Dietfurt - Seit Wochen türmen sich die Erdhaufen auf dem freien Grundstück am östlichen Ortsrand von Dietfurt zwischen der Hauptstraße und der Straße nach Breitenbrunn.
Auf ihnen blühen roter Mohn und andere Ackerblumen. Dazwischen, wo Bagger im Frühjahr den Oberboden abgeschoben haben, verlaufen breite braune Furchen. Sie sind das Arbeitsfeld der Archäologen.
Erst wenn sie ihre Arbeit beendet haben, werden die Baumaschinen dort erneut anrollen. Im "Gewerbegebiet Ost - Sondergebiet Einzelhandel", so lautet die offizielle Bezeichnung, soll 2021 der neue Edeka-Markt entstehen, um den im vergangenen Jahr lange gerungen wurde. Erst ein Bürgerentscheid und ein Ratsentscheid im Herbst brachten eine Entscheidung für das zumindest an dieser Stelle umstrittene Projekt.
Grundstückseigentümer und Investor ist Professor Wolfgang Pelzl, ein Nürnberger mit Dietfurter Wurzeln. Er hält an seinem Zeit- und Bauplan fest. Im Sommer 2021 will er mit dem Neubau beginnen, an seinen Plänen habe sich auch durch Corona nichts geändert, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung.
In der jüngsten Sitzung hatte der Stadtrat den vorhabenbezogenen Bauplan gebilligt, der nun beim Landratsamt in Neumarkt liegt. Pelzl plant dort einen Vollsortimenter mit rund 25000 Artikeln, der den bestehenden Markt am anderen Ortsende ersetzen wird.
Aber zunächst sind die Archäologen am Zug. Nachdem im Talraum um Dietfurt vor vielen Jahren die Kelten siedelten, waren auch hier Funde zu erwarten. "Es sind Funde da", bestätigt Pelzl im Gespräch mit unserer Zeitung, nachdem das Grabungsbüro mit seiner Arbeit noch nicht fertig ist, seien weitere Ausgrabungen zu erwarten. "Wir stehen in engem Kontakt mit den Denkmalschutzbehörden zusammen", so Pelzl. Insgesamt wurden 1500 Quadratmeter Oberboden zur Vorsondierung abgeschoben.
"Wir sind guten Mutes", sagt Pelzl, "dass wir ganz einfach drüber bauen dürfen". Das sei auch beim Neubau des Baustoffhandels der Baywa im Wesentlichen so praktiziert worden.
Ein kurzer Rückblick: Vor ziemlich genau einem Jahr war Wolfgang Pelzl erstmals im Stadtrat vorstellig geworden und hatte seine Pläne vorgestellt für einen modernen Verbrauchermarkt in der Hauptstraße 63 gegenüber von Netto und Norma. Der neue Markt mit einer Verkaufsfläche mit einer Größe von rund 2000 Quadratmetern, einem Backshop und einem Café sollte an die Edeka vermietet werden. Er werde Dietfurt als Einkaufsstadt stärken, war sich Pelzl sicher, und die bislang in die Nachbargemeinden abfließende Kaufkraft in der Sieben-Täler-Stadt halten. Den Zuwachs an Kaufkraft bezifferte er mit mehr als fünf Millionen Euro pro Jahr, und versprach eine erhebliche Aufstockung des Drogerie- und Bio-Sortiments. Fürs erste jedoch wurde das Thema nach heißer Debatte und einer Abstimmung mit einer Mehrheit elf zu sieben Stimmen von der Tagesordnung genommen und auf die Juli-Sitzung vertagt. Die Abstimmung vier Wochen später ergab eine knappe Mehrheit für den Neubau.
Unter Federführung von Angeliki Gleixner von den Grünen formierte sich Protest in Gestalt eines Bürgerbegehrens. Hauptargument war der Verlust des bestehenden Edeka-Markts im Westen der Altstadt. Weiter ins Feld geführt wurden der unnötige Flächenverbrauch und die negativen Auswirkungen für den Einzelhandel der Innenstadt. Zwischenzeitlich hatte sich auch im Stadtrat der Wind gedreht, alle drei Fraktionen sprachen sich für den Edeka-Markt am neuen Standort aus.
Parallel zum Bürgerbegehren initiierte der Stadtrat ein Ratsbegehren. Im November waren dann die rund 5000 Dietfurter aus der Stadt und den Ortsteilen an die Urnen gerufen. Das Ergebnis: 63,2 Prozent stimmten "für eine zukunftsfähige Lebensmittel-Vollversorgung" und damit für den Edeka-Neubau im Gewerbegebiet am östlichen Ortsrand. Im Umkehrschluss waren 36,8 Prozent "gegen den Bau eines zusätzlichen Supermarkts am östlichen Ortsende von Dietfurt".
uke
