Roths erster Olympionike
Das Abenteuer beginnt

21.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:24 Uhr
Cornelia Hardenberg
Eine Fotocollage und ein T-Shirt mit der Aufschrift "Eckersmühlen goes Peking" bekommt Tobias Schneider am Freitag im Landratsamt von Landrat Herbert Eckstein überreicht. −Foto: Münch

Roth - Zum Abschluss einer bewegenden Woche ist Tobias Schneider, der sich als Anschieber von Bobpilot Christoph Hafer für die Olympischen Winterspiele qualifiziert hat, mit den besten Wünschen aus dem Landkreis Roth in Richtung Peking verabschiedet worden. In kleiner Runde und mit Maske und Abstand, damit auf den letzten Drücker ja nichts passieren konnte, traf sich der erste Olympiateilnehmer aus dem Landkreis mit Landrat Herbert Eckstein und dem frisch gewählten Rother Bürgermeister Andreas Buckreus.

Dabei ließ es sich Eckstein im Beisein von Schneiders Eltern Claudia und Peter nicht nehmen, den Ausnahmesportler zwei persönliche Geschenke mit auf die Reise zu geben.

Auf einer gerahmten Fotocollage ist unter anderem ein Foto von einer Sportlerehrung des Landkreises Roth mit Eckstein und dem erst neunjährigen Tobias, der vor genau 20 Jahren schon zum ersten Mal für seine sportlichen Erfolge, damals noch in der Leichtathletik, geehrt wurde. Dazu gab ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Eckersmühlen goes Peking", das Schneider ins Land der Mitte mitnehmen und vielleicht sogar bei den Bobrennen unter seinem Anzug tragen wird.

"Dass wir ausgerechnet im Jubiläumsjahr 50 Jahre Landkreis Roth den ersten waschechten Olympioniken feiern können, ist etwas ganz Besonderes. Dafür lasse ich heute auch mal alle politischen Bedenken zu den Spielen in Peking beiseite", sagte Eckstein.

Auch Roths Bürgermeister Andreas Buckreus wünschte dem 29-Jährigen viel Erfolg in Peking und stellte - ganz der Vorsitzende des größten Sportvereins im Landkreis - noch viele Fachfragen zum Bobsport, zur Rolle des Anschiebers und zur Bobbahn in Peking. Über die dortige Bahn, auf der er mit seinem Team immerhin schon 46 Trainingsfahrten absolvieren konnte, berichtete Schneider beispielsweise, dass diese "gar nicht so schwer" sei wie so manch andere Bahn im Weltcup. Denn es wurde bei der Planung auch besonders daran gedacht, dass sich auch Sportler aus exotischen Nationen für die Winterspiele qualifizieren und man deshalb auch auf deren Sicherheit geachtet habe. Trotzdem sei die Bobbahn von Peking auch trickreich. "Da kann man ruckzuck vier Zehntelsekunden, ohne dass man so genau weiß warum.

Seit der offiziellen Nominierung Schneiders für das Team Deutschland 3 in Peking durch Bundestrainer René Spies am Sonntag in St. Moritz hat sich sein Leben "ganz schön auf dem Kopf gestellt", schilderte der Eckersmühlener die vergangenen Tage. Schon am Montag bekam er in der Münchener Allianz-Arena seine Olympia-Bekleidung, zwei Reisekoffer für alle Anlässe. Am Dienstag wurde er ebenfalls in München von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zusammen mit den anderen Sportpolizisten, die sich für die Winterspiele qualifizierten, nach Peking verabschiedet.

Am Mittwochmorgen wurde er dann von Papa Peter aus München abgeholt, denn das Bayerische Fernsehen hatte sich angesagt und begleitete ihn einen halben Tag lang beim Training und im Elternhaus, ehe es gleich wieder zurück nach München ging.

Das Pendeln nahm Tobias Schneider gerne in Kauf, denn es war ihm wichtig, neben den verschiedenen Terminen auch noch zu trainieren, und das gehe eben am besten in München bei seinem Trainer Michael Ehrenreich. Für den Empfang im Landratsamt kam er aber gerne noch ein letztes Mal aus München nach Roth. Das stark angestiegene Interesse der Öffentlichkeit an seiner Person empfindet er aber nicht als Druck - ganz im Gegenteil. "Das beflügelt mich und motiviert mich sogar noch mehr", sagt Schneider.

Steht im Bobsport normalerweise nur der Pilot im Fokus, empfindet es der Eckersmühlener als etwas ganz Besonderes, "dass das Interesse jetzt so groß ist und so viele Menschen aus meiner Heimat hinter mir stehen", sagt Schneider, der sich trotz des jetzigen Erfolgs immer noch als "der kleine Tobi aus Eckersmühlen" fühlt.

Seine letzten Gedanken vor der Rückfahrt galten seinem ehemaligen Trainer Karl Nagengast: "Er hat ja nicht nur mich geformt, sondern auch Cornelia Teuber, die es zu den Paralympics geschafft hat. Ihm habe ich viel zu verdanken."

Von München aus wird Tobias Schneider an diesem Sonntag nun ins detusche Olympia-Trainingszentrum nach Kienbaum bei Berlin fahren, ehe am 29. Januar der Flieger nach Peking abheben wird.

HK


Cornelia Hardenberg