Nürnberg
Chefarzt bereit für zweite Corona-Welle

Mehr Betten, mehr Geräte, mehr Medikamente: Klinikum Nürnberg sieht sich "sehr gut" gerüstet

31.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:51 Uhr
Will dem Virus diesmal offensichtlich keine Chance lassen: Chefarzt Joachim Ficker. −Foto: Pelke

Nürnberg - Der Sommer geht, das Virus kommt?

 

Die bange Frage nach der zweiten Corona-Welle beschäftigt derzeit die gesamte Republik. Auch in Nürnberg werden die steigenden Infektionszahlen mit Argusaugen verfolgt. Besonders das Klinikum blickt gespannt auf die Entwicklung von Covid-19. "Sehr gut" sei das Krankenhaus auf eine mögliche "zweite Welle" vorbereitet, erklärt Professor Joachim Ficker, Chefarzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Pneumologie am Klinikum Nürnberg.

Ficker und sein Team haben umfangreiche Erfahrungen in der Behandlung von Covid-19-Patienten gesammelt. Aufbauend aus den Erkenntnissen der "ersten Welle" sei ein Konzept entwickelt worden, mit dem das Klinikum "schnell auf steigende Zahlen von Patienten mit Covid-19 reagieren" könne, sagt der Chefarzt und erläutert das "Stufenkonzept" ganz konkret.

Mehr Patientenzimmer, mehr Personal und mehr Apparate könnten demnach je nach Verlauf der möglichen "zweiten Welle" sukzessive für Corona-Infizierte zur Verfügung gestellt werden. "Wir können den Betrieb sowohl auf den Isolierstationen, auf denen Covid-19-Patienten behandelt werden, als auch auf den Intensivstationen jederzeit hochfahren", betont Ficker.

Das Virus soll diesmal offensichtlich keine Chance haben, das Klinikum wie beim ersten Auftauchen von Corona zu überraschen. Zu den Vorbereitungen des Krankenhauses zählen viele praktische Maßnahmen, um für eine mögliche zweite Welle besser gerüstet zu sein. So habe das Klinikum Nürnberg bereits dafür gesorgt, dass Schutzausrüstungen für die Mitarbeiter in notwendigem Umfang vorhanden seien. Außerdem habe die hauseigene Apotheke ihre Vorratsschränke mit allen wichtigen Medikamenten gefüllt.

Zu den logistischen Vorbereitungen zählt die Tatsache, dass ausreichend Testkapazitäten im Institut für Klinikhygiene, Medizinische Mikrobiologie und Klinische Infektiologie vorhanden seien. Mit Blick auf eine "zweite Welle" sei erheblich in die Ausweitung der Testkapazitäten, in die Bevorratung von Schutzausrüstung und Medikamenten investiert worden, fasst Ficker die wichtigsten Maßnahmen zusammen.

Genauso wichtig sei sicherlich, dass sich die Ärzte besser auf eine neue Welle vorbereitet fühlen. Durch die Erfahrungen aus der ersten Flut von Corona-Patienten sei die Behandlung von Covid-19-Patienten stetig weiterentwickelt worden. "Ich habe selten erlebt, dass innerhalb so kurzer Zeit so viele neue Erkenntnisse über die Behandlung einer Erkrankung verfügbar wurden wie in den letzten Monaten bei Covid-19", betont Ficker. Fortlaufend seien die Corona-Studien "analysiert, intern bewertet und jeweils sehr zeitnah" in die Behandlungsstandards umgesetzt worden.

Noch einen weiteren Vorteil hätten die Mediziner bei der Bekämpfung einer nächsten Welle. Durch die fieberhafte Suche nach neuen Wirkstoffen gegen das Virus stünden mittlerweile brandneue Arzneien zur Verfügung, die sich allerdings meistens noch in der Erprobung befinden würden. Trotzdem könnten diese neuen, häufig noch nicht vollständig zugelassenen Medikamente bereits den Betroffenen im Rahmen von medizinischen Studien helfen. "Für viele Behandlungssituationen können wir inzwischen auch geeigneten Patienten die Teilnahme an Therapiestudien ermöglichen, so dass gegebenenfalls hochwirksame Medikamente zum Einsatz kommen können, bevor diese offiziell zugelassen sind", sagt der erfahrene Professor zu dieser neuen Möglichkeit der Covid-Behandlung.

Derzeit werden am Klinikum Nürnberg insgesamt elf Covid-Patienten versorgt. Davon müssen vier Corona-Patienten auf der Intensivstation behandelt werden. Auch in diesem sensiblen Bereich hat das Krankenhaus seine Hausaufgaben offensichtlich schon erledigt. Die Zahl der Intensivbetten und Beatmungsgeräte könne im Hinblick auf eine mögliche neue Welle "je nach Bedarf aufgestockt" werden, betont Joachim Ficker und geht auf die genauen Zahlen ein. "Wir haben aktuell eine zusätzliche Reservekapazität von 103 Intensivbetten aufgebaut und können diese nach dem erwähnten Stufenkonzept innerhalb weniger Tage aktivieren", erklärt der Medizinprofessor.

HK

 

Nikolas Pelke