: „Bleibt dabei, wir brauchen euch an der Einsatzstelle!“

Wie sauber sie dabei sein sollen, sagte er nicht, dennoch ging es erst einmal zum Stiefel putzen, der Lehm beim ersten Einsatz hatte deutliche Spuren hinterlassen. Der nächste Einsatz ließ auch nicht lange auf sich warten, nach einem vermeintlichen Grubenunfall galt es, drei Verletzte zu retten. Und kurz darauf auch noch eine Katze vom Baum – die sich als der Feuerwehrdrache Grisu entpuppte.

Gestärkt vom Mittagessen rückte der Feuerwehrnachwuchs zu einem Verkehrsunfall aus, drei Menschen waren eingeklemmt, einer davon bewusstlos. Hier waren die Jugendlichen richtig gefordert: Fahrzeug sichern, die Verletzten fachmännisch betreuen und aus dem Wrack befreien – insgesamt eine schweißtreibende Angelegenheit. Zumal die Unfallopfer in Person von Florian Schneider und Joachim Hochthanner sich als recht schwierige Patienten erwiesen und die jungen Helfer manchen Nerv kosteten. Doch auch diese schwierige Aufgabe meisterten die Jugendlichen bravourös und zerlegten das Fahrzeug in ein handliches Cabrio.

Nach den Einsätzen folgte ein Theorieteil, bei dem der Kommandant Sebastian Schneider die Gefahren der Einsatzstelle ansprach. Diese Tipps konnte die Jugendwehr gleich beim nächsten Einsatz anwenden, wurde doch bei der Alarmierung zu einem Werkstattbrand lediglich „Rauchentwicklung“ gemeldet. An der Werkstatt angekommen, wurde schnell klar, dass hier nachalarmiert werden musste: Gleich drei Menschen galt es aus der verqualmten Halle zu retten – und dazu wurde die gesamte Mannschaft benötigt. Mit vereinten Kräften gelang es ihr, auch diesen Einsatz zu bewältigen und den aufgebrachten Hallenbesitzer sowie die anderen beiden Personen aus dem Gefahrenbereich zu bringen.

Im Gerätehaus blieb dann nur wenig Zeit zur Erholung. Hatten doch die Jugendwarte Florian Schneider, Marlies Schwarz und Katharina Renner noch eine ganze Liste von Einsätzen vorbereitet, die sie mit großer Unterstützung von aktiven Feuerwehrleuten durchführen konnten. Alarm in der Hauptschule hieß es beim erneuten Ruf aus der Leitstelle und sofort bestiegen die 13 Jungen und 5 Mädchen wieder die Fahrzeuge. Doch hier handelte es sich um einen Fehlalarm der Brandmeldeanlage – auch das kommt schließlich vor.

Dafür gestaltete sich der nächste Einsatz „Rettung Person auf Baum“ viel schwieriger. Die Opfer, Florian Schneider und Joachim Hochthanner, machten es den jungen Leuten alles andere als einfach. Die Leitstelle wurde mit Telefonanrufen bombardiert, wo denn die Feuerwehr bleibe – und als die dann am Einsatzort ankam, musste sie ganz schön kämpfen, um Schneider vom Baum zu holen.

Anschließend folgte der Aufbau des Nachtlagers in der Fahrzeughalle. Doch der nächste Einsatz ließ nicht lange auf sich warten. „Gefahrgutunfall im Gewerbegebiet“ lautete der Alarmierungstext, die Mannschaft rückte wieder komplett aus. An der Halle hielt sich nur der „polnische Mitarbeiter Hochthanner“ auf, der wild gestikulierend im Kauderwelsch versuchte zu erklären, womit er hier hantierte. Ein auf einem Gabelstapler transportiertes Fass hatte geleckt, die ausgetretene Flüssigkeit drohte, in den Gully am Straßenrand zu laufen. Da es inzwischen schon dunkel geworden war, mussten die Jugendlichen erst einmal für eine entsprechende Beleuchtung am Einsatzort sorgen. Mit Powermoon, Aggregat und mit Hilfe eines mit Wasser gefüllten Plastiksacks, der den Gully abdichtete, gelang es, Schlimmeres zu verhindern. Am Ende des Einsatzes klärte Hochthanner den Nachwuchs endlich auf, dass er doch die ganze Zeit schon gesagt habe, dass es sich nur um Wasser handle.

Nach dem Abbau des Einsatzes hoffte so mancher Jugendliche auf einen ruhigen Abend, doch ein weiteres Mal ging der Alarm los. Nun galt es drei Betrunkene auf der Leiten zu finden. Mit Einsatzleiter und Kommandant Sebastian Schneider bildeten die Jugendlichen eine lange Kette und suchten den Waldrand ab. Auch dieser Einsatz wurde bravourös erledigt.