Eichstätt
"Eichstätt muss permanent beatmet werden"

18.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:34 Uhr

Kulturbeauftragter Günther Köppel vor den "Liebenden" von Markus Schiegl an der Altmühl. - Foto: chl

Eichstätt (chl) Die Kunstaktion "Open HeArt – Kunst im Zentrum" ist am Wochenende offiziell zu Ende gegangen. Anlass für ein Gespräch mit Eichstätts Kulturbeauftragtem Günther Köppel.

Herr Köppel, Open HeArt ist zu Ende. Packen die Künstler ihre Arbeiten jetzt alle wieder weg? Was bleibt davon?
 

Köppel: Was jetzt passiert, ist sehr spannend. Viele Eichstätter – und ich auch – sind daran interessiert, dass einige Kunstwerke in Eichstätt bleiben. Man hat sie schon lieb gewonnen.

Zum Beispiel?

Köppel: Das Gabrieli-Gymnasium würde gerne den tollen Flügel von Tom Neumaier behalten, der ein gelungener Hinweis auf die Verbindung von Kunst und Wissenschaft ist. Absolut ideal sind auch einige andere Standorte – zum Beispiel Günther Langs "Wächter" am Graben", Rupert Fiegers "Schutzengelflügel", Wieland Grafs "Brückenbischof", "die Liebenden" von Markus Schiegl an der Altmühl, "Albert Ferschs "Janus" vor dem Jurahausverein. . .

Sie würden am liebsten alle behalten?

Köppel: Natürlich würde ich gerne alle in Eichstätt halten. Schiegls "Liebende" sind beinahe schon unterwegs nach Passau. Aber vielleicht findet sich doch noch ein hiesiger Sponsor.

Wie würde das Sponsoring laufen?

Köppel: Die Arbeiten würden im öffentlichen Raum bleiben und bekämen eine Tafel dazu, von wem sie gestiftet wurden. Ich hoffe, dass zum Beispiel das "offene Herz" von Raphael Graf beim Krankenhaus einen würdigen Platz findet, ebenso der "Christus" von Hans Hiller, der derzeit noch die Johanniskirche ziert. Ein beliebter Treffpunkt ist auch Ariana Kesslers "Hundertwasserbaum" an der Badbrücke geworden. Es wäre schön, wenn man dafür Sponsoren fände. Gespräche darüber gibt es bereits.

Besuchermagnet Nummer 1 war und ist ja das "Schmetterlingshaus" von Marc Köschinger in der Pfahlstraße.

Köppel: Das wäre wirklich jammerschade, wenn das nicht fortgesetzt würde. Köschinger hat ja das Schmetterlingshaus im Internet weltweit vernetzt – das ist großartig für unsere Stadt. So ein frischer Geist tut Eichstätt sehr gut.

Der Ingolstädter Marc Köschinger orientiert sich inzwischen ja nach Eichstätt, er ist Dozent für Kommunikationsdesign an der Uni und Kunstpädagoge an der Mädchenrealschule Maria Ward – eine Zusammenarbeit, die wohl dank Open HeArt entstanden ist?

Köppel: Und die weitergeführt werden soll. Um Köschinger herum könnte sich eine kleine neue Künstlerszene entwickeln.

Das klingt ja schon nach einem Ausblick. Wie geht es weiter? Gibt es Impulse durch Open HeArt?

Köppel: Es gibt bereits Gespräche, dass wir leer stehende Läden in kleine temporäre Galerien für die Kunststudenten umwandeln. Das wäre mein Motto für 2011: "Eichstätt als Galerie". Außerdem passiert 2011 wegen der Kultur- und Jugendkulturtage eh sehr viel.

Und Open HeArt? War das eine einmalige Geschichte?

Köppel: Ich kann mir schon vorstellen, dass wir so etwas im Drei-Jahres-Turnus auf die Beine stellen. Allerdings dann mit einem Katalog schon zu Beginn.

Sie arbeiten als Kulturbeauftragter ja ehrenamtlich. Kann das auf Dauer so laufen?

Köppel: Nein. Der Ruf nach einem Standortmanager, der sich professionell um Wirtschaft, Tourismus und Kultur in der Stadt kümmert, ist lauter denn je. Das muss in einer Verantwortung sein. Da müssen Zuständigkeiten auch neu geregelt werden. Auch diese Bettelei muss endlich ein Ende haben. Ich dränge auf einen feststehenden Kulturfonds. Eichstätt muss in Sachen Marketing permanent beatmet werden. Deshalb gibt es aus meiner Sicht keine Alternative zu einem echten Profi auf diesem Gebiet.