Eichstätt
Kurzweil für die adligen Damen

31.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:43 Uhr

Eichstätt (je) Was heute allgemein als "Saupark" bezeichnet wird, war in feudaler Zeit der "Herzoglich Park seiner Königlichen Hoheit des Herzogs von Leuchtenberg und Fürsten von Eichstätt Eugen de Bauharnais 1817 bis 1824".

Der Waldkomplex reichte - in groben Umrissen - von der Waschette südlich von Eichstätt über Moritzbrunn, Ochsenfeld, Konstein, Breitenfurt, Obereichstätt bis Wasserzell.

Horst Kreuzberger war bayerischer Forstdirektor und hat als Leiter des Forstamts Eichstätt bis 2003 Verantwortung für den großen Wald getragen. Er hat die einschlägigen Archivalien studiert und hielt fest: "Der Herzogliche Park war zu Lebzeiten von Eugen, nach dem berühmten königlichen Forstenrieder Park bei München, der vorzüglichste Landschafts-, Walderlebnis- und Jagdpark im damaligen Königreich Bayern. "
An dem Park und seiner massiven Umzäunung aus Mauern und Palisaden ist von 1817 bis 1822 gebaut worden. Im April 1824 wurde folgender Wildstand angegeben: 82 Hirsche, 167 Stück weibliches Rotwild, 14 Damhirsche, 24 Damtiere, 168 Rehe und 92 Wildschweine. Ferner wurden 25 Fasanengockel und 205 Fasanenhennen gezählt.
Im Park erfreuten sich erlauchte Jagdgäste. Dazu zählten Mitglieder der königlichen Regierung, Diplomaten, benachbarte Grafen und der europäische Hochadel. Graf Arco von Zinneberg hatte einen Keiler erlegt, dessen Waffen (Zähne) im Deutschen Jagdmuseum in München ausgestellt sind. Zu Gast war ebenso der bayerische Schriftsteller Franz von Kobell. Nach Eichstätt kam mehrmals König Maximilian I. Joseph, der Schwiegervater von Herzog Eugen. Dessen Frau, Herzogin Auguste Amalia, schrieb am 16. November 1820 in ihr Tagebuch: "Mein Vater war mit Eugen auf der Jagd in der Fasanerie, indessen zeigte ich der Königin das Schloss. " Damit war die Residenz gemeint.
Der große Naturwaldraum war aber auch Erlebniswelt für die Gäste, vor allem für die adligen Damen. Sie saßen unter anderem in einem achteckigen Pavillon in der Abteilung "Sauschütt" und konnten als kurzweiliges Vergnügen das mittels Futtergaben angelockte Wild beobachten. Zur Einrichtung gehörte noch das 1833 erbaute Hirschparkhaus, das noch auf der Waschette steht.