Hilpoltstein
Mit dem Rennwagen zum eigenen Autohaus

13.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:54 Uhr
Konrad Sturm steht auf dem Platz des Edeka Marktes, an dem 1968 noch das Autohaus der Firma Fiegl angesiedelt war. Dort hat Sturm seine Lehre begonnen. Heute hat er sein eigenes Autohaus im Industriegebiet. −Foto: Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) An der Allersberger Straße war 1968 die Firma Ford Fiegl zu finden. Hier hat Konrad Sturm seine Lehre als Kfz-Mechaniker begonnen. Ford ist er treu geblieben: Nachdem er das Autohaus erst gepachtet und schließlich gekauft hatte, entschloss er sich im Jahr 2000 zum Umzug an den Bosch-Ring. Das alte Gebäude wurde durch einen Edeka Markt ersetzt.

Ich weiß noch genau, wie ich hier jeden Tag mit dem Fahrrad gefahren bin", sagt Konrad Sturm und deutet auf dem Luftbild von 1968 auf den schmalen Feldweg, der ihn von seinem Wohnort in Lampersdorf zur Firma Auto Fiegl in Hilpoltstein geführt hat. Dort hat der heutige Chef des Hilpoltsteiner Ford-Autohauses nämlich mit 14 Jahren seine Ausbildung als Kfz-Mechaniker begonnen.

Die Niederlassung der Schwabacher Firma Fiegl war damals noch ganz neu. Sie ist gerade einmal zwei Jahre vor dem Luftbild, also 1966, gebaut worden. "Das war drumherum die reinste Sandwüste und auch die Neuburger Straße gab es natürlich noch nicht, die wurde ja erst 1974 oder 1975 gebaut."

Für Konrad Sturm ist mit seinem Ausbildungsplatz ein Traum in Erfüllung gegangen. "Ich hatte schon immer ein Faible für Autos und wollte immer Kfz-Mechaniker werden", sagt er. "Und auch dass es bei Ford war, hat mir von Anfang an gefallen", so der heute 64-Jährige.

Gleich nach seiner Ausbildung musste er den Wehrdienst ableisten. Danach ist er, obwohl er seinen Job geliebt hat, nicht direkt zurück zu seinem früheren Arbeitgeber, sondern hat erst einmal als Bauschlosser gearbeitet. "Da hat man einfach deutlich mehr Geld verdient", sagt er schulterzuckend. Und das war auch dringend nötig, denn damals begann er, einen Traum zu verwirklichen: das Fahren von Rennwagen.

"In den Sommermonaten habe ich gearbeitet, im Winter wurden Motoren gebaut", sagt er. Fasziniert haben ihn schnelle Autos schließlich schon immer. "Dr. Ehrlicher, ein Kunde von uns, hatte schon zu meiner Lehrzeit einen RS26 mit 380 PS. Ein Traumauto. Und ich habe es immer nur waschen dürfen", erzählt er und grinst.

Doch dann saß er irgendwann selbst in schnellen Flitzern und ist sogar Rennen gefahren. So zum Beispiel mit Günter Weber bei den Deutschen Slalom Meisterschaften und ein paar Bergrennen. "Günter war der Theoretiker, ich war der Praktiker und habe an den Autos gebaut", sagt Sturm. Dass sein Rennwagen trotz seiner Liebe zu Ford damals gerade kein Ford, sondern ein VW Scirocco war, gibt er nur ungern zu.

Die Rennfahrerei musste Sturm allerdings nach ein paar Jahren schon wieder aufgeben. "Es geht einem bei so einem Sport einfach irgendwann das Geld aus", sagt er.

1976 ist Konrad Sturm wieder zur Firma Ford Fiegl zurückgekehrt. Dort arbeitete er dann allerdings nicht mehr nur als Mechaniker, sondern wurde Werkstattleiter. Als die Schwabacher Firma Ford ihre Hilpoltsteiner Niederlassung 1982 abgeben wollte, hat er die Chance genutzt und die Firma gepachtet. Der Name Ford Fiegl blieb zu diesem Zeitpunkt aber noch erhalten.

"Es war für mich ein Segen, dass ich den Vertrag übernehmen konnte", sagt er rückblickend. Eine andere Marke als Ford stand und steht für ihn auch gar nicht zur Debatte. "Ford passt zu mir und ich passe zu Ford", sagte er. "Das begleitet mich schon mein ganzes Leben lang."

Und Sturm hat damals natürlich nicht nur die Werkstatt, sondern auch das dazugehörige Wohnhaus gepachtet, in dessen Erdgeschoss die Ausstellungs- und Büroräume untergebracht waren. Hier ist er dann frisch verheiratet mit seiner Frau Helga eingezogen, die ihn von nun an tatkräftig unterstützt hat und dies noch heute tut. Die beiden Kinder Dominic und Nicole sollten schon bald darauf zur Welt kommen.

Die Zeit als Pächter dauerte rund zehn Jahre. 1993 hat er das Autohaus schließlich gekauft. Das war auch die Geburtsstunde des Firmennamens Autohaus Sturm. Die Entscheidung, das Anwesen zu kaufen, hat sich schon wenige Jahre später als goldrichtig erwiesen. "Es gab bald Nachfragen eines Investors, der auf diesem Platz einen Lebensmittelmarkt ansiedeln wollte", sagt Sturm. "Denn der Platz war zu dieser Zeit ein Filetstück."

Schon 1997 und 1998 verhandelte er mit dem Interessenten. Und er konnte einen Preis erzielen, der ihm im März 2000 den Umzug an den Bosch-Ring im Hilpoltsteiner Gewerbegebiet möglich gemacht hat. Das Industriegebiet war damals allerdings noch kleiner, es hörte an er Daimlerstraße auf, die erst Jahre später dazu kam. Und so stand das neuen Autohaus von Konrad Sturm wieder auf einer Sandwüste. Ganz wie zu Sturms Anfängen 1968.

Kai Bader