Allersberg
Ein Platz für Störche

Biotopverbund soll Artenvielfalt rund um Allersberg schaffen – Großes Gemeinschaftsprojekt

17.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:54 Uhr

Neue Biotope im Süden Allersbergs sollen Fauna und Flora verbessern und eine Lebensgrundlage für den Weißstorch schaffen. Die beteiligten Behörden und Firmenvertreter besichtigten die neuen Biotope. Zehn weitere Standorte sind als Biotop vorgesehen. - Foto: Mücke

Allersberg (HK) Es könnte ein Vorzeigeprojekt werden, was Markt Allersberg, die Ortsgruppe des Bund Naturschutz, Bayerische Staatsforsten und Straßenbauamt und Landschaftspflegeverbands gemeinsam angepackt haben: ein Biotopverbund von nahezu ein Hektar Größe im Süden Allersbergs.

Damit sollen in Allersberg wieder Störche angesiedelt werden. Schon vor rund zweieinhalb Jahren machte deshalb der Bund Naturschutz mit einem starken Engagement von Vorsitzendem Manfred Kinzler und vor allem dem Hauptinitiator Gerhard Dorr den ersten Vorstoß im Umweltausschuss des Marktgemeinderates. „Reden und Diskutieren hilft nicht weiter, es muss Hand angelegt werden“, sagte deshalb Gerhard Dorr nun auch bei einem Ortstermin, nachdem die wesentlichen Arbeiten geschafft sind.

Er erinnert sich, dass noch in den 1950er Jahren auf den Fabrikschornsteinen der Firma Gilardi und des Sägewerks Haberl-Engelmann Störche nisteten und es um Allersberg herum viele Feuchtflächen gab. Das hat sich zwischenzeitlich geändert. Vor allem auf der Ostseite der Lampersdorfer Straße. Denn beim Bau der Ortsumgehung fiel das Gefälle mit feuchten Flächen einer Geländeüberhöhung zum Opfer. Damit sei der Oberflächenwasserabfluss verändert worden, erkannten die beiden Vertreter des Staatlichen Bauamts, Christian Peetz und Johannes Staedtke bei der Begehung. Deswegen hatte sich das Straßenbauamt auch gerne an der Maßnahme beteiligt und im Süden vor dem Wald Mulden angelegt.

Der Waldnaturschutz spiele in der Unternehmensphilosophie der Bayerischen Staatsforsten eine große Rolle, sagte Bernhard Schönmüller als Leiter des Forstbetriebs Allersberg, der zusammen mit dem gesamten hauptamtlichen Naturschutzstab des Unternehmens gekommen war. Auch der Forstbetrieb hat am Ostrand der Wiesenflächen vor dem Wald eine Feuchtfläche angelegt, damit sich dort das Wasser sammeln kann. Schönmüller erzählte, dass im Wald bei Brunnau der Schwarzstorch wieder angesiedelt werden konnte und dort bereits zwei erfolgreiche Nachwuchsjahre verbracht hat.

Die Koordination aller beteiligten Stellen hatte Jörg Wagenknecht-Hirth von der Allersberger Bau- und Umweltver-waltung übernommen. Eine große Kooperation sei damit gelungen, zeigte sich Bürgermeister Bernhard Böckeler dankbar gegenüber allen Beteiligten, auch wenn anfangs in den 1,5 Meter tiefen Mulden im Lehmboden kaum Wasser stand. Ein Zustand, der sich nach den jüngsten Regenfällen geändert hat.

Mit den zusätzlichen Geländevertiefungen soll auch ein Biotopverbund auf einer Fläche von rund 7000 Quadratmetern entstehen. Das Projekt ist zwar in erster Linie der Wiederansiedelung des Weißstorches gewidmet, dient aber gleichzeitig einer deutlichen Verbesserung von Fauna und Flora rund um Allersberg. Es soll dazu beitragen, dass wieder eine Artenvielfalt von Amphibien und Insekten entsteht, in der sich auch der Storch wohlfühlen kann, wie es der stellvertretende Vorsitzende der Ortsgruppe des Bund Naturschutz Norbert Schöll formulierte. Bis zu seiner Ansiedelung könnten aber noch rund zehn Jahre vergehen, dämpfte Schöll allzu große Hoffnungen auf einen kurzfristigen Erfolg. Deshalb sollen weitere Projekte und Maßnahmen folgen, waren sich Schöll und Böckeler einig.

Insgesamt sind rund zehn verschiedene Standorte – meist auf öffentlichen Flächen – für weitere Verbesserungen eingeplant. Denn erst muss eine Nahrungsgrundlage für den Storch geschaffen werden, damit sich dieser heimisch fühlen kann und sich dort niederlässt. „Um uns wieder Kinder zu bringen“, wie Gerhard Dorr scherzhaft anfügt.

Als recht gelungene Sache bezeichnete Thomas Weimert von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Roth die Maßnahme, weil die Kleingewässer in der Landschaft stark zurückgegangen seien, aber viele Amphibien und Insekten davon leben. Eingebunden war auch der Landschaftspflegeverband Mittelfranken, für den Till Scholl das Projekt lobte und bei der Umsetzung mitwirkte. Auch finanziell. Denn 75 Prozent der rund 2000 Euro teuren Maßnahme, die übrigens deutlich billiger kam als zuvor kalkuliert, werden über den Landschaftspflegeverband gefördert. Die Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Allersberg will sich laut Roland Herzog bei der Pflege einbringen.

Dass es so viel Unterstützung gibt, mache der BN-Ortsgruppe auch viel Mut, sich weiter zu engagieren, so Gerhard Dorr. „Wir müssen erst das geeignete Umfeld schaffen, um die Vision von der Wiederansiedlung des Storchs umsetzen zu können“, sagte er. Weitere Mitarbeit signalisierten alle Mitstreiter auch für weitere Maßnahmen im Umfeld Allersbergs. Und das sind noch einige. Denn laut Bürgermeister Böckeler sind noch zehn Standorte für solche Verbesserungen und Neuanlagen von Biotopen vorgesehen.