Hilpoltstein
Deutliches Votum der Mitglieder

97 Prozent stimmen bei der Generalversammlung der Raiffeisenbank am Rothsee für Fusion

06.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:26 Uhr
Das Interesse an der Fusion ist groß: Die Hilpoltsteiner Stadthalle ist am Dienstagabend proppenvoll. −Foto: Messingschlager

Hilpoltstein (HK) Eindeutiges Signal in die Oberpfalz: Mit 97,03 Prozent der Stimmen haben sich die Mitglieder der Raiffeisenbank am Rothsee bei der Generalversammlung am Dienstag in Hilpoltstein für eine Fusion mit der Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen (BFM) entschieden. 505 Jastimmen standen 15 Neinstimmen gegenüber.

Somit hat sich das bestätigt, was schon im Vorfeld zu erahnen war: Die Fusion stößt im Landkreis Roth auf keinerlei Gegenwehr, man brauchte kein Augur zu sein, um die Zustimmung zur Fusion vorauszusagen - für das Plazet hätte es zudem lediglich 75 Prozent der Mitglieder gebraucht. Nun sind die Mitglieder der BFM an der Reihe, deren Generalversammlung heute Abend in Freystadt über die Bühne geht. Im Gegensatz zum Landkreis Roth hatte es hier im Vorfeld auch kritische Stimmen gegeben. Unter anderem wird befürchtet, dass sich die finanziell stärkere Oberpfälzer Bank "unter Wert nach Hilpoltstein verkauft".

Obwohl es schon Informationsveranstaltungen gegeben hat, nutzte der Vorstand der Rothseebank bei der Generalversammlung noch einmal die Gelegenheit, die Beweggründe zur Fusion ein weiteres Mal zu erläutern. Als da wären die andauernde Niedrigzinsphase, die aufgrund eines sich dynamisch verändernden Finanzsektors ständig wachsenden Herausforderungen, die Digitalisierung und die immer umfangreichere Regulatorik. Das übergeordnete Ziel sei die Sicherung des nachhaltigen Wettbewerbs und der Zukunftsfähigkeit einer starken ländlich geprägten Regionalbank, so Vorstandsmitglied Udo Wehrmann.

Er habe dazu schon im vergangenen Jahr angedeutet, dass man bei den strategischen Überlegungen auch an größere Einheiten denken müsse, erinnerte Vorstandsvorsitzender Georg Peter. "Denn die Veränderungen und Regulierungen sind von Banken unserer Größe zunehmend schwieriger zu bewältigen und umzusetzen." Dabei wurde von allen Sprechern am Dienstagabend betont, dass eine Fu-sion nur "auf Augenhöhe" stattfinden könne. "In den Gesprächen mit der Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen seit Mitte des letzten Jahres hat sich herausgestellt, dass auch dort ähnliche Überlegungen eine Rolle spielen", sagte Peter. Und so führten die Sondierungsgespräche schließlich zur Aufnahme konkreter Verhandlungen - mit dem Vertrag, über den nun abgestimmt wurde, als Ergebnis.

Unterstützung bekam die Vorstandsriege von den Kollegen aus der Oberpfalz, Christian kraus und Klaus Majehrke, sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden Leonhard Bauer und Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl. Der stellte zunächst die Frage, ob es denn hinsichtlich des soliden Zustandes der Raiffeisenbank am Rothsee denn überhaupt einer Fusion bedürfe. Denn Größe sei ja nicht alles. Allerdings sei eine gewisse Größe notwendig und deswegen sei es wichtig, darüber nachzudenken, ob man alleine weitermache oder sich einen geeigneten Partner suche. "Aus einer Position der Stärke heraus, gleichberechtigt auf Augenhöhe, zum richtigen Zeitpunkt, das braucht man, um nicht unterzugehen", listete Mahl auf. "Wenn man nun meint, das passt, dann sollte man zustimmen, es entsteht ja auch keine Großbank." Zudem gebe er der Bank wie damals, als die Fusion zur Bank am Rothsee anstand, einen Ver-trauensvorschuss. "Die Entscheidung war damals richtig, deshalb gebe ich auch jetzt wieder einen, weil ich glaube, dass gut gearbeitet wurde."

"Unsere Bank ist gut aufgestellt", sagte Aufsichtsratschef Bauer. Aber es sei auch die Aufgabe eines Aufsichtsrats, über den Tellerrand hinaus zu schauen. "Wir müssen uns den Herausforderungen stellen, das schaffen wir nicht alleine." Dazu verwies er auf Darwin, wonach eben nur der überlebe, der es am besten schafft, sich den Bedingungen anzupassen. "Die Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen ist der geeignete Partner, um Kräfte zu bündeln."

Für die Bankangestellten plädierte der Hilpoltsteiner Geschäftsstellenleiter Marco Beck für die Verschmelzung. Natürlich bewege die Fusion die Mitarbeiter, sagte er. "Man legt da nicht einfach einen Schalter um." Zumal die Kollegen seit Monaten mit den Vorbereitungen beschäftigt seien. "Aber wir Mitarbeiter sind definitiv davon überzeugt, von der Fusion langfristig zu profitieren." Aber das könne auch nur mit den Mitgliedern passieren.

Letztlich stimmten diese in den Kanon ein, was das deutliche Ergebnis belegt. Wenn nun die BFM-Mitglieder heute Abend auch ihr Plazet geben, ist die Fusion perfekt. Die BFM wird dann die Rothseebank aufnehmen und entstehen wird "Raiffeisen - meine Bank" mit juristischem Sitz in Hilpoltstein und einer dezentralen Organisation an allen bisherigen Standorten. Die neue Bank wird eine Bilanzsumme von 690 Millionen Euro haben, Eigenmittel in Höhe von 82 Millionen Euro, mehr als 9000 Mitglieder und 135 Mitarbeiter. Im September ist schließlich die technische Umstellung, die für die Rothseekunden eine neue IBAN bringt, denn ihre Bank ist dann erloschen.

Rainer Messingschlager