Denkendorf
In den Knackswald oder lieber zum Matschhügel

Glückliche Tage in freier Natur - Waldkindergarten in Denkendorf stärkt das Miteinander und das Gespür für die Umwelt

28.04.2021 | Stand 02.05.2021, 3:33 Uhr
Im Bauwagen beginnt der Kindergartentag mit einem gemeinsamen Morgenkreis. −Foto: Knittel

Denkendorf - "Mama, schau mal, wie toll die Sonne hinter dem Wald aufgeht!

Das wird heute ein toller Tag zum Klettern im Kindergarten! " So oder so ähnlich können die Eltern der "Waldstrolche" aus Denkendorf jeden Tag auf dem Weg in den Kindergarten beginnen. Und das Tolle daran? Die Witterung spielt dabei keine Rolle! Wenn es regnet, kann man super in den Pfützen springen, wenn es neblig ist, kann man neue Dinge im Wald entdecken, wenn Schnee liegt, kann man den Hügel hinunterrutschen und im Herbst gibt es nichts Schöneres, als durch die frisch gefallenen Blätter zu marschieren und diese in die Höhe zu werfen.

Es gibt keine Jahreszeit und kein Wetter, bei dem die Kinder mit ihren Erzieherinnen nicht wieder etwas Neues erleben und einen wundervollen Tag in der Natur verbringen. Dabei laufen die Tage rhythmisiert ab: Begrüßung und Morgenkreis am Bauwagen, anschließend machen sich alle auf zu einem Waldplatz und am Ende des Tages werden sie, nach dem Abschlusskreis, wieder am Bauwagen abgeholt. Diese Fixpunkte tun den Kindern bei aller Freiheit, die sie erleben, gut, um selbst einschätzen zu können, wie weit der Tag fortgeschritten ist.

Wo im Wald der Tag verbracht wird, haben sich entweder die Erzieherinnen bereits überlegt oder man entscheidet gemeinsam, und die Möglichkeiten sind dabei unerschöpflich: Knackswald, Faultier-Kletter-Baum, Hornissenplatz, Lichtung, Tipis, Königsbank, Eichenbank, Piratenschiff, Matschhügel, Stocklager. Damit die Eltern nicht den Überblick verlieren, müssen sie von Zeit zu Zeit den Sonntagsspaziergang auf dem Gelände des Kindergartens machen und sich eine Führung geben lassen.

Wenn man dabei aber der Meinung ist, dass die Kinder den ganzen Tag unkoordiniert und planlos im Wald sind, liegt man falsch. Die Kinder lernen eine ganze Menge über die sie umgebende Natur, lernen sie zu schätzen und zu schützen und haben dabei ihre klaren Waldregeln, an welche sie sich halten müssen. Und auch Inhalte des Regelkindergartens kommen dabei nicht zu kurz - nur in anderem Kontext. So geht einem das Herz auf, wenn die Kinder mitten im Wald mucksmäuschenstill um ihre Erzieherin sitzen und ihr dabei zuhören, wie sie ein Buch vorliest. Im Hintergrund hört man nur das Singen der Vögel und das Rauschen des Windes in den Bäumen.

Es wird auch gemalt - in der Natur, auf Naturmaterialien, getöpfert - mit Lehm vom Matschhügel, gezählt - mit Bucheggern. Rollenspiele entwickeln sich von ganz allein an der Matschküche oder im Busch-Haus. Die Kinder lernen sehr schnell und sehr viel über sich selbst, über den Umgang in der Gruppe und das Verhalten in der Natur. Dabei ist der Kindergarten der größte Naturschatz voller Gelegenheiten zum Experimentieren und Forschen und bietet den Kindern eine einzigartige Chance, Bildungsprozesse hautnah zu erfahren und zu erleben.

Die Struktur der Naturmaterialien lässt den Kindern dabei viel Raum zur Interpretation und für eigenes kreatives Handeln. Die Kinder lernen, gemeinsam Aufgaben zu bewältigen und nur gemeinsam auf die beste Lösung zu kommen, dadurch ist im Laufe des vergangenen Jahres eine großartige Gruppe entstanden.

Werden die Kinder mittags vom Bauwagen wieder abgeholt, erwarten die Eltern strahlende und ausgeglichene Kinder, denen man ansieht, dass sie einen großartigen Tag mit vielen Erlebnissen hatten. Die Kinder sprudeln vor Energie und erzählen von ihrem Tag.

Es ist sagenhaft, zu beobachten, was im Kindergarten "Waldstrolche", den die Gemeinde Denkendorf im September mit einer Hand voll Kindern gestartet hat, für ein großartiger Kindergarten entstanden ist und wie sich die Kinder zu echten Waldkindern entwickelt haben.

EK