Eichstätt
Mehr Sicherheitskontrollen

Exkursion führt drei neunte Klassen des Gabrieli-Gymnasiums in die Synagoge

08.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:40 Uhr
Zusammen mit ihren Lehrern Hilde Forster und Maria Frey (links) und Wolfgang Beierl (5. von links,hinten) besuchten die drei neunten Klassen des Gabrieli-Gymnasiums die Synagoge Augsburg, das Foto entstand im Brunnenhof des jüdischen Kulturzentrums. −Foto: Buckl

Eichstätt (buk) Eigentlich gehört die "Synagogenfahrt" im November seit Jahrzehnten fest zum Fahrtenprogramm des Gabrieli-Gymnasiums Eichstätt, insbesondere die Lehrkräfte des Fachs Katholische Religion, die diese Fahrt regelmäßig organisieren, erleben die Exkursion fast mit einer gewissen Routine.

Doch am Dienstag dieser Woche erlebten die Besucher aus Eichstätt, dass sich in jüdischen Einrichtungen in Deutschland in jüngster Zeit doch manches gewandelt hat: Die Sicherheitskontrollen waren nun deutlich verstärkt worden.

Jedes Jahr besucht die neunte Jahrgangsstufe der Schule eine jüdische Einrichtung, fast immer fährt man nach Augsburg, da es hier eine der prächtigsten und schönsten Synagogen in ganz Deutschland zu besichtigen gibt. Nur gelegentlich waren auch schon jüdische Friedhöfe oder Landsynagogen in Georgensgmünd, Hainsfarth oder Schnaittach Ziel der Fahrt. Begleitet wurden die rund 70 Neuntklässler des Gabrieli-Gymnasiums von den vier katholischen Religionslehrkräften Wolfgang Beierl, Walter Buckl, Hilde Forster und Maria Frey.

Ein Novum erlebte man schon bei der Anmeldung zur Fahrt, weil Namenslisten der Schüler bereits eine Woche vor dem Besuch an die Einrichtung gemeldet werden mussten. Erstmals erlebten die Schüler nun auch vor dem Betreten des Gebäudes schon im Vorhof der Synagoge strenge Einzelkontrollen von Kleidung und Taschen, zudem wurde das obligatorische Gruppenfoto im Brunnenhof des jüdischen Kulturzentrums erst nach intensiver Diskussion mit dem Security-Personal gestattet. Und eine neue Erfahrung machte man im Inneren des Sakralbaus: Ihre Führungen hatten die drei Klassen stehend zu absolvieren - es war nicht mehr gestattet, im Gestühl Platz zu nehmen. Der Grund dafür bestürzte die Schülerinnen und Schüler: In den vergangenen Monaten hatten Besucher das Mobiliar geschändet, indem Hakenkreuze in die Klappflächen der Stühle geritzt worden waren, eine Information, welche die Eichstätter Besuchergruppe empörte.

Trotz derartiger inzwischen leider nötigen Unannehmlichkeiten zeigten sich die Schüler beeindruckt von dem imposanten Baudenkmal in der Halderstraße, das 2017 das Jubiläum seines 100-jährigen Bestehens feiern konnte und als eindrucksvolles Zeugnis deutsch-jüdischer Kultur und herausragendes Dokument jüdischer Geschichte in Bayern gilt. Insbesondere die Führungen der pensionierten Lehrerin Elisabeth Biallas, des Museumspädagogen Franz Schillinger und seiner Kollegin Alice Weiß durch den Sakralraum wie durch das Jüdische Museum konnte die Mitglieder der Gruppe aufgrund der großen Kompetenz der Führer überzeugen - und ihnen auch neue Kenntnisse übermitteln, obwohl das Thema Judentum im Unterricht zuvor bereits ausführlich behandelt worden war.