Hirschberg
"Vergangenheit darf uns nicht einholen"

Volkstrauertag in Hirschberg: Bei den Ansprachen wird ein Bezug zu aktuellen Entwicklungen hergestellt

18.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:35 Uhr
  −Foto: Patzelt

Hirschberg (pa) Wie bereits in den Vorjahren haben die Hirschberger auch heuer den Volkstrauertag in zwei Teilen gestaltet.

Zunächst hielt Spiritual Pius Schmidt in der Schlosskapelle einen Gedenkgottesdienst für alle Opfer der beiden großen Kriege sowie des Terrors und der Gewalt. Danach bewegte sich ein langer Zug zur gemeinsamen Gedenkfeier am Ehrenmal, an dem auch Fahnenabordnungen der Feuerwehr und des Schützenvereins teilnahmen. Die Fahne des ehemaligen Kriegervereins Hirschberg/Beilngries begleiteten Reservisten.

Für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgte der Raitenbucher Frauenchor. Die Leitung lag in den Händen von Werner Hentschel. Er ist Diözesanreferent für Liturgie und Geschäftsführer der Liturgiekommission des Bistums Eichstätt. In seiner Predigt ging Schmidt auf die Lesung und das Evangelium über das Ende von allem Weltlichen näher ein. "Dieses apokalyptische Szenario ist uns gar nicht so fremd. Täglich berichten auch heute die Medien über Krieg und Gewalt", stellte der Geistliche fest. Es stelle sich die Frage, wie man damit umgehe. Laut Schmidt dürfe man inmitten dieser Weltuntergangsstimmung stets auf die Frohe Botschaft des Herrn hören. "Lasst euch nicht erschrecken, geratet nicht in Panik. Und vor allem: Lasst euch im Glauben und Gottvertrauen nicht verunsichern. Jede Zeit ist Gottes Zeit. Lernt die Zeichen dieser Zeit verstehen", rief der Spiritual den Gottesdienstbesuchern zu. Trotz vieler Anfeindungen gegen die Kirche würden noch viele das lodernde Feuer des Glaubens in sich tragen.

Nach dem Gottesdienst ging es im Schweigemarsch den Weg hinunter zum geschmückten Kriegerdenkmal. Im Auftrag der Stadt Beilngries hielt der zweite Bürgermeister Anton Grad die Rede vor dem Ehrenmal. Laut Grad sollte man diese Gedenkstunde nicht als Pflichtübung betrachten. Unsere Aufgabe sei es vielmehr, der Geschichte in die Augen zu sehen und die Erinnerung an die Opfer, an Tod, Angst und Leid, an den Verlust von Familienangehörigen, an den Verlust von Hab und Gut sowie an den Wahnwitz von Kriegen wach zu halten. "Aber wie schaut die Wirklichkeit, die Gegenwart aus? Wer hätte gedacht, dass seit Jahren auch bei uns wieder Gewaltandrohungen und Anfeindungen immer brutaler werden und immer mehr zum Alltag gehören? Dass Antisemitismus, Rechts- und Linksextremismus immer mehr Oberwasser bekommen? ", setzte Grad fragend seine Rede fort. Der Anschlag auf die Synagoge in Halle habe eine neue Eskalationsstufe gezeigt, die Angst und Sorge unter den jüdischen Mitbürgern verbreite. Gleiches gelte für den Mord an Walter Lübcke.

Laut dem Vize-Bürgermeister kann man sich offensichtlich nicht darauf verlassen, dass die richtigen Lehren aus der Vergangenheit gezogen werden. "Deshalb dürfen wir nicht aufhören, alles daran zu setzen, dass uns die Vergangenheit nicht wieder einholt", betonte Grad. Alle müssten ein gemeinsames Ziel haben: Nie wieder Gewalt, nie wieder Krieg. Als Zeichen der Verbundenheit mit den Gefallenen und Vermissten aus Hirschberg hatte die Stadt Beilngries eine Schale am Kriegerdenkmal abgestellt. Thomas Sedlmeier tat dies ebenso im Auftrag der örtlichen Feuerwehr. Zum Lied vom Guten Kameraden krachten Böllerschüsse in den Nachthimmel und es wurden die Fahnen gesenkt. Worte des Dankes richtete Ortssprecher Peter Röll an alle, die zur würdigen Gedenkstunde beigetragen hatten. Das Gedenken vor dem Ehrenmal endete mit der Deutschlandhymne, intoniert von der Original Altmühltaler Blaskapelle Beilngries unter der Leitung von Peter Zimmer.