Eichstätt
Die Vielfalt der Träume

Der Gestaltungskreis Bayern zeigt im Atelier Lang Positionen über ein Gedicht von Jorge Bucay

15.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:17 Uhr

Schwebende Momente: Günter Lang zeigt in seiner Galerie Werke des Gestaltungskreises - Foto: kf

Eichstätt (kf) Nein, Inspiration ist es nicht. Es ist mehr. Die Künstler des Gestaltungskreises Bayern haben ein Gedicht des argentinischen Autors und Psychiaters Jorge Bucay in ihre Sprache, in Holz und Stein, in Stahl und Glas übersetzt. „Plastische Lyrik“ nennen sie denn auch treffend den Zyklus, der seit Samstagabend in der Galerie Günter Lang am Salzstadel zu sehen ist.

Das Gedicht „Traumsaat“ des auch in Europa viel beachteten und vor allem durch sein Buch „Ich erzähle Dir eine Geschichte“ bekannt gewordenen Autor, weiß vom Samen und dem Baum, von der Kraft und dem Potenzial der Träume und der Zuversicht der Erfüllung. „Und so wachsen wir, entfalten uns, entwickeln wir uns weiter“, schreibt Bucay.

Bei aller interpretatorischen Vieldeutigkeit des Gedichts und der Unterschiedlichkeit der Künstler ist es immer wieder das Strebende, das Werdende, das sich in den aussagestarken Werken manifestiert. Alexander Kessler verbindet grob bearbeiteten Sandstein mit Ästen, bei Nahid el Masrys liegen zwei polierte Marmorformen beieinander, mit einer leicht verletzten Oberfläche, und Helmuth Hampel verbindet die Stärke von hartem Material mit der Leichtigkeit von Glas. Rainer Kuhn schafft einen schimmernden schwarzen Monolithen mit zarter Prägung, Christiane Hellmich entwirft eine schwebend fragile Konstruktion aus schwerem Stein, und Günter Lang hat einen Teil des Gedichts kalligrafisch umgesetzt.

Weber + Hermann lassen immense Stahlschlangen wachsen, Johannes Wagner entwirft ein durchwirktes Traumgebilde aus Stein, und Stefan Hampel dreht aus Stein eine Traumschleife.


 
Emanuel Wagner lässt die Kostbarkeit der Träume in einem Marmorblock golden schimmern, während Heribert Nusser ein fantasievolles Objekt kreiert und Dominik Schleicher die Fülle der Traumwelten in der Reduktion auf zwei Formen abbildet.

Eine wunderbar stimmige Einführung zum Autor und damit auch zu den Werken in der sehenswerten Ausstellung gab Irmgard Scheitler bei der Vernissage. Die in Eichstätt lebende und an der Uni in Würzburg lehrende Germanistin las Geschichten von Jorge Bucay, der in seiner klugen und leichtfüßigen Art von Hürden, psychologischen Stolperfallen und weisem Rat weiß und diesen lebenszugewandt transportiert. Begleitet wurde Irmgard Scheitler von ihrer Tochter Susanne Schmidt, die virtuos und federleicht Fantasien von Georg Philipp Telemann auf einer Barockvioline spielte.

Traumsaat, Atelier Günter Lang, Am Salzstadel 1. bis 30. Juli, montags bis freitags von 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 13 Uhr.