Aus seiner Schule gingen große Sänger hervor

22.12.2006 | Stand 03.12.2020, 7:12 Uhr

Eichstätt (EK) Zu den begnadeten Musikerziehern der Stadt gehört der 1939 verstorbene Domkapellmeister Dr. Wilhelm Widmann. Aus seiner Schule gingen berühmte Sänger, Musiker und Komponisten hervor.

Eichstätt (je) Zu den begnadeten Musikerziehern der Stadt gehört der 1939 verstorbene Domkapellmeister Dr. Wilhelm Widmann. Aus seiner Schule gingen berühmte Sänger, Musiker und Komponisten hervor.

Er war auch äußerlich wegen seines Gesichts voll Runzeln und wegen seines wallenden Bartes eine markante Persönlichkeit. "Fast ein halbes Jahrhundert war Wilhelm Widmann ein Förderer des Kunst- und Kulturlebens der Stadt", schrieb in einem Nachruf der städtische Musikbeauftragte Joseph Knörl am 3. November 1939. Er habe in seiner Eigenschaft als Domkapellmeister, aber auch auf dem Gebiet der weltlichen Musik, eine rege Tätigkeit entfaltet, mit der er über Eichstätt hinaus Bedeutung erlangte. Knörl erinnerte daran, dass Widmann Herausgeber einer Musikzeitschrift war, "und dabei mit seinen oft beißenden und kritischen Randbemerkungen gegen alles Unechte und Unedle zu Feld zog."

In seinem Buch "Das alte Eichstätt" hat Georg Babl an zahlreichen Stellen auf die Ehrenbürgerwürde von Wilhelm Widmann hingewiesen.

In Eichstätt ist Wilhelm Widmann, liebevoll "Capello" genannt, heute noch nicht vergessen. Er wurde am 31. Oktober 1858 in Missen im Allgäu in eine Lehrerfamilie hinein geboren und studierte in Dillingen und München Theologie und Musikwissenschaften. Zum Priester geweiht wurde er im August 1883, war Kaplan in Günzburg und Präfekt am Studienseminar Neuburg. Am 18. Februar 1887 wurde er Domvikar in Eichstätt. Von Oktober 1887 bis Oktober 1927 war Wilhelm Widmann Domkapellmeister in Eichstätt und Diözesanpräses des Zäzilienvereins. Die Heilige Zäzilia (Cäzilia) ist die Patronin der Musiker und der Musik.

Georg Babl stellte heraus, dass Widmann neben seiner Hauptaufgabe, den Domchor zu leiten, eine Singschule für Buben und Mädchen gründete. Ferner ist ihm die Orchestermusik am Herzen gelegen. 1897 hat er einen Eichstätter Orchesterverein ins Leben gerufen, dessen Probensaal in der Aula an der Ostenstraße war. Nach vier Jahrzehnten beschloss er am 20. März 1927 seine Arbeit mit dem Domchor und dem Orchesterverein mit einer großartigen Beethovenfeier.

Domvikar Wilhelm Widmann war gegen die Nationalsozialisten eingestellt. Dazu erzählte Babl eine Anekdote: Bei seiner Beerdigung musste natürlich die Stadt in Person von Bürgermeister Dr. Edgar Emmert dem Ehrenbürger den nötigen Respekt zollen. Am Grab wurde ein Kranz niedergelegt mit den Hakenkreuzen auf beiden Kranzschleifen. Diese Symbole wurden nachts weg geschnitten, worauf die Gestapo ermittelte, jedoch erfolglos.

Der Domkapellmeister hatte seine Sänger und Musikanten überwiegend unter den Eichstättern gesucht. Er führte mit ihnen zahlreiche Meisterwerke von Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Liszt und anderen Komponisten auf, und in jedem Jahr gab es eine musikalische Großveranstaltung. In den Eichstätter Jahren Widmanns arbeitete noch die Orgelbauanstalt Bittner (Antonistraße). Auch ihr wendete der Musikwissenschaftler seine Aufmerksamkeit zu. Er war Kenner des Orgelbaus und vereidigter Orgelrevident .

Zeitgenossen schilderten den Geistlichen als "hilfsbereit in wirklicher Not" und als Förderer talentierter Menschen zum Studium. Er war eine markante Persönlichkeit von ungewöhnlichem Format. So ist es nicht verwunderlich, dass der "Capello" in Eichstätt große Liebe und Verehrung fand.