Hilpoltstein
Hilfseinrichtungen ziehen Lockdown-Bilanz

Klinik profitiert von Solidarität der Wirtschaftsbetriebe - Stärkerer Andrang im Frauenhaus erwartet

26.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:06 Uhr
"Noch einmal gut gegangen": Die erste Welle der Pandemie ist in der Kreisklinik ohne größere Probleme bewältigt worden. −Foto: Rudolph

Hilpoltstein/Roth - "Die Umsetzung aller Vorgaben war eine Herausforderung und am Anfang auch etwas holprig", gibt Dieter Debus, der Pflegedienstleiter der Rother Kreisklinik gegenüber dem Ausschuss für Seniorenarbeit, soziale Angelegenheiten und Inklusion am Mittwoch in Roth unumwunden zu.

 

"Es gab viele Verfügungen des Ministeriums, die wir noch am gleichen Tag umzusetzen hatten", sagt er.

Auch war das Krankenhaus nicht in allen Bereichen für ein solches Ausmaß der Pandemie vorbereitet. "Wir haben natürlich ein Pandemie-Lager mit entsprechender Schutzkleidung", so Debus. Doch sei dieses für den sehr hohen Bedarf nicht ausgelegt und die Versorgung mehr als lückenhaft gewesen. Hier habe man aber eine außergewöhnliche Solidarität vieler Betriebe erfahren: "Maler haben uns Schutzkleidung geschickt und von Handwerkern haben wird FFP2-Masken bekommen. " Selbst die Versorgung mit einigen Medikamenten, die in Fernost produziert werden, habe auf der Kippe gestanden. "Da hat man schon an ältere Ersatztherapien gedacht, um den Patienten weiter behandeln zu können. "

Die Vorgabe, Intensivbetten für Covid-19 Patienten freizuhalten, sei allerdings besonders für die Patienten äußerst schwierig gewesen, bei denen eine Operation kurzfristig abgesagt werden musste. "Natürlich kann man eine Hüftoperation verschieben, aber die Schmerzen bleiben", so Debus. Dagegen wurden ganze Abteilungen für Covid-19 Patienten oder entsprechende Verdachtsfälle freigehalten.

Schwierig sei zudem der rigorose Besucherstopp gewesen. Hier habe die Rother Klinik allerdings bei der Palliativstation und der Geburtsstation zum Wohle der Patienten Ausnahmen gemacht. "Wenn Menschen im Sterben lagen, haben wir nicht zwingend immer nur einen Angehörigen zugelassen", sagt Debus. "Wenn eine Mutter mit ihrem Sohn kam, um einen Angehörigen zu besuchen, haben wir den Sohn nicht vor der Tür warten lassen. " Auch die Beschränkung auf nur einen festen Angehörigen habe man gelockert. "Ich weiß nicht, ob wir uns damit strafbar gemacht haben, aber wenn jemand drei Kinder hat, durfte bei uns eben jeden Tag ein anderer kommen - wir können einen Menschen am Ende seines Lebens doch nicht alleine lassen. "

Das Fazit des Pflegedienstleiters ist aber trotz aller Widrigkeiten positiv: "Es ist alles noch einmal gut gegangen. " Das Personal im Krankenhaus bekam auch gleich noch Lob von Landrat Herbert Eckstein (SPD): "Was zu leisten war, habt ihr geleistet - und was zu verbessern ist, wird verbessert. " Eckstein lobte bei dieser Gelegenheit auch gleich Maria Assenbaum, die sich im Landratsamt um die Versorgung der Einrichtungen gekümmert habe.

"Wir hatten über 230 Bedarfsmeldungen, haben 20000 FFP2-Masken und 130000 Mund-Nasen-Bedeckungen verteilt", berichtet sie kurz. Dazu seien noch Unmengen von Desinfektionsmitteln und anderer Schutzkleidung gekommen. Im ersten Durchgang seien die Sachen pauschal verteilt worden, um möglichst schnell zu helfen. Danach habe man sich genau nach dem Bedarf gerichtet. Was von staatlicher Seite gekommen sei, sei schnell verteilt worden, "bei dem, was gefehlt hat, haben wir selbst die Beschaffung übernommen", sagte Assenbaum, die laut Eckstein mit dem Umfüllen von Desinfektionsmitteln kaum nachkam. "Es hat alles recht gut funktioniert", so das kurze Fazit der Mitarbeiterin des Landratsamts, die von zahlreichen Stellen großen Dank für die schnelle Hilfe bekam.

Andrea Hopperdietzel vom Frauenhaus Schwabach ist sich sicher, das während der Corona-Krise auch die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt gestiegen ist. "Doch die Frauen können während der Ausgangssperre nicht so leicht packen und fliehen", sagt sie. "Zudem können sich viele im Moment auch schlechter informieren, dass es ein Frauenhaus gibt. " Die sogenannte Interventionsstelle, die benachrichtigt wird, wenn die Polizei ein Einschreiten für nötig hält, ist allerdings mehr als gut beschäftigt: "Wir haben schon jetzt so viele Nachfragen wie sonst im ganzen Jahr. " Hopperdietzel geht deshalb davon aus, "dass der Andrang beim Frauenhaus noch kommt".

Dabei steht das Frauenhaus schon jetzt vor einigen Problemen: "Das Frauenhaus ist als Gemeinschaftsunterkunft geplant, wo Küchen und Waschräume von mehreren genutzt werden", so Hopperdietztel. Jetzt hätten die Mitarbeiter versucht, Kühlboxen, Kochplatten und Bestecke zu organisieren, damit die Frauen so weit wie möglich in ihren Zimmern bleiben können.

Doch auch die Betreuung und Beratung seien schwieriger geworden. "Viele Ehrenamtliche sind Senioren und gehören damit zur Risikogruppe", sagte Hopperdietzel. "Wir haben deshalb versucht, die gesamte Rufbereitschaft auf hauptamtliche Mitarbeiter umzulegen. " Gruppenangebote seien bereits seit langem eingestellt und die Frauen würden angehalten, möglichst wenig Außenkontakte zu pflegen, "damit wir das Coronavirus nicht ins Haus bringen".

Um die Gefahr einer Ansteckung einzudämmen und für einen Ansturm gerüstet zu sein, habe das Frauenhaus beschlossen, nur noch Frauen aus dem originären Einzugsgebiet aufzunehmen.

HK