Strahlende Kinderaugen in Kenia

13.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:09 Uhr
Anstelle des Eselwagens hilft nun ein Auto bei der Verteilung von Essen. Schulleiter Jairus Orangi achtet darauf (unten, links), dass es jedem Schützling gut geht. −Foto: Hegenberger

Damit sich weniger Kinder in Kenia Sorgen über einen sicheren Platz zum Schlafen und regelmäßige Mahlzeiten machen müssen, betreiben einige Hemauer die Initiative Strahlende Kinderaugen Kenia. Die Hilfsorganisation plant jetzt sogar ein Waisenheim für betroffene Kinder in Mtwapa.

Hemau/Mombasa - Seit gut sechs Jahren hilft die Hemauer Initiative Strahlende Kinderaugen Kenia sehr armen Kindern in der 580000 Quadratkilometer großen ostafrikanischen Republik Kenia mit rund 50 Millionen Einwohnern. Die Hauptstadt und damit auch die größte Stadt des Landes ist Nairobi, die zweite Millionenstadt ist Mombasa. "Eigentlich wollten wir dieses Jahr wieder nach Ostafrika reisen und die Projekteinrichtungen Precious Hope School in Mtwapa und das Waisenheim Minto Childrens Home in Mombasa besuchen", erzählt Kathrin Orlamünder aus Hemau, die für die Kommunikation zuständig ist. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation ist ein Vor-Ort-Besuch jedoch leider nicht möglich.

Doch die armen Kinder brauchen dringend Hilfe: Seit Monaten grassiert das Covid-19-Virus weltweit und mehr als 50 Millionen Menschen haben sich mit dem Virus infiziert. Auch Kenia ist von Corona betroffen und die Not und Armut der Menschen wird dadurch noch verstärkt. Vor wenigen Wochen erreichte den Förderverein Strahlende Kinderaugen Kenia die erschütternde Nachricht des kenianischen Schulleiters Jairus Orangi: "Drei Mädchen unserer Precious Hope School wurden zwangsverheiratet. Ein 13-, 15- und 17-jähriges Mädchen wurden von den Eltern regelrecht verkauft", so der Schulleiter. Erwachsene Männer zwischen 35 und 45 Jahren bezahlten mit Geld, aber auch mit Kühen und Ziegen, die Auslöse für die Töchter.

In Kenia ist es jedoch verboten, dass Schulkinder verheiratet werden. Sofort machten sich der Schulleiter und sein Team auf die Suche nach den Mädchen. Zwei von ihnen waren in der näheren Umgebung zu finden, ein anderes wurde in das 1000 Kilometer entfernte Tansania verschleppt. Unter Vorlage von Dokumenten mussten die Männer die Kinder freigeben und die traumatisierten Mädchen wurden aufgrund von Vergewaltigungen erst einmal ins Krankenhaus gebracht.

Die Eltern dieser Kinder waren empört über das Vorgehen, vor allem, weil sie das Geld und die Tiere wieder zurückgeben mussten. Die Familien stehen nun unter strenger Beobachtung und die Mädchen werden regelmäßig besucht, um sie in der Aufarbeitung des Geschehenen zu begleiten. Maria Schneider vom Hilfsteam fragt sich: "Wie schwer muss es für die Mädchen sein, wieder zu diesen Eltern zurückzukehren?" Schulleiter Orangi zeigt die Bandbreite der Problematik auf: "Manche unserer Schülerinnen und Schüler müssen wirklich Schlimmes erleben. Viele werden nicht nur von den eigenen Familien schlecht versorgt, sondern oft sogar zur Prostitution gezwungen, um Geld zu verdienen." Allerdings greife hier der Staat nicht ausreichend ein, um diese Missstände zu unterbinden.

In der Precious Hope School finden mittlerweile 290 solcher Kinder ein Zuhause. Für sie ist es ein Ort der Sicherheit, an dem sie einfach Kind sein dürfen, eine Schulbildung und täglich zwei kostenlose Mahlzeiten bekommen. Sie sind sehr dankbar für die Unterstützung und alle freuen sich schon auf den Schulbeginn im Januar. Aufgrund der Corona-Pandemie sind in Kenia die meisten Schulen seit März geschlossen. "Dank der Spenden versorgen wir im Schulteam in dieser Notsituation die Kinder mit Lebensmitteln, und unsere Lehrer betreuen die Hilfe suchenden Kinder", ergänzt Orangi.

Durch die Vorkommnisse der vergangenen Wochen ist der große Wunsch, ein eigenes Kinderheim in der Nähe der Schule zu bauen, noch viel stärker geworden. "Wir wollen hier möglichst viele Kinder unterbringen, welche derzeit allein sind oder unter schlimmsten Umständen leben müssen", erzählt Josef Regnet, der Vorsitzende des Hilfsvereins. Aber auch Waisenmädchen des Minto Childrens Home in Mombasa, welches seit Jahren von Strahlende Kinderaugen Kenia unterstützt wird, sollen dort eine Heimat finden. Die Räumlichkeiten des dortigen Waisenheims sind sehr beengt und die Leiterin ist mittlerweile über 70 Jahre alt, sodass auch hier dringend über eine zukünftige Lösung nachgedacht werden muss.

"Für den Bau des geplanten Kinderheims bei der bestehenden Schule in Mtwapa rechnen wir mit Kosten von rund 180000 Euro, und das ist eine sehr große Herausforderung für uns", beschreibt Hans Gnann aus Hemau die Situation. Deshalb bittet der Verein um Spenden, damit dieses Bauvorhaben bald ermöglicht und der bestehende Betrieb damit unterstützt werden kann. "Außerdem suchen wir dringend regelmäßige Spender, die monatlich mit einem Dauerauftrag das Projekt finanziell unterstützen", bittet Schatzmeisterin Schneider. Stetig steigende laufende Kosten können nur durch Spenden gedeckt werden.

Auch kleine Beträge helfen und regelmäßige Spenden geben eine größere Planungssicherheit. Das ehrenamtliche Mitarbeiterteam versichert, dass das Geld an Ort und Stelle ankommt, wo es gebraucht wird. Jeweils im Januar werden Spendenquittungen für das vergangene Jahr ausgestellt und an die Spender übergeben.

DK