Hilpoltstein
Burgperle-Brause aus der Schlesierstraße

Eine Limonadenfabrik hat Franz Herzog 1968 in der Schlesierstraße betrieben

20.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:31 Uhr
Vom Limonadenfabrikanten zum Getränkehandel: Die Firma Herzog gibt es in der Siebenbürgenstraße immer noch. −Foto: Foto: Baderr

Hilpoltstein (DK) Zitronen- und Waldmeisterlimonade, Himbeer- und Schokosprudel, Essig und Chabeso-Cola: Das alles wurde 1968, die Zeit aus der unser Luftbild stammt, bei der Firma Getränke Herzog in der Hilpoltsteiner Schlesierstraße hergestellt.

Der Familienbetrieb kam dabei über Umwege zur Limonadenherstellung. "Mein Großvater hatte eine Wirtschaft in Lay und bezog seine Limonade von der Hilpoltsteiner Firma Pius Hornig", erzählt Hermann Herzog, der Chef des gleichnamigen Getränkehandels. Hergestellt wurde die Limonade damals noch im sogenannten Hornig-Haus direkt neben dem Gasthaus zur Post.

"Hornig hat irgendwann Anfang der 50er-Jahre meinen Vater Franz gefragt, ob er nicht in den Sommermonaten für ihn arbeiten könnte", sagt Herzog. Der Vater nahm das Angebot an und so machte der gelernte Schäfer schnell mit der Limonadenproduktion Bekanntschaft.

1957 hat Pius Hornig schließlich seine Limonadenproduktion aufgegeben. "Mein Vater hatte die Idee, weiterzumachen und übernahm von Hornig Maschinen und Kundschaft ." Wie viel er für die Maschinen bezahlt hat, kann Hermann Herzog nicht sagen. "Aber ich weiß, dass es einen seltsamen Vertrag gab, in dem niedergelegt war, dass mein Vater bei einer Geldentwertung wie 1948 eine bestimmte Menge an Getreide, Butter und Milch hätte liefern müssen", erinnert sich der heute 67-Jährige.

Produziert wurde die Limonade in den ersten Jahren immer noch im Hornig-Gebäude. Und Herzog kann sich noch besonders gut an die damaligen Limonadenkästen erinnern: "Das waren schwere Holzkisten mit Metallgriffen, in die jeweils 25 Flaschen mit Bügelverschluss hineingepasst haben", erzählt er. Und Herzog hat sogar noch Bügelflaschen von damals. Oben war in weißer Farbe der Schriftzug Franz Herzog aufgebracht, unten klebte das Etikett, das für eine "Burgperle Brause mit Frucht-Aroma" wirbt.

1965 hat sich Franz Herzog entschlossen, die Produktion zu seinem Wohnhaus in der Schlesierstraße zu verlegen. "So etwas war damals ganz normal", sagt Dieter Popp, der ebenfalls in der Schlesierstraße noch heute neben der Familie Herzog lebt. "Es gab damals keinen Bebauungsplan oder ähnliches. So hatte jeder die Möglichkeit, daheim eine Firma zu eröffnen, was auch sehr viele gemacht haben", erzählt er.

Franz Herzog konnte dementsprechend eine kleine Halle anbauen und die Limonadenproduktion vom Hornig-Haus Schritt für Schritt dorthin verlegen. "Der Neubau und der Umzug der Maschinen passierte praktisch gleichzeitig. Die ganzen Maschinen wurden während des Baus gleich installiert", erinnert sich Hermann Herzog. Das Hornig-Haus wurde übrigens 1989 trotz heftiger Protesten abgerissen.

Bei der Familie Herzog lief die Limonadenproduktion noch einmal auf Hochtouren an und es wurde sogar die Pyraser Brauerei mit Limonade beliefert. "Das war gar nicht so ungewöhnlich", sagt Hermann Herzog. "Damals haben die Brauer fast alle nur Bier gebraut; die Limonade haben sie machen lassen."

Die Produktion in der Schlesierstraße hat laut Popp kaum gestört. "Nur wenn abgefüllt wurde, haben die Flaschen furchtbar geklappert", erinnert er sich. Allzu lange mussten es die Nachbarn aber nicht aushalten. Die Produktion sollte nämlich nur wenige Jahre dauern.

"Immer mehr unserer ehemaligen Kunden sind dann in den Supermarkt gefahren und haben dort ihr Limo gekauft. An den am Ort gemachten Getränken gab es kaum mehr Interesse", sagt Hermann Herzog. Anfang der 70er-Jahre war deshalb Schluss. "Aber wir haben das Geschäft nicht ganz aufgegeben, wir haben einfach auf den Getränkehandel umgestellt", sagt Hermann Herzog. 1992 hat er dann den Handel von seinem Vater übernommen. "Ich habe ich immer ausgefahren und mein Vater stand im Laden." Und Hermann Herzog hat sogar über viele Jahre das Hilpoltsteiner Burgfest mit Limonade beliefert. "Da gab es übrigens nie einen Vertrag mit einem Festwirt", sagt Herzog. Ein kurzes "Gell, du machst das doch wieder", habe immer genügt. "2015 habe ich dann aufgegeben. Ich bin jetzt auch schon 67 Jahre alt und es wurde mir einfach zu stressig", sagt er. Doch den Getränkehandel möchte er noch einige Zeit behalten.

Kai Bader