Beilngries
Die Fronten sind verhärtet

Bei einem Ortstermin am Beilngrieser Campingplatz bricht erneut ein Streit aus

10.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:43 Uhr
Keine konstruktive Gesprächsbasis haben Bürgermeister Alexander Anetsberger (2. v. r.) und Campingplatz-Betreiber Michael Müller (r.) auf der einen sowie einige Anwohner auf der anderen Seite am frühen Dienstagabend gefunden. −Foto: F. Rieger

Beilngries (DK) Sollte das Ziel des Ortstermins am Beilngrieser Campingplatz am frühen Dienstagabend darin bestanden haben, die Wogen zu glätten, dann ist dieses Vorhaben gründlich in die Hose gegangen.

Das Treffen, zu dem Stadt und Pächter sowohl Stadträte als auch interessierte/betroffene Anlieger der Sandsiedlung eingeladen hatten, brachte keinerlei Befriedung der aufgeheizten Situation.

Gut 30 Personen hatten sich am Eingang des Campingplatzes eingefunden. Bürgermeister Alexander Anetsberger (CSU) - die Anlage ist eine städtische Einrichtung - wies bei seiner Begrüßung darauf hin, dass dieser Ortstermin die Folge aus den anhaltenden Protesten einiger Anlieger über Lärmbelästigungen und der Eskalation des Streits in der Juni-Stadtratssitzung sei. Außerdem teilte er mit, dass es im Vorfeld dieser Zusammenkunft bereits Einzelgespräche zwischen Pächter Michael Müller und Bewohnern der angrenzenden Siedlung gegeben habe. Dabei habe er vielfach gehört, dass die Situation keineswegs von vielen oder gar allen Anwohnern als problematisch empfunden werde, so Müller. Die zwei Hauptlärmquellen, die ihm genannt wurden - das Trampolin und die großen Lego-Spielsteine im Eingangsbereich der Anlage -, habe er in der Folge bereits verlagert. Und zuletzt sei auch tatsächlich eine gewisse Verbesserung eingetreten, wie am Dienstagabend von verschiedenen Seiten bestätigt wurde.

Damit war der Konsens aber auch schon erschöpft. Denn die Gruppe der Anlieger, die an dem Ortstermin teilnahm - drei Familien meldeten sich zu Wort -, zeigten sich keineswegs zufrieden mit der Situation. Die genannten Spielgeräte seien nicht die einzige problematische Lärmquelle. Sowohl von den Schlaf-Fässern im Eingangsbereich als auch von denen an einem Teilstück an der Altmühl gehe eine Belästigung aus, so die Klage. Müller verwies auf die Platzruhe um 22 Uhr und einen Nachtdienst, der dafür sorge, dass diese auch eingehalten werde. Zudem würden sich die Camper untereinander kontrollieren, immerhin wolle auch auf der Anlage niemand durch abendlichen Lärm gestört werden. Dem widersprachen die versammelten Anlieger. Sie würden oft genug noch weit nach 22 Uhr unter lautem Gerede, Gelächter und lärmenden Kindergruppen leiden. Das abendliche Sitzen auf der Terrasse, vor allem aber die Nachtruhe an Werktagen sei dadurch gestört, so die Klage.

Anetsberger und Müller wiesen darauf hin, dass alle Grenzwerte eingehalten würden - und der Bürgermeister betonte, dass er nach wie vor nicht wisse, wie oft und in welchem Ausmaß die Lärmprobleme tatsächlich auftreten. Dafür überreichte ihm ein Anwohner dann ein Lärmprotokoll.

Und so wurde die Debatte schnell immer hitziger. Anetsberger stellte selbst fest: "Es grenzt ein bisschen an Lächerlichkeit, wie wir uns hier befehden. " Die Anwohner fühlten sich in ihren Problemen nicht ernst genommen, wie mehrfach zum Ausdruck kam, und Anetsberger monierte, dass von der Gegenseite keine Kompromissbereitschaft erkennbar sei. Stadtrat Manfred Thoma (BL/FW) schlug sich klar auf die Seite der Beschwerdeführer und verwies zudem noch einmal darauf, dass der Vorgang, den Bebauungsplan für das Gelände am Stadtrat vorbei verwaltungsintern aufzustellen, alles andere als in Ordnung gewesen sei. So schaukelte man sich immer weiter hoch, bis auch dem letzten Anwesenden klar war, dass dieser Ortstermin kein fruchtbares Ergebnis mehr bringen würde. Anetsberger beendete die Aussprache dann mit dem Hinweis, dass es doch eigentlich nur um ein Informationsangebot gehen solle und dies nicht der richtige Ort für eine solche Debatte sei - was bei einem Teil der der Versammelten die Frage aufwarf, weshalb man sich dann überhaupt getroffen habe. Der Bürgermeister kündigte an, mit den Betroffenen gezielt noch einmal zu einem Gespräch im Rathaus zusammenkommen zu wollen.

Das Angebot, im Anschluss an diesen Konflikt noch einen Rundgang über das Gelände zu machen und dabei zu begutachten, was sich dort in den vergangenen Jahren alles getan hat, wurde von der Mehrheit zwar angenommen - das Interesse an dieser Form des Ortstermins hielt sich dann aber doch spürbar in Grenzen. Und so war die Stimmung auch weiterhin nicht berauschend, als man nach rund eineinhalb Stunden zum Abschluss des Treffens kam. Anetsberger betonte bei seinem Schlusswort, dass er mit der Entwicklung des Campingplatzes sehr zufrieden sei und dieser in Sachen Übernachtungszahlen und Außenwirkung deutlich gewonnen habe, seit Müller dort das Steuer in der Hand habe. Dass man die Sorgen der Anlieger ernst nehme, habe man durch diesen Ortstermin und das Angebot für ein weiteres Gespräch gezeigt, so seine Überzeugung. Dass die verärgerte Anwohnergruppe das allerdings genauso sieht, darf nach den Eindrücken vom Dienstagabend stark angezweifelt werden.

Fabian Rieger