Eichstätt
"Habe so etwas noch nicht erlebt"

Standortsicherung bei Osram: IG Metall wirft Unternehmensleitung unguten Stil vor

15.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:28 Uhr
Ist stark verärgert: der Ingolstädter IG-Metall-Chef Bernhard Stiedl. −Foto: Archiv

Eichstätt (EK) So einfach geht's dann offenbar doch nicht: Die Betriebsvereinbarung zur Standortsicherung für das Osram-Werk in Eichstätt ist zwar vorläufig unter Dach und Fach, doch dabei hat die Gewerkschaft noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.

Darauf machte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Bernhard Stiedl, im Gespräch mit unserer Zeitung aufmerksam. Er sei gelinde gesagt überrascht vom "Vorpreschen" der Unternehmensleitung: "Das ist ein einmaliger Vorgang und unguter Stil. So etwas habe ich noch nicht erlebt." Wie berichtet haben sich Osram und der Betriebsrat des Eichstätter Werks auf eine Standortsicherung bis Ende 2023 geeinigt: Die rund 140 Beschäftigten müssen dafür aber Zugeständnisse machen - etwa durch unentgeltliche Mehrarbeit und Abstriche bei Sonderzahlungen wie dem Weihnachtsgeld.

Wie diese Einigung zustande gekommen ist, ärgert Bernhard Stiedl enorm: Demnach wurde kurzfristig jenes Townhall Meeting (Betriebsversammlung) am Donnerstag einberufen und die Vereinbarung festgezurrt. Die IG Metall blieb außen vor. Die sei unter Tarifpartnern nicht üblich "und kein fairer Umgang", so der Gewerkschafter. Auf die Belegschaft sei augenscheinlich Druck ausgeübt worden, diese "immensen" Konzessionen zu machen, sonst drohe die Schließung des Standorts.

Laut Stiedl ist die getroffene Vereinbarung nicht allzu viel wert. Die IG Metall werde den üblichen Weg gehen und eine Versammlung mit ihren Mitgliedern ansetzen: "Der Organisationsgrad bei Osram in Eichstätt ist sehr hoch." Mit den Betroffenen soll dabei über die Vereinbarung gesprochen und das weitere Vorgehen abgestimmt werden. Nächster Schritt wäre dann, eine Verhandlungskommission zu gründen, die Kontakt mit der Konzernleitung aufnimmt. Stiedl betont: "Arbeitszeiten und Entgeltverzicht müssen in einem Tarifvertrag geregelt werden. Dafür ist die IG Metall zuständig." Darüber hinaus gebe es noch viele offene Fragen - etwa zur möglichen Übernahme von Osram durch AMS.

Jürgen Knopp