Postbauer-Heng
Ministerin zu Gast

400 Besucherinnen bei Landfrauentag mit Michaela Kaniber

08.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:29 Uhr
Umgeben von Ehrengästen trägt sich Ministerin Michaela Kaniber ins Goldene Buch des Marktes Postbauer-Heng ein. −Foto: Meyer

Postbauer-Heng (fxm) Der traditionelle Landfrauentag des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) ist heuer mit dem Weltfrauentag zusammengefallen.

Rund 400 Bäuerinnen aus dem Landkreis Neumarkt, die in die Sporthalle der Erich-Kästner-Schule in Postbauer-Heng strömten, hatten also gleich zweifachen Grund zu feiern. Hauptrednerin war Michaela Kaniber (CSU), die Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Kreisbäuerin Sieglinde Hollweck konnte zum Landfrauentag auch Heimat- und Finanzminister Albert Füracker , Landrat Willibald Gailler, "Hausherrn" Bürgermeister Horst Kratzer (alle CSU), Neumarkts Stadtoberhaupt Thomas Thumann (UPW/FW) sowie weitere Bürgermeister begrüßen. Das kirchliche Leben vertraten Dekanin Christiane Murner und Pfarrer Markus Fiedler.

Die Landwirtschaft werde zu Unrecht an den Pranger gestellt, sagte Hollweck. "Wir wollen im Dialog bleiben, andere wollen das nicht", kritisierte die Kreisbäuerin. "Wir schuften, oft bis zu 18 Stunden am Tag, damit Menschen Frisches auf dem Tisch haben", umriss sie die Tätigkeit in der Landwirtschaft. "Unsere Landwirtschaftsministerin ist eine glaubwürdige Vertreterin, gerade weil sie nicht aus der Landwirtschaft kommt", gab Finanzminister Füracker seiner Kabinettskollegin Vorschusslorbeeren.

Michaela Kaniber, die aus dem Berchtesgadener Land stammt, ging ausführlich auf das Volksbegehren "Rettet die Bienen" ein. Die Initiatoren wollen 30 Prozent Bio-Produkte. "Wer unterschrieben hat, soll sich im Supermarkt auch 30 Prozent Bio-Produkte in seinen Wagen legen", forderte Kaniber die Unterzeichner energisch auf. Derzeit liegt nämlich der Anteil zwischen sieben und zehn Prozent. Wenn laut Volksbegehren Streuobstflächen ein Biotop werden sollen, dann ist das wie eine Enteignung, schimpfte die 41-Jährige. "Die Landwirte sind nicht die Sündenböcke für den Artenschwund . Außen vor bleibt immer der Verbraucher", meinte Kaniber. Alle zusammen müssten aber dafür Verantwortung übernehmen, die Kirchen und Gemeinden, die Landwirtschaft und die Bürger. Die Bäuerinnen als Leistungsträgerinnen ermunterte sie eindringlich, ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, aktiv Öffentlichkeitsarbeit für ihren Berufsstand zu betreiben und zu zeigen, was sie schon alles für Natur- und Artenschutz gemacht hätten. Für diese Leistung müssten die Landwirte weiterhin mit Fördergeldern unterstützt werden.

Die Kinder sollten in Kindergärten und Schulen noch mehr sensibilisiert werden für Essen und Trinken. "Alle Referendare sollen deshalb einen Wochenendkurs auf einem Bauernhof machen", lautete Kanibers Vorschlag dazu an den Kultusminister. Sie argwöhnte, dass besonders in Großstadtschulen der Bauernstand schlecht gemacht werde. Kaniber lobte die Idee des Landfrauenfrühstücks für einen Dialog mit Verbrauchern. Zwischen Landwirtschaft und der örtlichen Gastronomie wünschte sich die Ministerin eine Vernetzung für den besseren Absatz von landwirtschaftlichen Erzeugnissen vor Ort. Die bevorstehende Europawahl im Mai streifte die Rednerin nur am Rande. Nach ihrer Rede trug sich Kaniber ins Goldene Buch des Marktes Postbauer-Heng ein.

Aus der Hand von Kreisbäuerin Sieglinde Hollweck erhielt Barbara Weigl aus Schnufenhofen das Silberne Herz, eine besondere Auszeichnung. Die heute 75-Jährige musste im Jahr 1951 im Alter von zehn Jahren ihre Heimat verlassen. Ihr Dorf Pielenhofen wurde im Zuge der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Hohenfels geräumt. Hollweck trug die Erinnerungen von Barbara Weigl vor, an den letzten Schultag, den letzten Gottesdienst. In Schnufenhofen konnte die Familie einen Bauernhof erwerben. Es dauerte 25 Jahre, bis es die Amerikaner erlaubten, dass ehemalige Bewohner von Pielenhofen im Jahr 1976 wieder ihre alte Heimat besuchen konnten. "3200 Menschen wurden vertrieben und Barbara Weigl ist eine Zeitzeugin, die Erinnerungen wachhalten kann", sagte Hollweck in ihrer Würdigung. Barbara Weigl organisiert immer wieder Aussiedlertreffen. "Dass dort ein Naturidyll entstanden ist, tröstet mich über den Verlust der Heimat hinweg", sagte Weigl. Anneliese Frodel bekam Urkunde und Ehrennadel für 25-jährige Treue zum Landfrauenchor.

Für einen humorvollen Nachmittag sorgte Jodelkaiser Josef Ecker, der die Frauen natürlich auch zum Mitmachen aufforderte. Ecker wird auch am 19. März zur Lebenshilfe auf den Höhenberg kommen. Dort wollen die Landfrauen den Menschen mit Behinderung das Geld übergeben, das als soziales Projekt beim Landfrauentag gespendet wurde.