Nürnberg
Erinnerung an Maradona wach halten

In Franken bewahren Klaus Härtle sowie Jürgen und Christina Ramspeck das Andenken

23.12.2020 | Stand 23.09.2023, 16:09 Uhr
Matthias Hertlein
Klaus Härtle und seine Memorabilien an den argentinischen Superstar. −Foto: Hertlein

Schwabach/Nürnberg/Buenos Aires - Klaus Härtle ist im Keller fündig geworden, der einstige FCN-Busfahrer der Profi-Kicker hat ein signiertes Maradona-Trikot wieder gefunden, zudem ein gerahmtes Foto mit Diegos Konterfei, ebenfalls unterschrieben. Wertvolle Schätze sowie Erinnerungen an den Weltstar. Knapp ein Monat nach seinem 60. Geburtstag war Diego an einem Herzinfarkt gestorben, die Hand Gottes hatte über Nacht aufgehört zu winken. Der Hype um die Beerdigung ist inzwischen abgeklungen, aber Franken sorgen dafür, dass das Vergessen nicht leicht fällt.

Darum sorgen sich auch Jürgen Ramspeck, Pressechef bei der Stadt Schwabach, und seine argentinische Ehefrau Cristina, sie sind so etwas wie die musikalischen Nachlassverwalter. Beide organisieren bei Radio Z in Nürnberg eine Sendung namens "Corazon de Tango", informieren regelmäßig die argentinischen Landsleute über das (Tango-)Geschehen in der Heimat und aktuell natürlich über das Leben und den Tod Diego Maradonas - samt chaotischer Beerdigungs-Szenarien. In Zusammenarbeit mit Radio Caff in Buenos Aires, das sich hauptsächlich mit dem Superstar beschäftigt.

Höhepunkt der jüngsten Radio-Z-Spezialsendung waren Original-Reportagen rund um Maradonas Wirken von Kindesbeinen an, auf und außerhalb des Spielfeldes, bis hin zu Diegos legendärem Handtor gegen England und dem Jahrhunderttor: "D10S vive" - die Hommage an Diego Armando Maradona in Kooperation mit Radio Caff. Dazu hieß es Ende November in Radio Z: "Heute laden wir Sie ein zu einem Streifzug durch die Fußball-Stadien in Argentinien und Neapel, Mexico und den Rest der Welt." Eigentlich aus dem Studio in Nürnberg am Kopernikusplatz, aber wegen Corona mussten Christina und Jürgen von daheim aus produzieren. "Im Studio wäre die Sendung eine atmosphärisch tolle Veranstaltung geworden", sagt Jürgen.

Als kleiner Junge ist Diego einmal gefragt worden, was er werden wolle und Maradona keck und überzeugt: "Ich will Weltmeisterschaften spielen und gewinnen." Große Momente waren es für Maradona, wenn Mannschaften aus dem Süden gegen die reichen und mächtigen Clubs aus dem Norden gewonnen hatten. Musikalisch passt dazu "Este pueblo", ein Stück, mit dem Orchesterleiter und Dirigent Luigi Coviello ehrt, wahrlich eine Hommage an einen unvergessenen Weltstar. Über eine Stunde Verehrung eines Idols, eine spannende, mitreißende Geschichte über 60 Jahre Maradona, abrufbar unter https://corazondetango.de/podcast/.

Da kommt noch einmal Härtle ins Spiel. "Als ich vom Tod erfuhr, war ich wirklich sehr geschockt, er war und ist für mich der größte Fußballer aller Zeiten", sagt er. Härtle kann schon ein paar Geschichten erzählen, beispielsweise als Maradona heimlich und auf Einladung des damaligen FCN-Cheftrainers Arie Haan in Nürnberg weilte. Der Holländer war im Disput mit Präsident Gerd Schmelzer und holte Diego (seinerzeit beim SSC Neapel beschäftigt und zweimal italienischer Meister und Europapokalsieger geworden) nach Nürnberg. Schmelzer glaubt der Geschichte nicht, erfuhr es dann aus der Zeitung. Es gab Knatsch.

Ärger stand auch bei der Überführung eines BMW Z3 ins Haus. Härtle: "Ich versuchte den Zöllnern an der Grenze in Kufstein zu erklären, dass das Diegos Auto sei, aber die hielten das für einen Spaß." Also zurück nach Nürnberg, um ein rotes Kennzeichen zu besorgen. Dafür gab es später in Neapel eine Privat-Audienz bei Diego. Diegos erste Frau Claudia stillte am Tisch Töchterchen Janina. Härtle fuhr nach Nürnberg zurück - mit 1500 Mark Kosten für die Überführung, die ihm Maradona schuldete.

Heute, Jahrzehnte später, lacht der FCN-Chauffeur i.R.: "Das Geld ist das eine, die persönliche Bekanntschaft und alles ist unbezahlbar, die Erfahrung nimmt mir keiner." Das Trikot und das unterschriebene Plakat hat er Härtle wieder gefunden. Beides ist heute weit mehr wert als die Überführungskosten.

HK

Matthias Hertlein