Freystadt
Freystadts Verschuldung schnellt nach oben

Statt mit 32 Euro wie im vergangenen Jahr steht heuer jeder Einwohner mit 1426 Euro in der Kreide

26.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:06 Uhr
Die Martini-Schule ist mit knapp 27 Millionen Euro das teuerste Projekt, dass im Haushalt in Freystadt eingestellt ist. Der erste Bauabschnitt ist nach den Pfingstferien in Betrieb genommen worden. −Foto: haz

Freystadt - Trotz der Coronakrise beträgt das Haushaltsvolumen der Stadt Freystadt heuer satte 43,8 Millionen Euro.

Damit übersteigt der Etat die vergangenen beiden Jahre sogar. Im Hauptverwaltungs- und Finanzausschuss ist es nun vorberaten worden.

Vorab sagte Bürgermeister Alexander Dorr (CSU) dazu, wegen der zu erwartenden Corona-Auswirkungen habe man bestimmte Einnahmen nach unten korrigiert, beispielsweise die Einkommensteuerbeteiligung oder die Gewerbesteuer. Infolge der Großprojekte wie Sanierung und Erweiterung der Martini-Schule sowie Bau der beiden neuen Kindertagesstätten in Freystadt und Möning werde in den kommenden Monaten eine neue Kreditaufnahme in Höhe von 13 Millionen Euro notwendig.

Kämmerer Andreas Kraus erläuterte zu den Einnahmen im Verwaltungshaushalt von 16,4 Millionen Euro, man erwarte heuer weniger Geld: So habe man bei der Gewerbesteuer vorsichtig 1,5 Millionen Euro (2019: 3,3 Millionen Euro) festgesetzt, beim Gemeindeanteil an der Einkommensteuer und Einkommensteuersatz 5,2 Millionen Euro. Bei den Schlüsselzuweisungen erwartet man mit 2,07 Millionen Euro ebenfalls weniger.

Bei den Ausgaben im Verwaltungshaushalt halten sich die Teuerungen im normalen Rahmen. Die Kreisumlage liegt heuer bei etwa 3,6 Millionen Euro, die Personalkosten bei 3 Millionen Euro. Die Zuführung zum Vermögenshaushalt fällt wegen der erwarteten Mindereinnahmen mit 754500 Euro kleiner aus.

Aus Letzterer sowie 5,98 Millionen Euro Entnahmen aus den Rücklagen, 1,05 Millionen an Beiträgen, 5,8 Millionen Zuschüsse, 808000 Euro Erlösen aus Vermögensveräußerung - beispielsweise Baulandverkauf - sowie 13 Millionen Neukreditaufnahme setzen sich die Einnahmen im Vermögenshaushalt zusammen, der 27,4 Millionen Euro umfasst.

Angesichts des Schuldenstandes von knapp 13 Millionen zum Jahresende sagte Dorr: "Wir brauchen das Darlehen trotz der Zuschüsse. Es ist schon eine enorme Verschuldung, wir müssen in den nächsten Jahren genau prüfen, was wir uns leisten wollen und was zurückgestellt werden kann. " War die Pro-Kopf-Verschuldung im vergangenen Jahr mit 32 Euro, hochgerechnet auf 9100 Einwohner, äußert gering, so steigt sie heuer mit 1426 Euro pro Einwohner sprunghaft an.

Kraus gab noch eine Übersicht bekannt zu den Zuschüssen, wonach für städtische Maßnahmen insgesamt knapp 20 Millionen Zuschüsse von verschiedenen Stellen zugesagt sind.

Die Ausgaben im Vermögenshaushalt sind vorgesehen für neue Löschfahrzeuge für die Forchheimer, Mörsdorfer, Burggriesbacher, Oberndorfer, Thannhausener Wehr und für den Kommandowagen der Stützpunktwehr Freystadt sowie den Neubau einiger Feuerwehrhäuser. Dorr kündigte hier an, in der nächsten Sitzung werde er das Thema Feuerwehr nochmals detailliert vorstellen.

9,4 Millionen Euro sind für die Schulen eingestellt, eine Kreativwerkstatt für Burggriesbach, kleinere Sachen für die Martini-Schule und 9 Millionen für die aktuelle Baumaßnahme. 5,3 Millionen Euro sind für den Bau der Kindertagesstätten reserviert und knapp eine Million für die Freibäder Freystadt und Mörsdorf. 4,6 Millionen Euro laufen in die Erschließung von Baugebieten, Straßen- und Radwegebau und sonstige bauliche Aufgaben. Für Abwasseranlagen, die Erddeponie in Sulzkirchen, Friedhöfe und Bauhof stehen 1,7 Millionen bereit, für die Sanierung des Stadelmann-Anwesens zwei Millionen.

Wie alle Jahre wetterte Hans Gerngroß (FW) gegen den Zeitpunkt der Etatplanung: "Ein halbes Jahr ist um", sagte er. "Wir wissen um Einnahmen und Ausgaben und bräuchten theoretisch keinen Haushalt mehr, weil schon fast die tatsächlichen Zahlen vorliegen. " Ein Haushaltsplan solle im Januar oder Februar aufgestellt werden, forderte er. Dorr wollte den Haushalt zunächst in der kommenden Sitzung Anfang Juli in den Stadtrat bringen. Weil viele Mitglieder jedoch neu im Stadtrat sind und sich nochmals in Ruhe mit den Zahlen befassen möchten, gab er ihrer Bitte statt, das Planwerk erst in der Augustsitzung zu behandeln.

haz