Dollnstein
"Vorzeigemodell" jetzt nicht "totreden"

Vorstandsmitglied Alfons Kruck gibt Stellungnahme ab - Verwaltungsrat hat sich neu formiert

21.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:56 Uhr

Dollnstein - Von Seiten des Kommunalunternehmens (KU) äußerte sich Alfons Kruck als Vorstandsmitglied des Verwaltungsrates gegenüber unserer Zeitung.

Kruck ist mit seiner Firma ratiotherm, die sich auf die Wärmespeicherung spezialisiert hat, auch technischer Ideengeber des Nahwärmenetzes. "Der Haushalt darf nicht mit dem Gemeindehaushalt in einen Topf geworfen werden, denn den Verbindlichkeiten steht das Anlagevermögen gegenüber", so Kruck.

Das Unternehmen besitzt eine Infrastruktur, welche Energie erzeugt und über ein Netz an Kunden verkauft. Mit dem "kalten Nahwärmenetz" sei das Zukunftsszenario einer verantwortungsvollen, ökologisch sensiblen, kommunalen Energieversorgung entwickelt worden, das nur die Wärme liefere, die auch tatsächlich in den Haushalten und Gemeindegebäuden gebraucht werde. Über das ganze Jahr wird die konstante Temperatur des Grundwassers im Altmühltal als primäre Energiequelle nutzbar gemacht. Auf dieser Basis wurde ein "kaltes" Wärmenetz entwickelt, das die Komponenten zur Energiebereitstellung wie Sonne, Grundwasser, Blockheizkraftwerk und Gas (für die Spitzenlastabdeckung) stets bedarfsgerecht und klimaschonend aufeinander abstimmt.
Das Bestreben sollte sein, so Kruck, mehr Kunden zu gewinnen, die diese Wärme abnehmen. Das erfordere Vertrauen, denn es gebe Lösungen, die man suchen, erörtern und umsetzen müsse. Mit im Boot sei die TH Ingolstadt. Kruck plädierte für eine positive lösungsorientierte Vorgehensweise. Er kann nicht nachvollziehen, dass das Kommunalunternehmen, das bundesweit als Vorzeigemodell betrachtet werde, nun "totgeredet" werde.

Das KU ist laut Kruck an den Start gegangen, um mindestens 1300 MWh zu erzeugen und zu verkaufen. Die gesamte Anlage kann dies leisten. 47 Anschlüssen wurden verlegt und finanziert. Derzeit beziehen 23 Wärme. Auch die Kita ist angeschlossen. Die restlichen wurden finanziert und bringen keinen Umsatz. "Die Anlage hat eine Leistung von 900 kW, laut der Analysen der TH Ingolstadt, die das Projekt wissenschaftlich begleitet, fahren wir aktuell mit maximal 350 kW bis 400 kW, also knapp 50 Prozent. Die Netzverluste mit zirka 280000 kWh sind immer gleich. Egal, ob ich 900 MWh oder 1500 MWh verkaufe. " Genau hier sieht Kruck einen Ansatzpunkt, um die bisher getätigten "Blind-Anschlüsse" zu gewinnen, denn die Förderprogramme (45 Prozent auf die gesamte Investition) für die Umstellung von Öl auf Fernwärme seien noch nie so gut gewesen. Kruck räumt ein: "Natürlich ist der derzeitige Ölpreis ein Stein im Weg. " Als das KU 2010/2011 startete, lag der Ölpreis bei 80 bis 85 Cent pro Liter. Doch als dann Wärme geliefert werden konnte (2014), sank der Preis plötzlich wieder unter 50 Cent pro Liter. Das habe dazu geführt, dass der ein oder anderen mit Öl weiter geheizt habe. "Der Fernwärmeanschluss ist zwar im Haus, wird aber nicht genutzt. " Derzeit sei der Ölpreis ebenfalls wieder extrem niedrig.
Das KU ist ein Unternehmen der Gemeinde, das eigenwirtschaftlich handelt. Die Finanzierung sei dahingehend gesichert, dass einzelne Verbindlichkeiten (Kredite) in naher Zukunft getilgt seien und nicht mehr bedient werden müssten. Auch der Wirtschaftsplan 2020, der vom KU bereits im Janaur verabschiedet wurde, stelle eine verbesserte Entwicklung dar. Zu beachten sei, dass es sich bei den Investitionen für das Nahwäremprojekt um eine langfristige Investion handele, derer man sich auch durch eine langfristige Tilgung der Schuldensituation bereits bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung im Jahre 2012 bewusst gewesen sei, so Kruck.
Der Vorsitz im Kommunalunternehmen, den bisher Wilhelm Radmacher inne hatte, wurde nun aktuell von Bürgermeister Wolfgang Roßkopf übernommen. Auch der Verwaltungsrat hat sich neu formiert. Er werde nun daran arbeiten, die technischen Probleme zu lösen. So sollen technische Optimierungen die nächsten zwei bis drei Jahre schrittweise umgesetzt werden. Ob der Absatz gesteigert werde, hänge vom Vertrauen an das KU ab.

max