Erster Etappensieg für Michael Kreitmeir

25.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:25 Uhr

Bleibt vorerst in Freiheit und kann sich weiter um seine ihm anvertrauten Schützlinge kümmern: Michael Kreitmeir. Die Vorwürfe gegen den 54-Jährigen wegen illegalen Kulturgutbesitzes wurden fallen gelassen. - Foto: kx

Eichstätt/Koslanda (EK) Der auf Sri Lanka wegen des Besitzes von Drogen und Kulturgut beschuldigte Eichstätter Michael Kreitmeir hat einen ersten wichtigen Etappensieg erreicht. Der Vorwurf, er habe illegal Kulturgüter besessen, wurde gestern bei einer Verhandlung fallen gelassen.

"Die Sache wird nicht weiter verfolgt", erklärt ein sichtlich erleichterter Michael Kreitmeir gestern in einem Telefonat mit dem EICHSTÄTTER KURIER. Seinen Worten zufolge wurde die Angelegenheit von der Generalstaatsanwaltsacht des Inselstaates "geprüft und für nicht stichhaltig befunden".

Damit muss sich der 54-Jährige, der vor elf Jahren auf Sri Lanka mit dem Aufbau eines Kinderdorfes begonnen hat, nun nicht mehr dafür verantworten, dass sechs kleine Statuen auf dem Gelände des Dorfes bei einer Hausdurchsuchung gefunden worden waren – Statuen, die laut Kreitmeir der Religionsausübung der Dorfbewohner dienten.

Nach der Verhandlung gestern ist Michael Kreitmeir zwar erleichtert, aber "ein Gefühl, dass die Gerechtigkeit gesiegt hat", will bei ihm nicht aufkommen. Es bleibe "ein komisches Gefühl". Denn nach wie vor ist für ihn nicht offensichtlich, wer den Vorwurf überhaupt erhoben hat und wie die Sache ins Rollen gekommen ist. Zudem sei er auch bei dieser Verhandlung nicht zu Wort gekommen. "Es wurde ein Schriftstück verlesen und die Sache war gegessen", so Kreitmeir: "Es ging nie um die Sache selbst".

Ähnlich ist es ihm in allen anderen Verhandlungen ergangen, die er zwischenzeitlich über sich ergehen lassen musste, seit am 17. August dieses Jahres sein Auto gestoppt und durchsucht worden war. Dabei wurden Drogen gefunden, deren Besitz Kreitmeir nach wie vor vehement abstreitet. Die Drogen, so der frühere TV-Journalist, seien ihm untergeschoben worden.

Grund, so Kreitmeir, sei, dass er sich nicht von einem Provinzminister habe erpressen lassen, der Baumaterial von ihm gefordert habe. Seitdem werde er schikaniert, seine Einrichtung bekämpft und mit Hausdurchsuchungen überzogen. Ein Teil der Mitarbeiter habe inzwischen dem Druck nachgegeben und das Kinderdorf verlassen, schildert Kreitmeir die Lage auf Sri Lanka.

Unterstützung erhält der 54-Jährige von der Deutschen Botschaft und der Asiatischen Menschrechtsorganisation AHRCHK. Vor allem die "Beobachtung des Falls" durch die Deutsche Botschaft und die Anerkennung, die seine Arbeit im Auswärtigen Amt und bei anderen Hilfsorganisationen erhält, hat Kreitmeir eigener Einschätzung bislang davor bewahrt, die Zeit zwischen den jeweiligen Verhandlungen im Gefängnis verbringen zu müssen. Durch den Besuch des deutschen Botschafters Jens Plötner im Kinderdorf Little Smile sei ein "klares und deutliches Zeichen gesetzt worden", so Kreitmeir, der schon eine Woche lange inhaftiert war und die Bedingungen dort hat kennenlernen müssen.

Der Eichstätter spricht nach der gestrigen Verhandlung von einem ersten Etappensieg und zeigte sich "sehr zuversichtlich, dass der zweite folgen wird". Diese zweite Etappe steht nun am 25. Februar an, wenn er sich erneut wegen des Besitzes von Drogen verantworten muss. Dabei steht noch nicht einmal fest, ob es sich bei der angeblich gefundenen Substanz um Drogen handelt.

Kreitmeir-Sohn Manuel nennt das Ergebnis ein "sehr schönes vorweihnachtliches Zeichen", das er von seinem Vater aus Sri Lanka erhalten habe. Die Entscheidung gestern gebe auch Hoffnung, "dass auch die Drogenvorwürfe als nicht stichhaltig angesehen werden". Ähnlich äußerte sich Ehefrau Elke: "Jetzt geht es aufwärts – hoffentlich", schränkt sie nach den Erfahrungen der vergangenen Monaten allerdings ein.

Die Hoffnung, Weihnachten in Eichstätt verbringen zu können, hat Michael Kreitmeir aufgegeben. Sein Pass ist eingezogen und die Verhandlung im Februar steht noch bevor. "Ich hoffe, dass es mit einem Besuch zu Ostern etwas wird", sagt Kreitmeir, der sein Projekt auf Sri Lanka alle Widerwärtigkeiten und Neidern zum Trotz fortsetzen will: "Es geht um die Menschen, die sich mir anvertraut haben und die auf mich setzen."