Mühlbach - Eier sind zum Lebensinhalt für Waltraud Frischeisen geworden. Nicht etwa in Form von Dotter und Eiweiß als Rührei oder Kuchenzutat. Ihr Interesse gilt nur den kalkigen Schalen als Trägermaterial für Farbe und Fantasie. Wo andere Künstler ihre Talente auf Leinwand oder Papier austoben, hat "Red", wie sie von Freunden in Italien wegen einstmals roter Haarsträhnen und einer rot gestreiften Hosen genannt wird, ihre Passion zu Eiern gefunden.
Früher waren es Hühnereier, die sie selbst ausgeblasen und den Inhalt an eine benachbarte Bäckerei gegeben hatte. Inzwischen kauft die quirlige 80-jährige Dame längst leere Enten- und Gänseeier und malt darauf wahre Kunstwerke. "Ja hören sie mal", kontert sie entrüstet die Frage, wie viele von den zerbrechlichen Kalkschalen beim Bemalen denn kaputt gehen. Schließlich widmet sie sich schon seit 30 Jahren dieser seltenen Kunstsparte und hat längst die entsprechende Routine im Handling intus.
Ähnlich verhält es sich mit der Kunstfertigkeit, das Bildnis auf den Eiern in den richtigen Proportionen wirken zu lassen. Wo alle anderen Künstler ihre Werke auf flache Oberflächen und damit auch in berechenbaren Proportionen zaubern, ist der Malgrund von "Red" gewölbt. Vor allem bei Portraits ist das immer wieder eine Herausforderung. "Im Auge ist ein Lichtpunkt und den muss ich treffen. Das weitere Bemalen geht dann zumeist intuitiv und oft ist es eine fortwährende Korrektur bis zum fertigen Bild", erzählt sie von ihrer seltenen Gabe. Irgendwie scheint die gebürtige Münchnerin, die der Liebe wegen in die Region gezogen war, dabei in Perfektion vernarrt zu sein. Und so braucht sie für ein Bild von Karl Valentin schon mal 19 Stunden, bis der Komiker den Betrachter in scheinbar perfekter Symmetrie anlächelt.
Stilistisch lässt sich Frischeisen in ihrem Wirken nicht festlegen und sie beschränkt sich auch nicht nur auf österliche Szenen. Bauernmalerei-Motive finden sich in ihrem Repertoire ebenso wie die lächelnde Mona Lisa, der Revolutionär CheGuevara, eine freizügige Schönheit aus den 1930-ern oder lineare Farbkompositionen der Moderne. In einer gläsernen Vitrine lenkt sie den Blick der Besucher auf ganz besondere Eier-Schätze. Darin hat sie die Cresaille-Technik für sich entdeckt. Auf schwarzer Grundfarbe wird nur mit weißen Pinselstrichen ein ganz besonderer Effekt vorzugsweise in der Portraitmalerei hervorgerufen. "Ich bin auch sonst recht aufgeschlossen, mag experimentellen Jazz, Metal-Musik und Techno" bekennt die lebensfrohe 80-jährige freimütig. Zum künstlerischen Eierbemalen ist die gelernte Sprechstundenhilfe bei ihrer Arbeit für ein finnisches Möbelhaus in München gekommen, als sie das österliche Schaufenster dekorieren sollte. Ein Kollege hat ihr Talent erkannt und sie zu einer Ausstellung angemeldet. Seither ist "Red" Waltraud Frischeisen den Eierschalen verfallen. In zahlreichen Malkursen und eigenen Versuchen hat sie über viele Jahre ihre Maltechnik perfektioniert.
Jedes Jahr bemalt sie in ihrer Wohnung in Mühlbach etwa 600 Stück mit jeweils ganz individuellen Motiven. Kein Ei gleicht dem anderen. Wie viele Tausende sie in den vergangenen 30 Jahren schon unter ihrem Pinsel hatte, kann sie gar nicht sagen. "Das Teuerste habe ich damals für 3000 D-Mark in München verkauft", erinnert sie sich gerne. Seit einigen Jahren besucht "Red" mit ihren Kunstobjekten viele Verkaufsmessen zwischen Wien, Den Haag und Compiègne in Frankreich. Heuer allerdings stellte sie wegen des Coronavirus nur in Erlangen und in dieser Woche von Montag bis Donnerstag im Dorfgemeinschaftshaus in Mühlbach aus.
Wer mehr über ihr Können und ihre Kunst wissen oder für die eigene Stube noch einen künstlerischen Osterschmuck haben möchte, kann sie gerne auf ihrer Internetseite www.eiartred-frischeisen.net besuchen.
-Foto: Foto: Erl
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