Mörnsheim
Seit 60 Jahren Organist mit Leidenschaft

25.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:32 Uhr

Erich Ottinger an der Orgel der Mörnsheimer Pfarrkirche, eine Orgel der Firma Bittner aus Eichstätt mit 20 Register, die 1961 die kirchliche Weihe erhielt. - Fotos: rut

Mörnsheim (EK) Ein seltenes Jubiläum beging jetzt Erich Ottinger: Seit 60 Jahren spielt er an Sonn- und Feiertagen sowie bei den Werktagsgottesdiensten in der Pfarrei Mörnsheim die Orgel. Zugleich feierte er gemeinsam mit seiner Frau Hildegard Goldene Hochzeit

Den Festgottesdienst in der Mörnsheimer Pfarrkirche feierten Pfarrer Mieczylaw Bobras und Pfarrer Eduard Wittmann gemeinsam – umrahmt vom Kirchenchor unter Leitung von Marianne Mayr und der Organistin Maria Schott.

Seit 1950 ist Erich Ottinger Organist in der Pfarrkirche St. Anna und in der Wallfahrtskirche Maria End. Zudem war er immer da, wenn in den Filialkirchen seine Aushilfe von Nöten war. Für ihn gab es in den 60 Jahren Orgelspiel Höhen und Tiefen, doch das Allerschönste ist es für ihn, mit den Geistlichen und Kirchenbesuchern gemeinsam Gottesdienst zu feiern und die großen Kirchenfeste im Kirchenjahr sowie Hochzeiten, Jubiläen und Beerdigungen musikalisch zu untermalen.

Der heute fast 75-jährige Ottinger, der als Kind schon Kirchenmusiker werden wollte, schlich sich bei jeder Gelegenheit auf die Empore der Mörnsheimer Pfarrkirche und beobachtete heimlich den Organisten beim Orgel spielen – zu einer Zeit, als die Kinder in die unteren Kirchenbänke verwiesen wurden.

Mit Fahrrad und Zug

Mit elf Jahren fuhr der musikbegeisterte Ottinger jede Woche mit dem Fahrrad nach Solnhofen und dann mit dem Zug nach Weißenburg. Dort erhielt er von Stadtkapellmeister Fischer Musikunterricht in Klavier und Violine. Als 1949 sein Musiklehrer nach Stuttgart wegzog, durfte er bei einer Klavierlehrerin in Pappenheim weiterlernen. Nebenbei erhielt er Orgelunterricht von seinem damaligen Lehrer, dem Vollblutmusiker Martin Marberger. Am 1. August 1950 hatte er seinen ersten kirchlichen Einsatz. Marberger, der damalige Organist, sagte kurz vor einer Andacht, dass er verhindert sei und nicht spielen könne, also musste der damals 14-Jährige in die Bresche springen – und wie sich später herausstellte war sein Volksschullehrer doch anwesend und bewunderte das Können seines Schülers.

Ab 1952 spielte er in den Chorproben beim Kirchenchor, und später auch bei allen kirchlichen Gelegenheiten. Bei Singspielen, Operetten und sonstigen Aufführungen des damaligen Kirchenchors durfte er die Begleitung am Klavier übernehmen.

58 Instrumente

Sein größter Lebenstraum hat sich auch fast erfüllt, denn er wollte in jedem Jahr einmal auf einer anderen Orgel spielen, leider hatte er es nur geschafft, 58 verschiedene Orgeln in seine Wunschliste einzutragen.

Nicht zuletzt machten es die früheren Seelsorger, Pfarrer Mailbeck und Pfarrer Wittmann, möglich, dass Ottinger bei den vielen Wallfahrten und Chorausflügen jedes Jahr auf einer fremden "Königin der Instrumente" spielen konnte. Höhepunkte waren für ihn die Orgeln in der Wieskirche, Maria Vesperbild, Maria Brünnlein, Birkenstein, Maria Zell und Maria Taferl in Österreich und Sarnen in der Schweiz.

Erich Ottinger war auch maßgeblich an der Wiedergründung des Kirchenchors Mörnsheim im Jahre 1983 beteiligt und ist seit dieser Zeit dessen Organist.

Für sein unermüdliches Engagement wurde der Kirchenmusiker mit einer Urkunde des Amtes für Kirchenmusik im Dienste der Musica sacra geehrt, die von Bischof Gregor Maria Hanke und Domkapellmeister Christian heiß unterzeichnet ist.

Namens der Pfarrgemeinde und der Kirchengemeinde würdigte der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Elmar Sindel die Verdienste des Orgelspielers. In seine herzlichen Dankesworte ließ Pfarrer Mieczyslaw Bobras den Wunsch einfließen, dass Erich Ottinger der Pfarrei noch lange erhalten bleiben möge: "Wir brauchen Dich", so der Geistliche in seinen Schlussworten.