Nürnberg
Sternstunde mit...Jools Holland

Englands Star-Entertainer und vier herausragende Sängerinnen brillieren in Nürnberg

11.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:09 Uhr
Matthias Hertlein
Mit Unterstützung von ganz viel Frauen-Power (hier mit KT Tunstall) liefert Jools Holland ein begnadetes Set ab. −Foto: Hertlein

Nürnberg - Es gibt Momente, da muss man von einer Sternstunde reden.

 

Im Rahmen seiner Club-Tournee hat Jools Holland im teils bestuhlten Nürnberger Musikclub Hirsch einen wahrlich gigantischen Abend zelebriert. Aufregend und aufgeregt fackelte er ein Feuerwerk an bester Unterhaltung ab, servierte am Flügel einen Mix aus Boogie Woogie, Blues, Jazz. Garniert mit großartiger Frauen-Power.

Jools Holland (62) kommt nicht mit der U-Bahn oder im Taxi zum Auftrittsort angefahren, wie es der einstige Keyboarder und Gründungsmitglied der englischen Band Squeeze sonst tut, wenn er in den BBC-Studios in London zur Kult-TV-Sendung "Later with. . . Jools Holland" Weltstars und hoffnungsvolle Nachwuchskünstler gleichermaßen in seine Sendung einlädt: Adele, Ed Sheeran, Bono von U2, Amy Winehouse, B. B. King und so weiter und so fort. Holland hat ein feines Näschen und Gespür für das Außergewöhnliche, er arbeitete mit Eric Clapton zusammen, mit Van Morisson, ist mit Weltstars auf Du und Du. 2003 erhielt er gar von Queen Elizabeth II den Orden of the British Empire für seine Verdienste um die britische Musikszene überreicht. Und nun dieses Sensations-Gastspiel im Fabrik-Viertel-Süden von Nürnberg: rund 350 ergriffene Fans, kein Royal-Albert-Hall-Glamour.

Der Tasten-Magier holt sich einen Kumpel namens Martin zum Duell ans Piano auf die Bühne, fetzt sich minutenlang und atemberaubend mit Schlagzeuger George Latham, der für den Rhythmus zuständig ist - Jools für das Entertainment. Profunde Ansagen, nett dazwischengeschobene Anekdoten aus seinem umfangreichen und erstaunlichen Musik(er)-Leben, Geschichten zum Genießen. Und er bearbeitet seinen Flügel derart, dass dieser ganz schön leiden muss.

Für zusätzlich akustische Würze sorgen Anna Brooks (Saxophon und Gesang), wenn sie das gute Verhältnis zu Kindern besingt und dafür wirbt. Oder Louise Marshall, die den Soul im Blut und in den Knochen hat. KT Tunstall begeistert als Energiebündel. Die Schottin wurde von Hollands entdeckt und nach ihrem Later-Auftritt gefeiert und gehört mittlerweile zu den Stars auf der Insel. Im Hirsch startet sie ihren Auftritt mit dem Ohrwurm "Black Horse And The Cherry Tree". Weitere Perlen folgen, so das Eröffnungslied des Films "Der Teufel trägt Prada" mit Meryl Streep: Patti Smiths' "Suddenly I see". Ein aufregendes, flippiges Persönchen.

Die weibliche Krone des Abends ist allerdings die Queen of Boogie Woogie, Ruby Turner. Immenses Klangvolumen, ausdrucksstark, voller Inbrust - sensationell. Am Schluss lassen sich die vier Frauen gemeinsam singend vom Star-Entertainer und seinen Tastenspiel umgarnen und berauschen.

Wirklich etwas Außergewöhnliches, was der Hirsch da zu bieten hat, Hexenmeister Jools Holland serviert mit Charme und Pep eine Lehrstunde an anspruchsvollem Musik-Business. Auch mit "Light My Fire" von den Doors, auch wenn da der Funke längst schon übergesprungen ist.

HK

 

Matthias Hertlein