Dietfurt
Plätze für Schätze gesucht

Treffen der Heimatpfleger in Dietfurt - Privatleute bieten häufig ihre Sammlungen an

13.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:51 Uhr
Treffen der Heimatpfleger in Dietfurt: Ehrenbürger Franz Kerschensteiner und der Dietfurter Heimatpfleger Anton Zacherl (vorne, v. l.) freuten sich, die Kollegen aus dem Landkreis Neumarkt zur Herbsttagung im Dietfurter Wagnereimuseum zu Gast zu haben. −Foto: Götz

Dietfurt (gtz) Zu ihrer Herbsttagung mit dem Thema "Altes Handwerk" haben sich die Heimatpfleger des Landkreises Neumarkt im Wagnereimuseum in Dietfurt getroffen.

Auch der Dietfurter Ehrenbürger Franz Kerschensteiner, der viele Jahrzehnte als Heimatpfleger in Dietfurt gewirkt hat, wurde von Kreisheimatpfleger Rudi Bayerl begrüßt. Er sprach als Thema der Zusammenkunft auch die Sammlungen an, die von vielen Privatleuten getätigt werden und schließlich eine Bleibe in Museen suchen, wenn die Sammler ihre Schätze gerettet sehen wollen. Wie schwierig es ist, diese Objekte unterzubringen, schilderte Bayerl am Beispiel einer Fossiliensammlerin, die im fortgeschrittenen Alter für ihre mit Herzblut zusammengetragene Sammlung keine Unterkunft fand.

Viele Anrufe erreichen den Kreisheimatpfleger in entsprechenden Angelegenheiten, was auch Anton Zacherl bestätigte, bei dem sich zahlreiche Anbieter von Wagnerei-Maschinen melden. "Nicht verschrecken sollte man solche Leute" und nach Kräften unterstützen, meinte Bayerl. An Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) gewandt meinte er: "Es gibt keine Gemeinde im Landkreis mit so einer reichen Museumslandschaft wie Dietfurt."

Braun freute sich über die Tagung in Dietfurt und ging auf die "vielen Schätze ein, die Teil unserer Kultur sind". Wichtig sei es, vieles zu erhalten, weil es sich auch eine Bereicherung für den Tourismus sei, wenn den Gästen Interessantes geboten werden könne. " In der schnelllebigen Zeit muss es auch Geschichte zum Ansehen geben", gab sie vor und meinte an die Heimatpfleger gewandt, dass auch Frauen in diesem Metier richtig am Platz wären. Abschließend freute sie sich, dass es in Dietfurt gelungen sei, einen engagierten Nachfolger im Amt des Heimatpflegers zu finden, was in allen Gemeinden wichtig sei. Positiv sei in Dietfurt auch der persönliche Bezug zu den Museen.

Der Bezirksheimatpfleger Tobias Appl betonte, wie wichtig der Austausch auf dem Gebiet der Heimatpflege ist, damit nicht jeder als Einzelkämpfer agiere. Dann verriet er, dass ihn mit der Wagnerei ebenfalls ein Stück Familiengeschichte verbinde. Bedauert wurde von ihm die "systematische Entsorgung" bedeutender Stücke in der Nachkriegszeit. Neu in den Museen sei, dass weniger Objekte, dafür aber mehr die dahinter stehende Geschichte präsentiert werde, weil die Gesellschaft keinen Bezug zu vielen Exponaten mehr habe. Zur Präsentation privater Sammlerobjekte meinte er, dass die Sammler sie entweder selbst ausstellen oder dass sie in Museen dargeboten werden, nachdem eine sinnvolle Auswahl getroffen wurde. Denn bei einem Überangebot bestehe die Gefahr, dass alles auf dem Müll lande. In diesem Zusammenhang verwies Appl auf verschiedene Fördermöglichkeiten. Damit es gelinge, nachfolgende Generationen ins Museum zu bringen, sei die Museumspädagogik gefordert. Als beispielgebend stellte er das Modell "MUSbi" aus Oberfranken vor, das Lehrern hilft, passende Angebote für Schüler zu finden. Dringend erforderlich hielt der Bezirksheimatpfleger die Einrichtung eines Kulturreferates im Landratsamt Neumarkt, damit die Vernetzung gewährleistet sei.

Im Anschluss stellte der Dietfurter Heimatpfleger Anton Zacherl sein Wagnereimuseum vor, das "handgemacht und privat initiiert" ist. Basierend auf der Stadtgeschichte entwickelte er die Familien- und Hausgeschichte und machte so die Entstehung des Museums lebendig. Vom ehemaligen Wagner als "Universalhandwerker" bis zum Heimatschatz "Kartenpresse", der als Bestandteil des Museums prämiert wurde, beeindruckte die Präsentation mit Fotos und Exponaten die Fachleute, welche die Ausführungen mit ihren Beiträgen bereicherten.

Anschließend gab Zacherl in den Ausstellungsräumen im Obergeschoss einen Einblick in die Wohnung einer Handwerkerfamilie vor einem Jahrhundert, bevor in der Wagnerwerkstatt die historischen, voll funktionsfähigen Maschinen gebührend bestaunt wurden. Der informative Vormittag reichte gerade noch für einen kurzen Fußmarsch durch die Ringgasse, wo einst die Dietfurter Stadtmauer verlief.