Eichstätt
Nach Bischöfen kamen Zuchthäusler

19.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:08 Uhr

Eichstätt - Die Geschichte der Willibaldsburg reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück.

Begonnen wurde der mächtige Bau auf der Berghöhe über Eichstätt von Bischof Burggraf Berthold von Nürnberg, der das Bistum von 1351 bis 1365 führte. In den folgenden Jahrhunderten wurde viel an der "Veste Willibald" gebaut, modernisiert - und abgerissen.

Die augenfälligste Maßnahme war die Errichtung des so genannten Gemmingenbaus, des Renaissanceschlosses mit den beiden Zwiebeltürmen. Dafür war unter Fürstbischof Johann Konrad von Gemmingen im Jahr 1609 der Grundstein gelegt worden. Architekt war der Augsburger Baumeister Elias Holl. Nach dessen Plänen arbeiteten die Graubündener Meister Hans Alberthal und Martino Barbieri an der Burg.

Im Jahr 1730 verließen die Fürstbischöfe das Schloss und zogen in die Stadtresidenz. Ein militärisches Kommando blieb. Dessen letzter, bis heute unvergessener Kommandant war Leutnant Lorenz Alexander Krach. Er war 1782 beim fürstbischöflichen Militär eingetreten und der ranghöchste Offizier der "hochfürstlichen Kommandantschaft auf Schloss Sankt Willibaldsberg". Mit der Säkularisation 1802 ging er in Pension, blieb aber auf dem Berg als Wirt der Burgschänke. Nach der Enteignung der kirchlichen Fürsten und Klöster kam die gewaltige Anlage in Privatbesitz, viele Teile, so auch das obere Stockwerk und die beiden Zwiebelhauben auf den Türmen, wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgetragen, die Türme bekamen ihr heutiges Aussehen. Das Material wurde verkauft. Schließlich zog das bayerische Militär ein und errichtete ein Spital für Soldaten. Das Zuchthaus war schon 1808 geschlossen worden.

Im Jahr 1829 erwarb der Staat den ganzen Burgkomplex. Große Teile davon waren von 1890 bis 1900 Stadtbesitz. Zum Glück übernahm der bayerische Staat erneut die Willibaldsburg und leitete Renovierungsarbeiten und eine sinnvolle Nutzung ein. An erster Stelle ist hier das Lokalhistorische Museum seit 1882 zu nennen, für das Stadtbaurat Julius Velhorn und der Römerforscher Dr. Friedrich Winkelmann aus Pfünz unermüdlich tätig waren. Der gesamte Gemmingenbau mit den beiden Türmen war Museum. Tausende Objekte aus Eichstätt und dem Landkreis wurden ausgestellt bis zur Plünderung 1945. Aktuell werden vom Freistaat Bayern rund 23 Millionen Euro zur Erhaltung und Verbesserung der gewaltigen Anlagen ausgeben.

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