Eysölden
Gotteshaus ohne Zukunft

Heilig-Kreuz-Kirche in Eysölden müsste für rund 200 000 Euro saniert werden – Entscheidung trifft Eichstätt

09.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:08 Uhr

Marodes Gotteshaus: Seit drei Jahren schon finden in der Heilig-Kreuz-Kirche in Eysölden keine Gottesdienste mehr statt. Ob sich das jemals wieder ändert, scheint zurzeit mehr als fraglich. - Foto: Luff

Eysölden (HK) Im kommenden Jahr feiert die katholische Heilig-Kreuz-Kirche in Eysölden ihr 50-jähriges Bestehen. Feierlich zumute kann den Gläubigen aber eher nicht sein. Denn ob das Gotteshaus überhaupt eine Zukunft hat, ist fraglich.

Es gebe derzeit „keine konkreten Überlegungen bei uns, Kirchen zu profanieren“, sagt Bernhard Löhlein von der Pressestelle des Bistums Eichstätt auf eine Anfrage des Hilpoltsteiner Kurier. Allerdings räumt er ein, dass es durchaus „einen Gesprächsprozess“ gebe. Denn was soll mit der Kirche geschehen? Fünf Jahrzehnte nach ihrer Weihe – dies geschah im März 1965 – hat der Zahn der Zeit an dem Gotteshaus genagt. Arg genagt. Sie müsste umfassend saniert werden. Damit taucht jedoch die Frage auf, ob es sich lohnt, die Gottesdienste waren in der Vergangenheit nicht mehr allzu gut besucht, seit 2011 werden gar keine mehr in Eysölden abgehalten, das Gebäude steht leer.

Als Profanierung oder Entweihung bezeichnet man im Sinne des kanonischen Rechts der römisch-katholischen Kirche den Akt, die kirchliche Nutzung eines Kirchengebäudes zu beenden. Dies kann beispielsweise bei einem Abriss der Fall sein, aber auch bei einer Umnutzung – wie dies ehedem bei der evangelischen Kirche St. Marien im Kernort Thalmässing geschah. Die Profanierung ist somit das Gegenstück zur Kirchenweihe.

Dass es tatsächlich dazu kommen könnte, will derzeit noch niemand sagen. Laut dem Hilpoltsteiner Stadtpfarrer Franz-Josef Gerner – er ist auch für Eysölden zuständig – müssten rund 200 000 Euro in die sogenannte Notkirche investiert werden, vor allem Dach und Elektrik bereiteten Probleme. Auch weil es hineinregnete, finden schon seit 2011 keine Gottesdienste mehr in Eysölden statt. Zuvor seien „vielleicht insgesamt 20 Gläubige“ gekommen, darunter aber auch welche aus dem Umland, die die günstige Anfangszeit der Gottesdienste genutzt hätten. Aus Eysölden waren es Pfarrer Gerner zufolge etwa zehn. Von immerhin rund 180 Katholiken, die es derzeit hier gibt. Im Opferstock fand sich nicht einmal so viel Geld wie für die laufenden Kosten nötig waren.

Gerner macht für den Rückgang der Kirchgänger auch die Entwicklung der Zeit verantwortlich. Die Heimatvertriebenen der ersten Generation „brauchten eine religiöse Heimat“, blickt er auf die Entstehungszeit der Kirche zurück. In späteren Jahren, als sie in Eysölden heimisch geworden waren, hätten sich Nachgeborene in diesem eher evangelisch geprägten Ort durch Heirat „konfessionell gemischt“, so dass sich jüngere Menschen heute mehrheitlich St. Thomas zuwenden würden.

Angesichts der hohen Sanierungskosten müsse man sich jetzt eben ehrlich fragen, wie die Kirche in Zukunft genutzt werden kann und welche Rolle sie angesichts der flächenmäßig immer größer werdenden Pfarrsprengel in der Seelsorge spielen soll, so Gerner. Zugleich stellt er klar, dass weder in Hilpoltstein, noch in Eysölden oder der Pfarrverwaltung in Zell über das Gebäude entschieden wird: Zuständig ist Eichstätt. Dort werde auch über den Termin entschieden, wann Vertreter des Bistums mit Gläubigen in Eysölden sprechen werden. Wahrscheinlich irgendwann im November. „Alle werden persönlich eingeladen“, betont der Pfarrer und stellvertretende Dekan. Von der Resonanz erwartet er sich auch Aufschluss darüber, ob die Kirche von den Gläubigen noch für nötig erachtet wird.

Daran hat Maria Struller inzwischen ernsthafte Zweifel. Sie war die letzte Vertreterin Eysöldens im Pfarrgemeinderat von Zell, als es diesen noch gab. Vor wenigen Jahren, als die Schäden an der Kirche offensichtlich geworden sind, habe noch Euphorie geherrscht, erzählt sie. Doch mittlerweile sei zu viel Zeit ins Land gegangen, die Verantwortlichen hätten die Gläubigen ausgebremst – „es ist schade darum“. Anfangs habe man noch gedacht, man könnte eine vergleichsweise preisgünstige Sanierung hinbekommen, „etwa mit einem normalen Dach“. Doch darüber hätten die Kirchenvertreter gar nicht erst reden wollen.

Ältere Gläubige seien enttäuscht, dass nichts vorangegangen ist, schildert Struller. Jüngere hätten sich anderweitig orientiert, besuchten zum Beispiel die Gottesdienste in St. Peter und Paul in Thalmässing. Die Kirchengemeinde hat – im Gegensatz zur Politik – zwar nichts mit Thalmässing zu tun, doch gehen die Kinder dort zur Schule. Also würden auch viele ihre Kommunion im Kernort feiern. Nicht in Zell. „Mittlerweile gehen wir dahin, wohin wir Lust haben“, resümiert Maria Struller.

Das allerdings sei ein schleichender Prozess gewesen, der seinen Ausgang darin hatte, dass Eysölden immer mehr vernachlässigt worden sei. In früheren Zeiten fand in der Heilig-Kreuz-Kirche jede Woche ein Gottesdienst statt, später nur noch alle zwei Wochen. Zuletzt dann einmal pro Monat, „und der ist auch noch oft genug ausgefallen“. Damit habe man die Gläubigen verärgert, Leute aus dem Umland – Pyras Mindorf oder Weinsfeld, auch einige aus Zell – hätten sich anders orientiert.

Maria Struller findet es schade um die Kirche. „Von außen ist sie eher ein Betonklotz, das stimmt schon“, sagt sie. „Aber innen ist sie schön.“ Gesehen hat das aber schon lange niemand mehr, ein Zettel am Portal verweist auf Sanierungsarbeiten am Dach, weshalb „bis auf Weiteres keine Gottesdienste“ mehr in der Kirche abgehalten werden könnten. Provisorisch sei das Dach 2011 repariert worden so Struller, weil es hineingeregnet habe, musste man 1000 Euro investieren. Weiter sei in der langen Zeit nichts geschehen – was den Zustand der Kirche nicht verbessert haben dürfte. „Am Kamin blättert der Putz ab“, erzählt Struller. Er sei vor der Notreparatur des Daches nass geworden.

Sie sei einst nach Eysölden gezogen, für sie gehöre die Kirche im Ort einfach dazu, erzählt die engagierte Katholikin. Doch ob diese wirklich noch eine Chance hat? Da zuckt Maria Struller mit den Schultern.