Zandt
Eine eigene Seelsorgstelle

Vor 100 Jahren wurde Zandt zur Expositur erhoben

02.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:55 Uhr
Die damalige Zandter Kirche mit dem viel niedrigeren Turm und Blick in den einstigen kirchlichen Friedhof. −Foto: Wermuth/Archiv

Zandt (wth) Ein Jubiläum kann die Pfarrei St. Leonhard in Zandt dieser Tage feiern.

Vor exakt 100 Jahren ist Zandt zur Expositur erhoben worden. Seit dem 3. Oktober 1919 hatte Zandt damit einen eigenen Pfarrer, nämlich Josef Kuhn, der auch in Zandt wohnte. Darauf hat Konrad Schießl, der in Zandt die umfangreiche Chronik erstellt hatte, im Nachgang zum sonntäglichen Amt hingewiesen.

Seit dem 16. Jahrhundert war der Ort bis ins Jahr 1919 von den umliegenden Pfarreien seelsorglich versorgt worden, von Schelldorf aus, von Gelbelsee und auch von Dörndorf. Ab 1708, so wusste Schießl zu berichten, war Zandt eine Filiale von Denkendorf. Regelmäßige Gottesdienste in der Filiale waren vertraglich vereinbart worden, aber mehr als drei Messen in der Woche wurden es nicht, was durchaus zu Streit führte. Daher war die Erhebung zur Expositur eine erfreuliche Angelegenheit.

In der Urkunde des bischöflichen Ordinariats vom 12. September 1919 waren die wesentlichen Argumente für die Ernennung zur Expositur aufgeführt. "Seit langem macht sich das Bedürfnis geltend, in der Filiale Zandt eine eigene Seelsorgstelle zu errichten", wurde festgestellt. Immerhin hatte die Filiale damals mit 519 mehr Seelen als Denkendorf selber mit 511, und damit war Zandt die größte Filiale der gesamten Diözese und zudem schon seinerzeit mit Schule und zwei Lehrern ausgestattet. Außerdem hatte die Denkendorfer Kirche vor 100 Jahren nur 80 Sitzplätze, während die Zandter St.-Leonhards-Kirche damals schon die heutigen Ausmaße hatte, wenngleich der Turm seinerzeit noch wesentlich niedriger war. Bis zum Bau eines Expositurhauses wohnte der jeweilige Pfarrer im Haus Nummer 71, das heutige Kretschmeier-Haus.

In der Presse war damals zu lesen, dass der 3. Oktober ein großer Tag für Zandt war. Der 1. Expositus Josef Kuhn, der bis 1926 im Ort wirkte, wurde nachmittags um 3 Uhr von Kipfenberg aus abgeholt, und am Ortseingang wartete die ganze Expositurgemeinde auf seine Ankunft. Sogar zwei Reiter auf Schimmeln ritten ihm entgegen. Die Einführung in der geschmückten Kirche nahm der damalige Denkendorfer Pfarrer Johann Gloß vor, nicht ohne "seelsorgerliche Mahnungen" auszusprechen. In Zandt herrschte wie andernorts nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bittere Not, auch wegen der Umwälzungen im Staatswald war Arbeitslosigkeit angesagt. Insgesamt wirkten in Zandt fünf "Expositi": Neben Kuhn war Josef Regnet vom Dezember 1926 bis August 1927 vor Ort, dann folgten von September 1927 bis Oktober 1931 Peter Hollweck und von Oktober 1931 bis März 1933 Markus Harrer als Geistliche. Harrer fiel der Abschied besonders schwer. Er schrieb: "Gott nah in der wunderbaren Zandter Natur, labte Herz und Sinn, Leib und Seele, ein stilles Glück! Vorbei! ! Gott schütze Zandt! "

Letzter Expositus wurde dann Peter Möges, der vielen Älteren noch in Erinnerung ist. Mit ihm wurde Zandt am 1. Mai 1945 zur Pfarrei ernannt. Peter Möges als erster Pfarrer von Zandt ist in guter Erinnerung für sein nimmermüdes Wirken in St. Leonhard, bis er nach Lenting berufen wurde. Ein guter Termin dürfte daher der 1. Mai 2020 werden, vor allem Pfarrer Möges für seine großen Verdienste zu danken, und natürlich auch den nachfolgenden Pfarrern, denn da kann das Jubiläum "75 Jahre Pfarrei Zandt" gefeiert werden, vielleicht sogar mit einem Pfarrfest.