Greding
Am Anfang war das Misstrauen

03.06.2011 | Stand 03.12.2020, 2:45 Uhr

Anfangs noch ungläubig reagierte der Gredinger Bürgermeister Albert Lux (l.) auf den Vorschlag von Alfred Forstmeyer, auf dem Kalvarienberg eine Erprobungsstelle zu errichten. - Foto: kx

Greding (HK) Alfred Forstmeyer hat vor mehr als 50 Jahren ein geeignetes Gelände für die heutige Wehrtechnische Dienststelle (WTD) 81 gefunden: auf dem Gredinger Kalvarienberg. Bis man dort allerdings bauen konnte, war noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

In seinen Aufzeichnungen beschreibt Alfred Forstmeyer, erster Direktor der E-Stelle und Gredinger Ehrenbürger, sein ersten Treffens mit dem Gredinger Bürgermeister Albert Lux. Wie in einem Handelskontor alten Stils residierte der Bürgermeister, mit lederbezogenem Sessel, einem honorigen Schreibtisch und blumenbesetzten Fenstern. Ein Schränkchen mit Schnäpsen der verschiedensten Art war gar lieblich anzuschauen. "Wissen Sie, man hört so viel von Bestechungsskandalen – ich weiß nicht recht, ob ich Ihnen einen Kognak anbieten darf", sagte Lux zur Begrüßung. Forstmeyer reagierte spitzbübisch: "Das lässt sich leicht in Ordnung bringen: Sie rauchen eine Brasil von mir und ich trinke Ihren Cognac."

Das Gespräch verlief äußerst erfolgreich, jedoch blieb Lux vorsichtig: "Es waren schon drei Parteien da. Zwei wollten Kasernen errichten, und einer plante zwei Jahre eine Erprobungsstelle für Luftfahrtgerät. Alles verlief im Sande und ich habe mich vor dem Stadtrat und der Stadt bis auf die Knochen blamiert." Er bestand darauf, dass das Gespräch vertraulich bleibe. Erst einmal.

Forstmeyers nächster Besuch galt Landrat Ignaz Greiner. Dieser sei sehr aufgeschlossen gewesen und an Zuwachs und Auftrieb im Landkreis Hilpoltstein interessiert, berichtete Forstmeyer. Als Forstmeyer die Burg in Hilpoltstein verließ, meinten die Mitarbeiter der Landrates: "Herr Landrat, Sie sind bestimmt einem Hochstapler aufgesessen. Ein Ministerialrat fährt niemals einen Opel Rekord." Aber es ging weiter.

Im April 1961 kam die große und alles entscheidende Sitzung im schönen Rathaus zu Greding mit 18 Instanzen zu Stande. Alle Ministerien und die örtlichen politischen Gewalten waren vertreten. Vorangegangene Gespräche zeigten nun ihre Wirkung und führten zur vollen Übereinstimmung in allen Parteien. Der Gredinger Kalvarienberg war halt ein günstiger Standort.

Es mussten für das Funktionieren der E-Stelle nämlich einige Voraussetzungen erfüllt sein: Es sollte eine gebäudefreie, ebene Fläche von rund einem Quadratkilometer zur Verfügung stehen. Störungen durch elektromagnetische Strahlung sollten niedrig sein. Auch sollte die Nachbarschaft zur Erprobungsstelle in Manching und der Industrie nicht zu weit sein. Bau von Wohnungen und eine günstige Lage zur Autobahn waren ebenfalls wichtige Voraussetzungen für einen Standort dieser Güte.

Bürgermeister Lux legte bei dieser Sitzung eine Liste der 340 Eigentümer des Areals auf dem Kalvarienberg vor – alle hatten ihre Bereitschaft zum Verkauf schriftlich beurkundet. Etwa zur Hälfte war das Gelände ohnehin Eigentum der Stadt Greding. Mit rund einer Million D-Mark wurde der steinige Karstboden von der Bundesvermögensstelle gekauft.

Nun begann der Hürdenlauf mit den Ämtern – das Raumordnungsverfahren stand an. Doch man staune: Vier Regierungsinstanzen in Ansbach reagierten innerhalb von vier Tagen, drei Ministerien in München durchlief der Antrag fast ebenso schnell. Tolle Leistung – aber nicht zuletzt auch durch die Hilfe des Postministers und Abgeordneten des Wahlkreises, Richard Stücklen. Nach sechs Wochen war die Genehmigung dieses großen Projekts durch die bayerische Staatskanzlei ausgesprochen.

Wie der weitere Ausbau läuft, besonders der Wohnungsbau für eine hohe Zahl an Bediensteten, und mit wie vielen Kindern von den zukünftigen Mitarbeitern man rechnen müsste, erfährt der Leser in der nächsten Folge der HK-Serie über die Historie der WTD 81.