Dietfurt
Drachenprinzessin auf dem Kaiserthron

Chinesenfasching in Dietfurt

20.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:47 Uhr
Ein bunter Blickfang und Fotomagnet ist jedes Jahr aufs Neue der chinesische Drache, der von der Gruppe Fanderl und Freunde getragen wird. −Foto: Kirschner/Ammer

Es geht auch ohne Kaiser: Einen mitreißenden Chinesenfasching haben rund 13000 Menschen in Dietfurt gefeiert. Im Zentrum stand statt des Drachenherrschers die Schattenprinzessin, die dem bunten Spektakel etwas Mystisches verlieh.

 

Dietfurt - Das Bild, das sich den Zuschauern beim Unsinnigen in diesem Jahr bot, unterschied sich rein äußerlich in keiner Weise von dem der Vorjahre. Ein bunter Zug aus 45 fantasievoll gestalteten Wagen und kostümierten Fußgruppen startete mit leichter Verspätung. Gut gelaunte Menschen tanzten, schunkelten und marschierten durch die Straßen der Altstadt, warfen Bonbons und riefen den Schlachtruf der Dietfurter Chinesen: "Kille-Wau".

 

Auf dem Podium hatten heuer weniger Gäste aus dem Reich der Mitte Platz genommen als in anderen Jahren, das Coronavirus hatte sie von einem Besuch in Bayrisch-China abgehalten. Im Rathaus begrüßte Bürgermeisterin Carolin Braun als Obermandarine Cao-Lin ohne Kaiser die Ehrengäste. Auf der Liste fanden sich Bernd Einmeier von der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft für Wirtschaft, Bildung und Kultur aus Landshut, Volker Wagner, Ehrenpräsident vom Bund Deutscher Karneval, sowie Arthur Troidl von der Vereinigung Ostbayerischer Faschingsgesellschaften.

 

Drei Wochen vor den Kommunalwahlen hatten sich auch Landrat Willibald Gailler und Staatsminister Albert Füracker (beide CSU) die Zeit für einen Besuch in Bayrisch-China genommen. Normalerweise sei er jedes Jahr am Chinesenfasching, erzählte Füracker - "weil es mal was anderes ist". Faschingsnarr ist er keiner, "aber ich bin auch kein Spielverderber", so der Minister schmunzelnd. Außerdem sei er schon zu Schulzeiten auf den Chinesenfasching gegangen - die Dietfurter Kinder am Parsberger Gymnasium hätten am Unsinnigen früher gehen dürfen und manchmal habe man sich ihnen auch als Nicht-Dietfurter angeschlossen.

 

Aus der bedauerlichen Tatsache, dass sich für diesen Fasching kein Thronfolger für den vor einem Jahr emeritierten Kaiser Fu-Gao-Di fand, machten die Dietfurter Chinesen das Beste. So fand sich die Kaisersuche als Thema bei vielen Gruppen wieder. Die KAB suchte den neuen Kaiser in orientalischen Gewändern unter dem Motto "Der Sultan aus dem Morgenland, der wär auch schön im Kaisergwand", ein bayrisch-chinesischer Pumuckl der Gruppe Herrentour hatte einen unsichtbaren Kaiser ausgemacht und die Gruppe Mikado ging "mit Schwert und Charme die Kaisersuche an".

 

Mangels eines Kaisers hatten die Organisatoren quasi als Interimslösung eine jugendliche Drachenprinzessin auf den Kaiserwagen postiert. Die zwölfjährige Emilie Leopold war in die Rolle der Vermittlerin zwischen den Dietfurtern und den Kaiserahnen geschlüpft. Fünf Mönche geleiteten sie aufs Podium. Bei der anschließenden Podiumsgaudi mahnte sie zur Geduld: "Ein wenig zur Geduld muss ich euch noch mahnen, denn als weise Seherin sprech' ich mit den Ahnen, sie lassen euch grüßen und raten ganz konfuzianisch, behaltet die Ruhe und werdet nicht panisch." Im Jahr der Ratte, da war sich die Prinzessin ganz sicher, werde sich noch ein Kaiser oder eine Kaiserin finden.

Die Mönche hatten zwar drei Kandidaten ausgemacht, aber die bestanden alle die Prüfungsfragen nicht. Die Prinzessin schickte die Mönche noch einmal auf die Reise, aber vorher hätten sie sich eine "ordentliche Feierei" verdient. Und das haben sie dann alle umgesetzt, die Dietfurter und ihre Gäste: Bis tief in die Nacht wurde an diesem kaiserlosen Unsinnigen ausgelassen, aber friedlich gefeiert.

 

 

Ursula Kirschner, Isabel Ammer