Eichstätt
Glühender Eifer für den Katholizismus

Weihbischof Leonhard Haller wirkte zur Reformationszeit in Eichstätt - mit einem Herz für die Armen

03.01.2018 | Stand 02.12.2020, 17:00 Uhr
Die "Hallerin" des Eichstätter Doms , hier in einer Aufnahme von 1958, hat Weihbischof Leonhard Haller gestiftet. −Foto: Archiv

Eichstätt (EK) 18 Weihbischöfe gab es bisher in Eichstätt; der letzte, Felix Graf von Stubenberg, starb 1828. Leonhard Haller aber, der zur Zeit der Reformation lebte und wirkte, war wohl der bekannteste. An ihn sei zum Ende des Lutherjahrs erinnert.

In Denkendorf erblickte er 1500 das Licht der Welt und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Vielfache Beziehungen zu Schrobenhausen legen den Schluss nahe, dass die Familie später dorthin übersiedelte und er nach seiner Priesterweihe, die wahrscheinlich in Augsburg stattfand, da auch seine Primiz feierte. Nach der Promotion in Ingolstadt diente er wohl als Kaplan in Rain. 1529 wird er als Kooperator der Ingolstädter Pfarrei St. Moritz genannt, 1530 als Prediger in Aichach. Wortgewandt und gekonnt wies der junge Priester die Lehre Luthers in seinen Ansprachen zurück. Nachdem er an Lichtmess 1534 Pfarrer von St. Ulrich in Augsburg geworden war, erlebte er auch die Wirren mit, die die gewaltsame Einführung der Reformation dort mit sich brachte. Als er das von der Stadt erlassene Verbot katholischer Predigt nicht befolgte, stellte man ihn unter strengen Hausarrest, den man erst aufhob, als er nach München wegzog.

1536 wurde Haller nach Eichstätt gerufen, vermutlich von Fürstbischof Christoph Marschall zu Pappenheim. Fürstbischof Moritz von Hutten wünschte sich ihn dann als Nachfolger des verstorbenen Weihbischofs Anton Braun. Die Ernennung durch Papst Paul III. erfolgte am 5. November 1540, die Bischofsweihe am 1. Fastensonntag 1541. Drei Jahrzehnte lang vertrat Haller seither den jeweiligen Eichstätter Fürstbischof bei Pontifikalfunktionen: zuerst von Hutten, ab 1552 Eberhard von Hirnheim und seit 1560 Martin von Schaumberg. Von 1544 an war er Domprediger, und viele seiner Predigten sind noch erhalten. Im Heiligen Jahr 1550 begab er sich zu Fuß auf eine Pilgerreise nach Rom. Dabei kam er auf dem Heimweg, den er zum Teil auf stürmischer See zurücklegte, auch nach Loreto und Venedig.

1546 errichtete Haller am Heilig-Geist-Spital eine Stiftung für eine arme Person, der dadurch ein Platz in der "Dürftigenstube" und ein Bett zugeteilt wurden. Bei der Ostenfriedhofskapelle erwarb er ein Haus mit Garten, das er der Stadt mit der Auflage schenkte, es dem jeweiligen Totengräber zu überlassen. Zudem sollte acht armen Leuten durch diese Schenkung die "Habnichtsteuer" erlassen werden. Am Salzstadel kaufte er der Stadt ein Anwesen, das diese an zwei Hebammen zu vermieten hatte. Für die zwei Nachtwächter schaffte er warme Winterkleidung an. Ein Haus in der damaligen Judengasse stiftete er für arme Bierfahrer. Dem Kloster Marienstein vermachte er einen Garten. Und noch heute läutet zu festlichen Anlässen die große Christusglocke, die er für den Dom anschaffen ließ: die nach ihm benannte "Hallerin".

1562/63 vertrat er den Fürstbischof, der auf Grund der schwierigen Zeitverhältnisse nicht so lange von seinem Stift abwesend sein wollte, auf dem Konzil von Trient. Jahre später verstarb der Weihbischof am Karsamstag, den 25. März 1570, in Eichstätt. Seine sterblichen Überreste fanden ihre letzte Ruhestätte in der Kapelle des Ostenfriedhofs. Das Epitaph, das der Fürstbischof ihm dort setzen ließ, rühmt Hallers glühenden Eifer für die katholische Religion, seine Frömmigkeit und seinen großen Einsatz in der Ausübung von Werken der Barmherzigkeit und Andacht. Leonhard Haller war eine der wichtigsten und einflussreichsten Gestalten seiner Zeit im Bistum Eichstätt: ein tatkräftiger, gebildeter und wohltätiger Mann, der vielfältige Initiativen ergriff und wusste, was er wollte.

Seine Meinung vertrat er offen und ehrlich. Katholisch aus tiefster Überzeugung und theologisch hochgebildet, war er bemüht, die Lehre Luthers klar und sachlich zu widerlegen, ohne aber seine Gegner persönlich zu verteufeln. Man wird mit Recht davon ausgehen können, dass er nicht nur der bekannteste, sondern auch der bedeutendste Eichstätter Weihbischof war.

SERIE

Zum Reformationsgedenken hat das Bistum Eichstätt ein Buch über Menschen herausgegeben, die auf dem Gebiet des Fürstbistums Eichstätt um diese Zeit gewirkt haben. Unter dem Titel "Zwischen altem Glauben und neuer Lehre" werden dort 30 Persönlichkeiten vor- gestellt, die in das reformatorische Geschehen der Region involviert waren. Wir drucken in einer kleinen Serie zehn Porträts aus dem Buch in Auszügen ab.

Ludwig Brandl, Anne Müller, Peter Stockmann (Hrsg.), Zwischen altem Glauben und neuer Lehre: Die Reformation im Bistum Eichstätt. Pustet-Ver lag, 19,95 Euro. | EK