Wellheim
Vollkommener Klang

Das Regensburger Renner-Ensemble gastierte in der Spindeltalkirche

23.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:19 Uhr
Himmlische Stimmbrillanz: das Renner-Ensemble in der Spindeltalkirche. −Foto: Foto: Mayer

Wellheim (EK) Welch herausragenden und vollkommenen Klang ein Männerchor entwickeln kann, durften am Pfingstmontag die zahlreichen Besucher beim Pfingstkonzert des Renner-Ensembles in der Ruinenkirche Maria im Spindeltal erleben.

Diese Tatsache ist natürlich in erster Linie dem dort gastierenden Regensburger Ensemble um seinen Leiter Hans Pritschet geschuldet, zählt der Chor doch zu den renommiertesten Männerchören Deutschlands. Die meisten Chormitglieder erhielten ihre musikalische Ausbildung am Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen.

Im Mittelpunkt des Konzerts stand der Pfingsthymnus "Veni Creator Spiritus", in dem der Heilige Geist als Schöpfer, Tröster, Glaubensführer, Liebes- und Friedensbringer gepriesen wird.
Mit einer breit gefächerten Auswahl an modernen und klassischen Stücken präsentierte das Renner Ensemble mit einer himmlischen Stimmbrillanz, interpretatorischer Genauigkeit und akkurater Textbehandlung ein rundum stimmiges Programm, das programmatisch drei Anlässe innerhalb des Konzerts vereinigte.

Zu Beginn wurde traditionell an die Aussendung des Heiligen Geistes und das Ende der Osterzeit mit einem geistlichen Teil erinnert. Den Anfang des Programms markierten typische Werke zu Pfingsten, darunter der Pfingsthymnus "Veni Creator Spiritus'' von Hector Berlioz (1803 bis 1869).

In einem zweiten Teil richtete der Chor seinen Blick auf das Ende des Ersten Weltkriegs, der sich in diesem Jahr zum 100. Mal jährt. Aus der im letzten Jahr aufgenommenen CD "Krieg und Frieden" wurden zum Gedenken an die Toten des ersten Weltkriegs und als Botschaft gegen Gewalt und Krieg mehrere Werke wie ??Oh Gott des Friedes sey mit uns'' von Johann Werlin oder das demutsvolle und doch so beschwörende ??Deus protege a bello'' von Veljo Tormis (1930-2017) aufgeführt. Darüber hinaus gedachte das Renner-Ensemble des 150. Geburtstages des Komponisten Josef Renner (1868 bis 1934), dem Namensgeber des Ensembles, und führt Teile aus dessen Messe in G-Dur auf.

Der letzte Teil war der Gottesmutter Maria gewidmet und setzte sich aus verschiedenen Marienmotetten zusammen, wie den ??Laudi alla Vergine Maria'' von Giuseppe Verdi (1813 bis 1901). Aus der Vertonung von Francis Poulenc von vier kleinen Gebeten, die dem heiligen Franziskus zugeschrieben werden, richtet sich das erste dieser Gebete "Salut, Dame Sainte" an die Gottesmutter. Am Konzertende stand ein weiteres außergewöhnliches Werk: das "Ave Maria" (2007) von Ming-Chieh Lin, in dem der Text rhythmisch prägnant und harmonisch angereichert mit einprägsamen Kantilenen kombiniert ist.

Chorleiter Hans Pritschet bedankte sich am Ende beim Kirchenrektor, Pfarrer Georg Guggemos, dass der Chor in dieser wunderbaren Kirche auftreten durfte. Dies drückte sich auch in der inhaltlichen Gestaltung des Musikprogramm aus, das bestens zur wechselvollen und - auf Grund immer wieder unklarer kirchlicher wie politischer Territorialzugehörigkeit - ambivalenten Geschichte der Spindeltalkirche passte: "Wollen wir hoffen, dass kriegerische Auseinandersetzungen, Neid und Missgunst nicht die Oberhand gewinnen", richtete er einen eindeutigen Friedensapell ans Publikum.

Im Vorfeld des Konzerts waren Ankündigungsplakate in Wellheim abgerissen worden, während der Veranstaltung kam es zu lautstarken Unmutskundgebungen vor der Kirche - die Protestierenden waren wohl der Ansicht, dass im Gotteshaus keine Konzerte stattfinden sollten.

Edgar Mayer